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Die "Bright Stars" aus dem Südsudan: Die jüngste Nationalelf der Welt


"Bright Stars" aus dem Südsudan
Mehr als eine Sensation: Die jüngste Nationalelf der Welt

Von Benjamin Zurmühl

Aktualisiert am 17.11.2019Lesedauer: 3 Min.
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Kenny Athiu: Der über zwei Meter große Stürmer Südsudans steht bei Melbourne Victory unter Vertrag.Vergrößern des Bildes
Kenny Athiu: Der über zwei Meter große Stürmer Südsudans steht bei Melbourne Victory unter Vertrag. (Quelle: Icon SMI/imago-images-bilder)

Der Südsudan stellt die jüngste Nationalelf der Welt. Erst seit wenigen Jahren spielen die "Bright Stars" unter eigener Flagge. Doch viele Spieler stehen ganz woanders unter Vertrag – in Australien.

Für die Nationalspieler des Südsudans gibt es keine Heimspiele. Gut, auf dem Papier sind es vielleicht Heimspiele, aber in ihrem eigenen Land spielen sie nicht. Denn das einzige verfügbare Stadion in der Hauptstadt Juba wird seit April dieses Jahres umgebaut. Deshalb tragen die "Bright Stars", wie die Nationalmannschaft Südsudans auch genannt wird, ihre Heimspiele über 1.800 Kilometer entfernt von Juba aus. In Khartoum, der Hauptstadt Sudans, empfangen sie ihre Gegner.

Für viele Spieler macht diese Entfernung keinen großen Unterschied aus, denn die Anreise ist für sie lange genug. Über ein Drittel des aktuellen Kaders der Nationalmannschaft Südsudans spielt nämlich in Australien. Das liegt nicht an besonderem Scouting australischer Fußball-Klubs in dem jüngsten Land der Welt. Es liegt daran, in den späten 1990er und den 2000er Jahren viele Menschen aus dem Südsudan nach "Down Under" flüchteten.

Vom Kindersoldat zum Fußballprofi

Laut einer Volkszählung von 2011 leben in Australien rund 3.500 Menschen südsudanesischer Abstammung. Unter ihnen sind viele Fußball-Profis, die in der A-League, der höchsten Spielklasse Australiens spielen. Da wäre zum Beispiel Abraham Majok. Der junge Stürmer schaffte unter dem deutschen Trainer Markus Babbel bei den Western Sydney Wanderers den Durchbruch. Nach seinen starken Leistungen dort wurde er inzwischen von den Central Coast Mariners weggekauft.

Majok zählt zweifellos zu den Hoffnungsträgern der "Bright Stars". Gleiches gilt für Friday Zico. Der inzwischen 25-jährige Flügelspieler steht beim Armadale SC unter Vertrag, einem kleinen Klub in der Nähe von Perth an der Westküste Australiens. Zico zählt zum Stamm der "Acholi", einem der über 150 Stämme Südsudans. Auch seine Kindheit war von Schicksalsschlägen geplagt. Im Kindesalter floh er erst nach Uganda, dann nach Australien.

Im Interview mit "Planet Football" erzählte er sogar, dass er zuvor entführt wurde und Teil der Kindersoldaten war, die von Joseph Kony, einem Kriegsverbrecher, angeführt wurde. Die Flucht nach Australien rettete ihm das Leben. Der Fußball gab ihm eine Perspektive im Leben. Seine Leistungen fielen auf. 2015, zehn Jahre nach seiner Flucht, wurde er erstmals für die Nationalmannschaft nominiert.

"Das Einzige, was den Menschen Freude bereitet"

"Es war keine leichte Entscheidung, in den Südsudan zurückzukehren mit dem Wissen, was dort passiert. Das Land war weder stabil noch sicher", so Zico zu "Planet Football". Doch nach vielen Gesprächen mit Leuten aus seinem Umfeld traute er sich und feierte sein Debüt für die nationale Auswahl: "Fußball ist das Einzige, über das die Menschen im Südsudan reden. Fußball ist das Einzige, was den Menschen Freude bereitet. Selbst, wenn die Kinder vom Krieg betroffen waren und teilweise ihre ganzen Familien verloren haben, lächeln sie, wenn sie die Nationalmannschaft sehen."

Der Stolz, den die Fans der "Bright Stars" empfinden, ist groß. Besonders deshalb, weil sie die jüngste Nationalelf der Welt ist. Denn erst seit 2012, ein Jahr nach der Unabhängigkeit des Landes, ist der Fußballverband Südsudan ein Teil der Fifa. Die schlechteste ist sie aber nicht. Aktuell steht der Südsudan auf Platz 162 der Weltrangliste, vor Ländern wie Moldawien, Indonesien oder Gambia.


In Anbetracht der Ausgangslage, ist das eine sensationelle Leistung. Und der Südsudan ist noch nicht am Ziel. Aktuell kämpft das Team um die Qualifikation für den Afrika-Cup 2021. Am Mittwoch hatten die "Bright Stars" ihr erstes Spiel. In Malawi scheiterte das Team jedoch knapp mit 0:1. Vorbei ist der Traum von der Teilnahme am Afrika-Cup noch lange nicht. Ihnen bleiben fünf Spiele, um das Unmögliche möglich zu machen.

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