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Eifel-Zoo: Das ist die Geschichte vom erschossenen Kragenbär Mike


Ausbruch aus dem Eifel-Zoo
Erschossener Kragenbär hatte schon Menschen verletzt

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 03.06.2018Lesedauer: 4 Min.
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Kragenbären können 150 Kilo und schwerer werden. Dieses Tier ist ein Artgenosse des am Freitag erschossenen "Mike" aus dem Eifel-Zoo.Vergrößern des Bildes
Kragenbären können 150 Kilo und schwerer werden. Dieses Tier ist ein Artgenosse des am Freitag erschossenen "Mike" aus dem Eifel-Zoo. (Quelle: Reuters-bilder)

Kragenbär Mike ist tot – weil er beim Hochwasser im Eifel-Zoo in Lünebach aus seinem Gehege entkommen ist. Das ist seine Geschichte.

Im Eifel-Zoo Lünebach klingelte am Freitag das Telefon in der Verwaltung und im Restaurant laufend. Es ging aber niemand ans Telefon, es gab andere Baustellen nach der katastrophalen Überflutung dort. Weite Teile des 30 Hektar großen Geländes standen unter Wasser, einige Tiere könnten tot sein. Zäune und Gehege waren nicht zu sehen – und die Raubtiere auch nicht: Kragenbär Mike, zwei Löwen, zwei Tiger und ein Jaguar könnten entwichen sein. Das erfuhr die Leitstelle von Polizei und Rettungsdienste in Trier über einen Notruf aus dem Zoo.

Als die Nachricht die Runde machte, war ein Tier bereits tot. Ein Jäger hatte Kragenbär Mike erlegt, der 1984 in dem Zoo geboren wurde und dort seinen Lebensabend in einem kleinen Gehege verbringen sollte. Traurig klein, fanden Besucher oft und konnten deshalb einen Hinweis lesen. "Wenn ich im Bärenhimmel bin, entsteht hier eine neue, größere und schönere Anlage!" Dem Tier, seit ein paar Jahren "verwitwet" und alleine, sei es wegen seines Alters nicht mehr zuzumuten, in eine andere Anlage zu anderen Bären gebracht zu werden.

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Jetzt ist Mike, einer der Lieblinge der Zoobesucher, im Bärenhimmel, und Tierschützer werfen Fragen auf. Die Organisation Animal Peace erklärte bereits auf Facebook, man warte "gespannt darauf, mit welcher Begründung der Bär erschossen wurde". Militante Tierschützer fordern in sozialen Netzwerken bereits die Schließung des Zoos.

Es ist nicht das ersten Mal, dass der private Tierpark durch den mehr 150 Kilo schwere Bär Schlagzeilen macht. Mike hat in der Vergangenheit bereits drei Menschen verletzt, es waren Unfälle, aber sie haben gezeigt, dass ein Kragenbär kein Teddy ist.

Der im vergangenen Jahr verstorbene Zoo-Besitzer Hans Wallpott, eine Kölner Karnevalsgröße, kannte Mike schon mehr als 20 Jahre, als das Tier ihm 2007 den Arm zerfleischte: Der damals 80-jährige Wallpott, der das Gelände gekauft und den Zoo gegründet hatte, war am Personalzugang gestrauchelt und hatte Halt suchend zum Gitter gegriffen. Der Bär stürzte sich auf den rechten Arm und ließ erst ab, als ein Tierpfleger geistesgegenwärtig mit einem Spaten nach dem Bären schlug. Der Zoochef kam im Hubschrauber in eine Klinik.

Vater war zu Kind ins Gehege gesprungen

Drei Jahre später im Jahr 2010 zogen Zoobesucher einen niederländischen Touristen mit seiner dreijährigen Tochter verletzt aus Mikes Reich. Das Kind war auf den niedrigen Zaun gestiegen und vornüber ins Gehege gefallen, der Vater dann hinterher gesprungen. Beide mussten in Krankenhäuser gebracht werden, trugen aber keine bleibenden Folgen davon und machten dem Zoo keine Vorwürfe.

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Glimpflich ausgegangen sei das wohl auch deshalb, weil der Kragenbär das Mädchen nicht als Beute angesehen und nicht vor dem Vater verteidigt hatte, erklärte Isabelle Wallpott damals dem "Trierischen Volksfreund". Denn ansonsten hätte er sich das Kind geschnappt und in seine Höhle geschleppt. Und überhaupt sei Mike ruhig und behäbig, weil er schon älter war und zur Fettleibigkeit neigte.

Zoo hatte Jäger verständigt

Inzwischen war der Bär weit über 30, es sind aber Fälle von Artgenossen bekannt, die älter als 40 wurden. Auf ruhiges Gemüt und mögliche Altersschwäche bei dem Tier wollte es der Jäger offenbar nicht ankommen lassen. Er sei von dem Zoo verständigt worden und deshalb schnell dort gewesen, erklärte ein Sprecher der Polizei Prüm. Sicherheit geht vor, ein Kragenbär kann von Kopf bis Rumpf 1,80 Meter groß werden und gibt ein imposantes Bild ab, wenn er sich auf die Hinterbeine stellt. Aus Asien gibt es – sehr seltene – Berichte über tödliche Angriffe auf Menschen.

Über die Umstände von Mikes Tod wurde am Freitag nicht viel bekannt, vom Zoo gab es keine Stellungnahme. Die Behörden waren mit dem Hochwasser auch weiterhin vollauf beschäftigt und konnten lediglich bestätigen, dass ein Jäger geschossen hatte. Auf dem Gelände des Zoos.

Momentan hat der Zoo aber auch noch andere Sorgen als Fragen zum Tod des Bären: Die Höhe des Schadens durch das Hochwasser ist noch nicht absehbar. "Das ist ganz schlimm", sagt Andreas Kruppert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Arzfeld. Es auch ist noch nicht klar, wie viele der 400 Tiere in den Fluten umgekommen sind.

Zoo hatte möglichen Ausbruch gemeldet

Aber die Behörden konnten erklären, wie es zum Alarm kam, der den Eifelzoo am Freitag weltweit in die Schlagzeilen brachte. Zwei Tiger, zwei Löwen, ein Jaguar in Deutschland auf der Flucht – das griffen Medien auf allen Kontinenten auf. Dabei war nur Mike entkommen. Der Zoo hatte gemeldet, ein Bär sei ausgebrochen, und es könnten auch die weiteren Raubtiere ausgebrochen sein, erklärten Sprecher der Polizei Prüm und der Kreisverwaltung t-online.de. Ein Alarm, den die Behörden sehr ernst nehmen mussten. Die Leitstelle im nahen Trier löste eine Warnung über das Katastrophenwarnsystem des Bundes aus. Welche Tiere und wie viele – dazu gab es dort keine Angabe. Die Polizei verwies zunächst an die Kreisverwaltung. Die nannte die Tiger, die Löwen, den Jaguar. So war es dann auch in Eilmeldungen zu lesen.

Wegen der Wassermassen auf dem Gelände war es zunächst nicht möglich gewesen, nah genug an die Gehege heranzukommen und sicher zu sehen, ob sich die Tiere noch darin befinden. Der Bierbach fließt durch den Zoo und mündet dann in das Flüsschen Prüm, das weit über die Ufer getreten war. "Es war nicht klar, wo die Tiere sind", sagte Bürgermeister Kruppert.

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Drohnen zur Suche eingesetzt

Mit einer Drohne sollten dann die Verhältnisse an den Raubtiergehegen genauer inspiziert werden. Als diese Suche anlief, waren Mitarbeiter von Veterinäramt, Zoo, Polizei und Jäger schon darauf eingestellt, den anderen Tieren zu begegnen. Man werde versuchen, sie lebend zu fangen, sagte ein Mitarbeiter des Kreises. "Aber das geht ja nicht immer, wie man beim Bären gesehen hat."

Wegen der starken Regenfälle lieferte die Drohne dann kein Signal.Doch dann gab es Klarheit aus dem Zoo von Einsatzkräften, die sich vorsichtig vorgewagt hatten: Die beiden Löwen, die beiden Tiger, der Jaguar – alle noch im Tierpark. Sie waren nie ausgebrochen. Zu Sicherheit sei aber noch Polizei an den Gehegen, erklärte ein Sprecher der Kreisverwaltung am Freitagabend. Und die Zäune werden untersucht.

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