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"Putins Bluthund": Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow kündigt Rückzug an


Berüchtigter Tschetschenenführer
"Putins Bluthund" Kadyrow: "Meine Zeit ist gekommen"

Von t-online, wan

Aktualisiert am 04.09.2022Lesedauer: 3 Min.
Rasman Kadyrow bei einer Ansprache: Auf Telegram sprach er jetzt von einem wohlverdienten unbefristeten Urlaub.Vergrößern des BildesRamsan Kadyrow bei einer Rede: Auf Telegram sprach er jetzt von einem wohlverdienten unbefristeten Urlaub. (Quelle: IMAGO/Yelena Afonina/imago-images-bilder)
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Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow kündigt in einem Video einen unbefristeten Urlaub an. Experten sehen die Aussagen des Putin-Unterstützers skeptisch.

Der tschetschenische Führer und Putin-Unterstützer Ramsan Kadyrow will sich offenbar zurückziehen. In einem auf Telegram veröffentlichten Video gab der "Bluthund" Putins, wie er oft genannt wird, einen "langen und unbefristeten" Urlaub bekannt. "Wir haben ein Sprichwort unter Kaukasiern, Tschetschenen. Egal, wie respektiert und lang erwartet ein Gast ist, wenn er pünktlich geht, dann ist es noch angenehmer. Meine Zeit ist gekommen, bevor sie mich herausschmeißen", heißt es in einer Übersetzung der Medienseite "Nexta TV".

"Mir wurde klar, dass ich schon lange in meiner Position bin", sagte er laut Radio Free Europe in dem mit Lachern gespickten Video-Statement.

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Kadyrow hat Putin im Ukraine-Krieg mit eigenen Soldaten unterstützt, die als besonders brutal gelten. Im März soll er sogar selbst ins Kriegsgebiet gereist sein. Auch am Massaker von Butscha sollen Einheiten aus Tschetschenien beteiligt gewesen sein. Im Mai drohte er, den Ukraine-Krieg auszuweiten. In einem auf seinem Telegram-Kanal verbreiteten Video sprach er damals über mögliche nächste Schritte. "Das Thema Ukraine ist schon abgeschlossen. Ich bin mehr an Polen interessiert", sagte er. "Sollte es einen Befehl geben, werden wir zeigen, dass wir in sechs Sekunden bereit sind." Polen riet der Tschetschenenführer, sich besser "die Waffen von Söldnern" zu sichern.

Kadyrow gilt als besonders loyal gegenüber dem Kremlchef und trifft sich regelmäßig mit ihm – zuletzt am 5. August in Sotschi. Weil für ihn innerhalb der Russischen Föderation nur Putin als Präsident bezeichnet werden könne, änderte er seinen eigenen Titel zu "Oberhaupt" von Tschetschenien. Der 45-Jährige regiert die russische Teilrepublik seit 2007 mit eiserner Faust und ist der dienstälteste Führer einer russischen Region.

Kadyrow hat schon öfter von Rückzug gesprochen

Ob der Tschetschenen-Führer seinen Worten auch Taten folgen lässt, bleibt allerdings abzuwarten. Ivan Klyszcz, ein Kaukasus-Experte und Doktorand am Johan Skytte Institute of Political Studies in Estland, sagte "Radio Free Europe": "Ich bin skeptisch. Er hat solche Dinge in der Vergangenheit gesagt." So zeigte er sich 2017 schon bereit zurückzutreten.

Anton Barbashin, Redaktionsleiter der Plattform "Riddle Russia", nannte das Timing "eigenartig". Kadyrows Ankündigung würde "jetzt gegen die allgemeine Stimmung in Russland verstoßen. Die Botschaft des gesamten Systems ist, wegen des Krieges in der Ukraine 'an Ort und Stelle zu bleiben'", sagte Barbaschin in einem Tweet.

Vorwürfe wegen Menschenrechtsverletzungen

Kadyrow regiert die Teilrepublik als autoritärer Führer. Freie Wahlen gibt es nicht. Vor einem Jahr wurde sein Wahlergebnis mit 99,6 Prozent angegeben. Immer wieder werden seiner Regierung Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Kritiker des Regimes im Land verschwinden, auch Teile der Zivilbevölkerung Tschetscheniens müssen ihren Machthaber fürchten.

Darunter sind auch Mitglieder der LGBTQ+-Community und Menschen, die von der Polizei für solche gehalten werden, sowie deren Familien. Immer wieder lässt Kadyrow sie verfolgen, festnehmen oder sogar töten. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit (OSZE) gab 2018 bekannt, dass es dafür "überwältigende Beweise" gebe.

Paläste für sich und seine Frauen

Kadyrow wird ein ausladender Lebensstil nachgesagt, den er mit Korruption finanzieren soll. Der Vater von insgesamt 12 Kindern soll mit zwei Frauen gleichzeitig eine Beziehung führen. Jeder von ihnen soll er einen Palast in der tschetschenischen Hauptstadt Grosny gebaut haben, ein dritter dient ihm laut Medienberichten als Regierungssitz.

Schon sein Vater Achmat wurde von Putin zum Oberhaupt Tschetscheniens ernannt – als Belohnung dafür, dass er der Armee im zweiten Tschetschenienkrieg 1999 den Rücken kehrte und stattdessen auf russischer Seite kämpfte.

Die Politikwissenschaftlerin Miriam Katharina Heß von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik sieht in der oft beschriebenen Brutalität Kadyrows den einzigen Weg für "Putins Bluthund", sich an der Spitze Tschetscheniens zu halten. "Seine einzige 'Machtlegitimation' ist die Unterstützung aus Moskau."

Das erklärt auch seine Loyalität Putin persönlich gegenüber, denn letztendlich verdankt er seine politische Position nur ihm", sagte Heß im April zu t-online. Loyal ist umgekehrt aber auch der Kremlchef: Er schweigt, wenn die internationale Gemeinschaft von ihm verlangt, Rechenschaft für Kadyrows Bluttaten abzulegen.

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