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Ukraine-Krieg: Können Deutschlands Leopard-Panzer Putin die Stirn bieten?


Deutsche Panzer in der Ukraine
Jetzt fürchtet Putin den nächsten Zusammenbruch der Front

Von Patrick Diekmann

Aktualisiert am 29.03.2023Lesedauer: 5 Min.
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Leopard-2-Panzer bei einer Kampfübung (Archivbild): Die von Deutschland bereitgestellten Panzer sind in der Ukraine eingetroffen. (Quelle: Sascha Schuermann/Getty Images)

Die deutschen Leopard-2-Panzer sind in der Ukraine eingetroffen, zusammen mit anderen Kampf- und Schützenpanzern. Kann die russische Armee nun zurückgeschlagen werden?

Sie sind da, endlich. Die 18 deutschen Leopard-2-Panzer sind in der Ukraine angekommen. Das ukrainische Verteidigungsministerium präsentiert außerdem in einem Video Challenger-2-Kampfpanzer, die aus Großbritannien geliefert wurden, ausgestattet mit großen Ukraine-Fahnen. "Fantastische Maschinen", schreibt der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow auf Twitter.

Während die russische Offensive im Osten des Landes zunehmend ins Stocken gerät, treffen immer mehr westliche Waffen in der Ukraine ein. Das ist zunächst eine gute Nachricht für die ukrainischen Verteidiger. Doch was heißt das für die kommenden Kriegsmonate? Bringen die Panzer aus dem Westen jetzt wirklich die Wende?

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In Washington, London und Berlin hofft man genau das. Deshalb rüstet das westliche Bündnis die Ukraine derzeit stark auf. Neben den modernen Kampfpanzern kamen und kommen auch Schützenpanzer, Kampfflugzeuge, Lastwagen für die Logistik und eine Menge Munition ins Land.

Die ukrainischen Verteidiger sind damit ab dem Frühjahr so gut ausgerüstet wie nie seit Beginn des russischen Angriffskrieges. Kremlchef Wladimir Putin muss erneut den Zusammenbruch seiner Front fürchten.

Gleichzeitig gilt: Die russische Armee konnte sich auf dieses Szenario vorbereiten, im Donbass und im Süden haben Putins Truppen zahlreiche Verteidigungslinien installiert. Sollte eine ukrainische Gegenoffensive scheitern, müsste sich wahrscheinlich auch Deutschland die Frage stellen, ob die Unterstützung für die Ukraine nicht zu spät kam.

"Kampfpanzer sind keine Wunderwaffe"

Die Leopard-Panzer können von der Ukraine in dem Krieg verwendet werden, auch die Ausbildung der ukrainischen Soldaten an dem Gerät ist abgeschlossen. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) äußerte sich am Montag optimistisch: "Unsere Panzer sind wie versprochen pünktlich in den Händen unserer ukrainischen Freunde angekommen. Ich bin mir sicher, dass sie an der Front Entscheidendes leisten können."

Militärexperten sind dagegen skeptisch, ob die Panzer zum sogenannten "Gamechanger" in dem Krieg werden können. "Es sind gerade mal zwei Dutzend westlicher Kampfpanzer in der Ukraine angekommen. Das sind nicht viele", sagt etwa der Militärexperte Christian Mölling im Gespräch mit t-online.

Im besten Fall könnten sie bei einer ukrainischen Offensive an "einigen neuralgischen Punkten" an der Front helfen, wohl aber nicht viel mehr. Immerhin, so der Experte: Die Ukraine bekomme mit den Leopard-2-Panzern hochmoderne Kampfgeräte, während Russland teilweise mit Maschinen aus dem Zweiten Weltkrieg arbeitet. "Im direkten Panzerduell wäre das eine klare Angelegenheit, aber die russische Armee profitiert natürlich von der Masse", so Mölling weiter. Entscheidend sei dennoch, wie effektiv die Ukraine die Panzer einsetzt.

Christian Mölling ist stellvertretender Direktor des Forschungsinstituts der Denkfabrik Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik und Leiter des Zentrums für Sicherheit und Verteidigung. Er studierte Politik-, Wirtschafts- und Geschichtswissenschaften an den Universitäten Duisburg und Warwick und promovierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Insgesamt soll die Ukraine bis zum zweiten Quartal 2024 mindestens 321 Kampfpanzer aus dem Westen erhalten – darunter über 100 Leopard 1 und 31 M1 Abrams aus den USA. "Kampfpanzer sind ein wichtiges Element der Offensive, aber sie sind keine Wunderwaffe", erklärt Mölling. "Qualität und Quantität interagieren in Kriegen stark miteinander." Das bedeutet: Es sind wahrscheinlich vor allem noch zu wenig Kampfpanzer in der Ukraine angekommen, um wirklich einen Unterschied machen zu können.

Ukraine für Gegenoffensive gerüstet

Außerdem sind Leopard 2 und Challenger 2 nur ein Baustein bei einer möglichen Gegenoffensive der Ukraine. Die Kampfpanzer können Lücken in die Front reißen und die russischen Truppen zum Rückzug auf die nächsten Verteidigungslinien zwingen. Aber dafür müssen sie durch Artillerie unterstützt werden sowie durch Schützenpanzer und gepanzerte Fahrzeuge, die Infanterie nachführen – deshalb sprechen Militärs dabei vom "Gefecht der verbundenen Waffen".

Die Fähigkeiten der Ukraine sind nun in diesen Bereichen deutlich besser. Zwar stehen die Kampfpanzer im öffentlichen Fokus, aber für eine erfolgreiche Offensive sind die deutschen Marder-Schützenpanzer, die auch in der Ukraine eingetroffen sind, mindestens genauso wichtig. Das gilt auch für den Radschützenpanzer Stryker und das gepanzerte Fahrzeug Cougar, die aus den USA kamen. Eins steht fest: Der Fuhrpark der ukrainischen Armee füllt sich, und das steigert auch ihr Offensivpotenzial.

Doch ob die Offensive der ukrainischen Armee bevorsteht, hängt vor allem davon ab, ob sie ausreichend Munition für die Waffensysteme erhalten hat.

Kiew gibt darüber keine genauen Auskünfte. Fest steht: Einen Angriff startet die Armee erst dann, wenn sie über genug Munitionsreserven verfügt. Denn sollten der Ukraine die Geschosse ausgehen, könnte sie zurückgedrängt werden und erobertes Territorium wieder verlieren. Probleme beim Nachführen von Munition scheinen auch der Grund gewesen zu sein, warum die Frühjahrsoffensive der russischen Armee weitestgehend steckenblieb.

Könnte Russland den Krieg bald verlieren?

Die Ukraine wird punktuell versuchen, die russische Front zu durchbrechen, wie sie es im vergangenen Spätsommer getan hat. Für einen Angriff auf breiter Front reichen ihre Kräfte nicht aus. In dem Abnutzungskrieg kämpft nun Masse gegen Klasse an den Panzerfronten. Die russische Armee verfügt zwar über mehr Panzer, aber mittlerweile reaktiviert der Kreml militärisches Gerät, das kurz nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt wurde.

Das bringt im direkten Vergleich ein großes Ungleichgewicht in den Konflikt. Russland setzt in der Ukraine größtenteils auf den T-72. Der ist nicht nur langsamer als der Leopard 2, der deutsche Panzer kann auch in der Bewegung schießen, im Gegensatz zu seinem russischen Kontrahenten. Außerdem sind die Feuerleitsysteme der westlichen Panzer moderner, die Zielerfassung ist genauer und die Feuerreichweite größer. Im direkten Duell hätten die russischen Panzer sowjetischer Bauart kaum eine Chance, Russland profitiert vor allem von der Masse an verfügbarem Gerät.

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Dabei ist unklar, wie groß die Materialnot in Russland mittlerweile ist. Da die russische Armee nun aber mit immer älterem Gerät kämpfen muss, ist das wahrscheinlich kein Zeichen für große Reserven. Im Vergleich zur Ukraine sieht es in jedem Fall schlecht aus für Russland.

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Und Putin? Auch der Kremlchef scheint zumindest Angst vor weiteren Gebietsverlusten zu haben. Für Moskau wäre ein erneuter Zusammenbruch seiner Linien ein Albtraum. "Das wäre für Putin politisch katastrophal, und sollte Russland die Landbrücke zur Krim im Süden der Ukraine verlieren, wäre auch die Schwarzmeerhalbinsel bedroht", sagt Mölling zu t-online.

Aber natürlich hat Russland aus der Niederlage im vergangenen Jahr gelernt, Putins Truppen haben Gräben ausgehoben und Verteidigungslinien errichtet. Deswegen sind Durchbrüche wie im vergangenen Jahr eher unwahrscheinlich. Es wird wahrscheinlich mehr Zeit brauchen, um die russischen Linien zu überwinden.

Die russische Armee hat von der Zeit profitiert, die das westliche Zögern bei Waffenlieferungen gekostet hat. Dadurch wurde die ukrainische Gegenoffensive verzögert, dadurch konnte die russische Armee ihre Verteidigungslinien errichten und ausbauen. Welche Folgen das für die Ukraine hat, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.

Verwendete Quellen
  • Gespräch mit Christian Mölling
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und rtr
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