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Hochwasser Bitterfeld: Tausende Menschen fliehen vor der Flut


Unglücke
Tausende Menschen fliehen aus Bitterfeld

Von afp, reuters, t-online, dpa
Aktualisiert am 07.06.2013Lesedauer: 5 Min.
Wettlauf gegen die Zeit: In Bitterfeld rüsten sich die Menschen mit Sandsäcken gegen die drohende FlutVergrößern des BildesWettlauf gegen die Zeit: In Bitterfeld rüsten sich die Menschen mit Sandsäcken gegen die drohende Flut (Quelle: ap-bilder)
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Die Hochwasserlage spitzt sich im Osten weiter zu. Jetzt werden Teile von Bitterfeld und der nahen Gemeinde Muldestausee in Sachsen-Anhalt evakuiert. Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld forderte Tausende Menschen auf, sofort ihre Häuser zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen. In dem Gebiet leben 10.000 Bewohner.

Grund seien Bau- und Sicherungsarbeiten an einem Kanal, um einen bereits seit Tagen bestehenden Deichbruch zu verschließen. Dadurch bestehe die Gefahr eines Wassereinbruchs in den Goitzschesee, in dessen Folge Teile der Stadt überschwemmt werden könnten. Betroffen von dem Aufruf sind die Bewohner in Bitterfeld östlich der Bahnlinie und in Friedersdorf. Bereits seit Tagen sind tausende Einwohner zur Evakuierung aufgefordert. Viele sind dem aber laut Katastrophenstab bislang nicht gefolgt.
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Flut trifft Magdeburg heftiger als erwartet

Unterdessen steigt das Hochwasser der Elbe in Magdeburg deutlich schneller und vermutlich höher als erwartet. Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass ein Höchststand von 7,30 Metern erreicht werden könnte, berichtete Oberbürgermeister Lutz Trümper. Bislang waren für Sonntag 7,20 Meter erwartet worden. Am Freitagvormittag zeigte ein Pegel 7,11 Meter, vorhergesagt waren 6,90 Meter. Bereits das ist ein neuer Rekordwert. Beim Hochwasser 2002 war dagegen ein Stand von 6,72 Metern erreicht worden. Normal sind für die Elbe in Magdeburg knapp zwei Meter.

Der Hochwasserscheitel werde voraussichtlich fünf Tage anhalten. Diese Zeit durchzuhalten, sei die Herausforderung, sagte der Oberbürgermeister. Um ein Überlaufen eines Deiches am Umflutkanal in Höhe des Ortsteils Pechau zu verhindern, werde dieser derzeit erhöht und verstärkt.

Trümper sagte, es seien für Magdeburg 2000 zusätzliche Bundeswehrsoldaten angefordert worden. Bereits jetzt helfen Tausende in und um Magdeburg, die Deiche gegen die Wasserflut zu verstärken.

Drittes Todesopfer in Wittenberg

In der ebenfalls sachsen-anhaltinischen Stadt Wittenberg hatte es am Donnerstagabend ein drittes Todesopfer der Flutkatastrophe gegeben: Im Kampf gegen die Wassermassen kam ein 74 Jahre alter Mann ums Leben.

Er wurde von einem Baufahrzeug erfasst, das Sandsäcke transportierte. Der Mann war offenbar selbst als Helfer im Einsatz gewesen.

Verteidigungsminister Thomas de Maizière kommt heute in die Hochwassergebiete in Sachsen-Anhalt. Der CDU-Politiker besucht Lödderitz, hieß es vom Verteidigungsministerium. Die Menschen dort sind vom Elbe-Hochwasser bedroht.

Polizei hält nach Plünderern Ausschau

Nachdem in Sachsen-Anhalt viele Menschen wegen des Hochwassers ihre Wohnungen verlassen mussten, hält die Polizei dort verstärkt Ausschau nach Plünderern. Noch sei in keine Wohnung eingebrochen worden, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums in Magdeburg. In den besonders stark von den Fluten betroffenen Gebieten an der Saale patrouillierten seit Tagen Polizeikräfte.

Elbe in Dresden geht zurück

In Sachsen hat das Elbe-Hochwasser dagegen seinen Höhepunkt erreicht. In Dresden verharrte der Fluss am Donnerstag stundenlang bei 8,76 Metern. Die Behörden hatten einen Höchststand um die neun Meter geschätzt. Am frühen Freitagmorgen war die Situation in der Stadt nach Angaben eines Sprechers stabil.

Die niedrigeren Pegelstände stimmten zwar optimistisch, die Situation an den zum Teil durchweichten Deichen sei aber weiterhin problematisch. So musste in der Landeshauptstadt ein Teil der Leipziger Straße gesperrt werden, da ein Haus einzustürzen drohte. "An dem Mehrfamilienhaus wurden Risse festgestellt, Statiker sollen es heute untersuchen", sagte ein Stadtsprecher.

Nach Angaben des Innenministeriums wurden in Sachsen bisher rund 16.000 Menschen in Sicherheit gebracht. Der hohe Wasserstand könne noch vier bis fünf Tage anhalten, hieß es.

Für Brandenburg wird es "ganz knapp"

Dem Norden steht derweil das Hochwasser erst noch bevor. Bundesländer wie Niedersachsen und Brandenburg rüsten sich für die anrollenden Wassermassen. "Das wird ganz knapp", sagte ein Sprecher des Brandenburger Innenministeriums in der Nacht zum Freitag.

Die von Süden kommenden Wassermassen haben die Deiche stark belastet. Kritisch ist die Lage nach Angaben der Koordinierungsstelle Katastrophenschutz vor allem in Mühlberg an der Elbe. Dort stieg das Wasser in der Nacht bis auf 9,88 Meter. Bald soll der Höchststand erreicht werden. Stündlich nimmt der Wasserstand um knapp einen Zentimeter zu. Angelegt sind die Deiche in der Stadt auf zehn Meter Wasserhöhe.

Die 2100 Einwohner, die die Stadt freiwillig verlassen sollten, sind bisher zu großen Teilen geblieben. Das größte Problem ist die Dauer des Hochwassers. Brandt rechnet damit, dass es noch etwa eine Woche lang Druck auf die Deiche ausüben wird.

In und um Mühlberg waren am Morgen rund 600 Einsatzkräfte weiter damit beschäftigt, den Deich zu sichern und mögliche Sickerstellen zu stopfen. Auch die Lage an der Schwarzen Elster und der Spree ist weiterhin angespannt.

Am Donnerstagabend verhinderten Einsatzkräfte mit Unterstützung durch Bundeswehr-Hubschrauber einen etwa 50 Meter langen Deichabrutsch in Herzberg. In der Nacht kam es bei der Ortschaft Frauendorf südlich von Cottbus auf einer Länge von sechs bis zehn Metern zu einem Dammbruch an der Spree. Menschen waren laut Innenministerium aber nicht in Gefahr.

Teile Hitzackers werden geräumt

In Niedersachsen wird die auf einer Insel gelegene Altstadt Hitzackers bis Sonntag evakuiert. "Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Ab einem bestimmten Pegel muss der Landkreis handeln", sagte ein Sprecher des Kreises. Man gehe von einem Pegelstand der Elbe von 8,15 Metern statt der bisher von der Hochwasserzentrale in Magdeburg angenommenen 7,65 Meter aus.

Bereits heute sei die Insel für den Autoverkehr gesperrt. Ab Samstag gebe es ein "Betretungsverbot für Fremde". Betroffen sind von der Evakuierung rund 250 Menschen. Die Altstadtinsel ist von Nebengewässern der Elbe komplett umschlossen.

Thüringen: Abwasser verschmutzt Fluss

Nach der Überflutung von Kläranlagen in Thüringen fließt dort das Abwasser von 20.000 Haushalten völlig ungefiltert in den Fluss Weiße Elster. Wie der MDR berichtete, sind die Kläranlagen in Greiz und Berga überschwemmt. Bürgermeister Gerd Grüner sagte: "Die Technik und die Verwaltung sind abgesoffen." Er gehe davon aus, dass es überall in den Hochwassergebieten derartige Probleme mit dem Abwasser gebe. Der Zweckverband war wegen des Ausfalls der Telefonanlage durch die Flut nicht erreichbar. Der MDR berichtete unter Berufung auf die Werkleiterin Ines Watzek, die Abwässer seien wohl nicht giftig oder hochbelastet.

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Donau-Deiche um Deggendorf weiter gefährdet

Auch im Donau-Gebiet ist die Katastrophe noch nicht ausgestanden: Trotz sinkender Pegelstände waren tausende Menschen in Bayern weiter von Hochwasser und Überschwemmungen bedroht. In der besonders gefährdeten Region um Deggendorf und Straubing ging das Wasser zwar leicht zurück. An einigen Stellen drohten die durchgeweichten Dämme aber weiterhin zu brechen. Insgesamt mussten mehr als 4000 Menschen in der Krisenregion ihre Häuser verlassen.

Wie der Hochwassernachrichtendienst (HND) meldete, registrierten noch 41 von 239 bayerischen Pegeln Hochwasser. Vor allem auf der Donau von Straubing bis Passau bleibt es bei der höchsten Meldestufe 4.

Bahn richtet Hotline zu Hochwasser-Ausfällen ein

Die Hochwasser-Katastrophe in Deutschland führt auch zu Behinderungen im Fernbahnverkehr. Wegen Gleissperrungen im Bereich Wittenberg werden die Züge zwischen Berlin und Leipzig über Dessau umgeleitet und sind eine Stunde länger unterwegs, wie die Deutsche Bahn in der Nacht zum Freitag mitteilte. Auch die Fahrzeiten auf der Strecke Magdeburg-Leipzig und in der Gegenrichtung verlängern sich.

Die Bahn hat eine kostenlose Hotline zu den Auswirkungen des Hochwassers auf den Bahnverkehr eingerichtet. Unter 08000/99 66 33 erhalten Kunden rund um die Uhr aktuelle Informationen. Weiterhin - zunächst bis zum 9. Juni - will die Bahn bei hochwasserbedingten Zugausfällen und Verspätungen kulant reagieren.

Über elf Milliarden Euro Schaden

Der Schaden durch die Flut für die deutsche Wirtschaft wird nach Befürchtungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertags DIHK über elf Milliarden Euro liegen. "2002 betrug der durch das Hochwasser hervorgerufene volkswirtschaftliche Schaden rund elf Milliarden Euro. In einigen Regionen dürfte das Ausmaß der Schäden eher größer sein als 2002", sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer der "Rheinischen Post".

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