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Russlands Krieg gegen die Ukraine: Das sind Putins Atomwaffen


Putins Arsenal des Schreckens


Aktualisiert am 24.02.2024Lesedauer: 4 Min.
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Russische Soldaten machen einen Kurzstreckenraketenwerfer Iskander-M abschussbereit: "USA sehen keine Hinweise auf Vorbereitung eines Atomwaffeneinsatzes". (Archivfoto) (Quelle: imago stock&people)

Mit welchen Waffen könnte Kriegsherr Putin seine Atomdrohung gegen die Ukraine wahr machen? Ein Blick in die Waffenkammer des Kremls.

Mit der völkerrechtswidrigen Annexion der besetzen ukrainischen Gebiete bekam die atomare Drohkulisse des Kremls eine neue Qualität. In der perfiden Logik der russischen Führung gilt seitdem jeder weitere Vorstoß der Ukrainer als Angriff auf russisches Territorium – und damit als möglicher Vorwand für den Einsatz von Nuklearwaffen. Wenn dann würde Kreml-Chef Wladimir Putin seine Drohung vermutlich mit taktischen Atomwaffen in die Tat umsetzen.

Video | "Satan 2": Experte schätzt Putins Atom-"Superwaffe" ein
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Quelle: t-online

Diese haben im Gegensatz zu strategischen Atomwaffen eine deutlich geringere Sprengkraft. Als strategische Atomwaffen gelten Sprengköpfe mit einer Detonationskraft von 100 Kilotonnen TNT bis hin zu mehreren Megatonnen. Zum Vergleich: Die Bombe, die 1945 Hiroshima zerstörte, hatte eine Sprengkraft von 15 Kilotonnen. Die Sprengkraft moderner taktischer Atomwaffen variiert stark und kann sogar noch deutlich unter jener der Hiroshima-Bombe liegen. Das macht sie allerdings nicht weniger gefährlich – im Gegenteil.

Russland hat fast 2.000 taktische Sprengköpfe

Während strategische Atomwaffen der Logik der wechselseitigen Zerstörung unterliegen und damit "nur" der Abschreckung eines Gegners dienen, führt der Einsatz von taktischen Atomwaffen nicht zwangsläufig zu einem unbegrenzten atomaren Schlagabtausch. Unter Militärs gelten taktische Sprengköpfe in einem begrenzten Szenario daher als "einsetzbar". Dieser Logik könnte auch Putin folgen, zumal die russische Atomdoktrin das Prinzip der "Eskalation zum Zwecke der Deeskalation" vorsieht – also den Gegner durch einen überwältigenden Schlag zur Aufgabe zu zwingen.

Russland verfügt über das größte Atomwaffenarsenal der Welt, auch im taktischen Bereich. Während die Nato-Armeen ihre taktischen Bestände bis auf wenige Ausnahmen wie die im Fliegerhorst Büchel gelagerten B61-Bomben abgeschafft haben, hat Russland sein taktisches Arsenal bis heute weitgehend aufrechterhalten. US-Forscher vom "Bulletin of the Atomic Scientists" schätzen die Zahl taktischer Sprengköpfe in russischen Arsenalen zurzeit auf mindestens 1.912 Stück, die meisten davon unter Kontrolle der Marine und der Luftwaffe.

Beachtlich sind auch die Möglichkeiten Russlands, diese Sprengköpfe ins Ziel zu bringen:

  • Atom-U-Boote vom Typ Projekt 885 Jasen: Bei dem Schiff handelt es sich um eine Neuentwicklung der russischen Marine, das erste Exemplar lief erst 2015 vom Stapel. Nach Informationen der US-Regierung kann es nuklear bestückte Marschflugkörper vom Typ Kalibr bis zu 2.500 Kilometer auf Bodenziele abfeuern.
  • Mittelstreckenbomber wie die Tupolew Tu-22M, die Suchoi Su-24 oder die MiG-31K sind in der Lage, nuklear bestückte Marschflugkörper aus der Luft abzufeuern. In diese Kategorie gehört auch die Kinshal genannte Hyperschallrakete, die Russland im Krieg gegen die Ukraine schon mehrfach eingesetzt haben will – allerdings mit konventionellem Sprengstoff bestückt.
  • Die 2S7M Malka ist das größte Artilleriegeschütz der Welt und verschießt auch Atomgranaten. Mit konventioneller Munition setzt Russland die Waffe schon gegen die Ukraine ein. Die Kanone vom Kaliber 203 Millimeter hat eine Reichweite von bis zu 55 Kilometern.
  • Mittelstreckenraketenwerfer vom Typ Iskander-M: Die mobile Abschussrampe kann Raketen mit einer Reichweite von 500 Kilometern und Marschflugkörper mit einer Reichweite von 1.500 Kilometern abfeuern – sowohl nuklear als auch konventionell bestückt. Iskander-M sind auch in der russischen Exklave Kaliningrad stationiert, von wo sie auch Berlin, Warschau oder Kopenhagen erreichen könnten.

Putin dürfte auf psychologische Wirkung setzen

Entwickelt wurden taktische Atomwaffen während des Kalten Krieges, um Truppenansammlungen, Panzerverbände, Kommandozentralen oder unterirdische Bunker zu zerstören. Ihren vermeintlichen militärischen Nutzen hält der Atomwaffen- und Abrüstungsexperte Pavel Podvig allerdings für vorgeschoben: "Das Gerede von begrenzten Atomwaffeneinsätzen dient nur dazu, die Existenz dieser Waffen irgendwie zu rechtfertigen", sagte Podvig "Euronews". "Aber bei diesen Waffen geht es nicht um militärische Ziele, es geht darum zu demonstrieren, dass man bereit ist, sie einzusetzen und dabei unzählige Zivilisten zu töten."

Video | Das macht die Putins Hyperschallrakete "Zirkon" so gefährlich
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Quelle: t-online

Auch wenn die Sprengkraft taktischer Atomwaffen geringer ist als die strategischer, ist ihre Wirkung immer noch verheerend. Selbst kleine Sprengköpfe erzeugen einen Atompilz, nuklearen Fallout und setzen alles in der Umgebung in Brand. Kriegsherr Putin dürfte beim Einsatz von Atomwaffen aber vor allem auf die psychologische Wirkung spekulieren: Er will die Widerstandskraft der Ukrainer brechen und die westlichen Verbündeten Kiews von weiteren Waffenlieferungen abbringen. Laut Pavel Podvig steht dieses Szenario aber nicht unmittelbar bevor.

"Sprengköpfe sind alle noch im Lager"

"Abgesehen von Interkontinental- und U-Boot-gestützten Raketen sind Atomwaffen nicht direkt einsatzbereit: Noch wurde keine Bombe an ein Flugzeug gehängt, kein Sprengkopf auf eine Rakete montiert, und es fahren auch keine Iskander-Abschussrampen mit Atomsprengköpfen herum. Die sind alle noch im Lager, und die USA sehen bislang auch keine Hinweise auf die Vorbereitung eines Atomwaffeneinsatzes in Russland", schrieb Podvig zuletzt auf Twitter. Im Frühjahr vergangenen Jahres kündigte der Kreml jedoch an, Atomsprengköpfe in Belarus stationieren zu wollen. Ob das bereits geschehen ist, ist jedoch unklar.

"Diese Waffen müssen aus Bunkern geholt, auf Lkw geladen, an einen bestimmten Ort gefahren und 'scharf gestellt' werden. Diese Abläufe sind sichtbar und wurden von der Nato schon bei vielen Übungen beobachtet." Zwar sei es denkbar, dass die russische Armee Sprengköpfe aus einem Lager "herausschmuggelt", so Podvig: "Allerdings könnten die Russen nie sicher sein, dass sie nicht doch entdeckt werden. Außerdem hätten sie überhaupt keinen Grund, diese Aktivitäten zu verstecken: Wenn sie das Signal senden wollen, dass sie bereit zur Eskalation sind, dann wollen sie beim Verladen der Waffen gesehen werden".

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