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Amoklauf im "Club Q": Kriegsveteran Richard Fierro berichtet von Rettungsaktion


Veteran stoppte US-Todesschützen
Als die Schüsse fielen, ging Richard Fierro in den Kampfmodus

Von t-online, mk

Aktualisiert am 23.11.2022Lesedauer: 3 Min.
Army-Veteran Richard Fierro:Vergrößern des BildesRichard Fierro riss den Angreifer im "Club Q" zu Boden und verhinderte Schlimmeres: "Ich bin nur ein dicker alter Veteran, aber ich wusste, ich muss etwas tun." (Quelle: Jack Dempsey)
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Richard Fierro schaute mit seiner Familie eine Dragshow, als ein Schütze den "Club Q" stürmte. Der Kriegsveteran reagierte sofort – und rettete viele Leben.

Irak und Afghanistan waren weit weg am Samstagabend im "Club Q", aber Richard Fierros kriegsgeschulte Instinkte waren hellwach. 5 Menschen starben und 25 weitere wurden schwer verletzt, als ein 22-Jähriger mit einem Sturmgewehr den Nachtclub stürmte und um sich schoss. Auch der Freund von Richard Fierros Tochter überlebte den Abend nicht. Doch ohne den Mut des Kriegsveteranen wäre die Trauer in Colorado Springs noch größer.

"Ich weiß nicht genau, was ich getan habe, ich bin einfach in den Kampfmodus gegangen", erzählt der 45-Jährige nach seiner Heldentat der "New York Times". "Ich wusste nur, ich muss den Typen umbringen, bevor er uns umbringt." Fierro saß mit seiner Frau, seiner Tochter und ihrem Freund an einem Tisch nahe der Bühne, wo Dragqueens gerade ihre Show präsentierten, als er vom Eingang her das vertraute Stakkato eines Sturmgewehrs hörte.

"Im Gefecht passiert die meiste Zeit nichts"

Sofort warf sich Fierro auf den Boden und zog seine Familie hinterher, während die Kugeln durch den Raum zischten, Glasflaschen zerbarsten und Menschen in Todesangst schrien, erzählt er der US-Zeitung. Fierro schaute demnach auf und sah den Schützen – ein 150-Kilo-Mann in voller Kampfmontur – in Richtung eines Innenhofes laufen, in den sich viele Gäste geflüchtet hatten. Fierro folgte dem Angreifer, riss ihn an einer Schlaufe seiner Kampfmontur zu Boden und warf sich auf ihn. Er griff nach dem Sturmgewehr des Mannes, das dieser beim Sturz verloren hatte, doch in dem Moment zog der Schütze schon eine Pistole.

"Ich nahm ihm die Pistole ab und fing an, auf seinen Kopf einzuschlagen, immer wieder", erinnert sich Fierro, der 15 Jahre lang in der US-Armee diente. Eine vorbeilaufende Frau wies er an, den Schützen mit ihren Stöckelschuhen zu bearbeiten. "Im Gefecht passiert die meiste Zeit nichts, und dann entscheidet sich alles in einer komplett verrückten Minute, in der du auf die Probe gestellt wirst", sagt Fierro. "Ich habe keine Ahnung, wie ich dem Typen die Waffe abgenommen habe. Ich bin ein ganz normaler Mann, ein dicker alter Veteran, aber ich wusste, ich muss etwas tun."

"Das hier ist schwieriger zu verarbeiten"

Wenige Minuten später traf die Polizei im "Club Q" ein, doch die Beamten müssen Richard Fierro für eine Bedrohung gehalten haben. Noch immer im Kampfmodus, mit der Pistole des Angreifers in der Hand und vollgespritzt mit dessen Blut lief Fierro durch den Club, brüllte nach Sanitätern, nahm einem Polizisten ein Bündel Aderpressen ab und versorgte damit Verletzte. Als Fierro zurück zu seiner Familie wollte, warf ihn ein Polizist zu Boden, legte ihm Handschellen an und brachte ihn in ein Polizeiauto. Erst nach einer Stunde durfte der Veteran endlich zu seiner Frau und seiner Tochter.

Fierro brachte die beiden mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus. Freunde der Familie waren noch im Club, zum Teil schwer verletzt, aber am Leben. Doch in dem Chaos hatten sie den Freund der Tochter aus den Augen verloren. Fierro fuhr zurück zum Tatort, suchte auch die Straße in der Umgebung ab – von dem jungen Mann keine Spur. Erst am folgenden Tag erhielten die Fierros den traurigen Anruf von der Mutter des Freundes: Er hatte nicht überlebt.

"Mein kleines Mädchen, sie hat geschrien und ich habe mit ihr geweint", sagt Fierro der "New York Times". Er wollte seine Familie trösten mit seinen Kriegserfahrungen aus Afghanistan und dem Iran, wo ihn der Gedanke an die Rückkehr zu seiner Familie bei Verstand hielt und auf die nächste Patrouille gehen ließ. "Aber ich fürchte, in diesem Fall gibt es keine nächste Patrouille", sagt Fierro. "Das hier ist schwieriger zu verarbeiten, denn wir sind ja schon zu Hause."

Verwendete Quellen
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