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Wladimir Putin: Kommt er zum Ukraine-Treffen mit Selenskyj in Istanbul?


Rätsel um Istanbul-Treffen
Aus Russland kommen schon Rechtfertigungen

Von t-online, jaf

Aktualisiert am 13.05.2025 - 12:45 UhrLesedauer: 5 Min.
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Wladimir Putin (Archivbild): Wird er nach Istanbul reisen? (Quelle: Anton Vaganov/Pool Reuters/AP/dpa/dpa-bilder)
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Am Donnerstag könnte in Istanbul ein Gipfeltreffen zwischen Selenskyj und Putin stattfinden. Die Frage ist nur: Kommt der russische Präsident wirklich?

Das Rätselraten ist groß: Wird Wladimir Putin tatsächlich am Donnerstag in Istanbul erscheinen, um mit Wolodymyr Selenskyj über den Fortgang des Krieges in der Ukraine zu verhandeln? Die Verbündeten der Ukraine fordern eine Waffenruhe, aus Russland kommen derweil gemischte Signale.

Dabei stammte der Vorschlag vom russischen Präsidenten selbst. Er sei bereit, am Donnerstag in Istanbul zu verhandeln, ganz ohne Vorbedingungen. Es war ein überraschender Vorstoß, mit dem wohl niemand gerechnet hatte – nicht einmal der mögliche Gastgeber. Zwar kündigte Putin bei seiner Erklärung Gespräche mit dem türkischen Präsidenten Recep Erdoğan an, doch der war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht eingeweiht. Später erklärte er dann eine Bereitschaft zur Ausrichtung der Gespräche.

Putin erklärte, die Verhandlungen müssten dazu dienen, "die Ursachen des Konflikts zu beseitigen". Beobachter befürchten, dass es sich bei seinem Vorschlag nur um ein Täuschungsmanöver handelt, mit dem er Verhandlungsbereitschaft vortäuscht, um sich Zeit zu verschaffen.

Westliche Partner wollen Waffenruhe

Der US-Präsident Donald Trump sprang jedoch schnell darauf an und schrieb auf seiner Plattform Truth Social, Putin wolle kein Waffenstillstandsabkommen mit der Ukraine. Vielmehr wolle er sich direkt "am Donnerstag in der Türkei treffen, um ein mögliches Ende des Blutbades auszuhandeln". Seine Forderung: "Die Ukraine sollte dem zustimmen. UNVERZÜGLICH."

Selenskyj antwortete rasch und sagte, wohl auch auf Trumps Druck, dem Treffen zu – allerdings nur unter der Bedingung eines Waffenstillstands. Dafür bekam er von den europäischen Partnern Rückendeckung. Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Polen hatten bei einem Treffen in Kiew am Samstag eine 30-tägige Waffenruhe ab Montag als Voraussetzung für Friedensgespräche genannt.

Das könnte Folgen haben. "Wenn die Waffenruhe im Laufe des Montags nicht stehe, würden die Sanktionsvorbereitungen "in Gang gesetzt", erläuterte der deutsche Regierungssprecher Stefan Kornelius die Haltung der vier europäischen Mächte. Auch US-Außenminister Marco Rubio erklärte, er habe bei einem Telefonat mit seinen europäischen Amtskollegen über "den Weg zu einem Waffenstillstand in der Ukraine" gesprochen.

Unklare Reaktionen aus Russland

Russland lehnte ein solches Zugeständnis zunächst ab. Dmitri Medwedew, Vizechef des russischen nationalen Sicherheitsrates, richtete auf X derbe Wort an die europäischen Unterstützer: "Schiebt euch diese Friedenspläne in eure Pangender-Ärsche." Er forderte: "Macron, Merz, Starmer und Tusk sollten in Kiew über Frieden sprechen. Stattdessen stoßen sie Drohungen gegen Russland aus."

"Solche Ultimaten sind inakzeptabel für Russland", teilte am Montag auch der Kreml-Sprecher Dmitri Peskow mit, der erklärte: "So kann man nicht mit Russland sprechen." Gleichzeitig wiederholte er den Aufruf zu direkten Gesprächen in der Türkei, allerdings ohne zu erwähnen, ob Putin selbst kommen werde.

Die Frist für eine Waffenruhe ließ der Kreml verstreichen. Selenskyj kommentierte das so: "Moskau hat den ganzen Tag über zum Vorschlag für ein direktes Treffen geschwiegen. Eine sehr seltsame Stille." Derweil gingen die russischen Angriffe auf die Ukraine weiter.

Wird es nun zu Sanktionen kommen? Außenminister Johann Wadephul verweist mit Blick auf eine mögliche EU-Entscheidung auf das mögliche Treffen am Donnerstag, das man abwarten wolle. Er forderte Russland auf, zu Gesprächen über einen Frieden in der Ukraine "an den Verhandlungstisch zu kommen". "Russland darf keinen leeren Stuhl dort hinterlassen, sondern Russland muss erscheinen, wenn es ernsthaft an einem Frieden interessiert ist", sagte Wadephul.

Selenskyj will jedenfalls kommen: "Ich werde Donnerstag Putin in der Türkei erwarten. Persönlich. Ich hoffe, dieses Mal suchen die Russen keine Ausflüchte." Dort könnte Selenskyj prominente Gesellschaft bekommen. Denn am Montag deutete auch Trump an, dem Treffen beiwohnen zu wollen. Vor Journalisten im Weißen Haus sagte er: "Ich weiß nicht, wo ich am Donnerstag sein werde. Ich habe so viele Termine, aber ich habe tatsächlich darüber nachgedacht, dorthin zu fliegen."

Selenskyj begrüßte das: "Wir alle in der Ukraine würden es schätzen, wenn Präsident Trump bei diesem Treffen in der Türkei dabei sein könnte. Das ist die richtige Idee. Wir können viel verändern."

Der ukrainische Präsident machte auch klar, dass er ausschließlich mit Putin sprechen wolle und mit keinen anderen Vertretern Russlands. Dies teilte ein Berater Selenskyjs der Nachrichtenagentur Reuters mit.

Kommt Putin nach Istanbul?

Unklar ist allerdings, was Putin plant. Sein Außenminister Sergej Lawrow hat am frühen Dienstagmorgen mit seinem türkischen Amtskollegen Hakan Fidan ein Telefonat über den Vorschlag für Gespräche mit der Ukraine geführt, teilte das russische Außenministerium mit. In der kurzen Erklärung wurde nicht erwähnt, ob Putin zu einem Treffen mit Selenskyj nach Istanbul reisen wird.

Lawrow und sein ukrainischer Amtskollege Dmytro Kuleba hatten zuletzt 2022 im türkischen Antalya miteinander verhandelt – allerdings ohne Ergebnis. Unter anderem hatte die Ukraine vergeblich einen Waffenstillstand zur Rettung der Menschen im belagerten Mariupol gefordert.

Kremlsprecher Peskow erklärte derweil am Dienstag: "Die russische Seite bereitet sich weiter auf die für Donnerstag geplanten Gespräche vor. Das ist alles, was wir zu diesem Zeitpunkt sagen können. Wir haben derzeit nicht vor, dies weiter zu kommentieren." Wen der Kreml zu den anvisierten Gesprächen schicke, werde bekanntgegeben, "wenn der Präsident dies für nötig hält", fügte Peskow hinzu.

Schickt Putin nur Vertreter?

Es deutet sich an, dass Russland zwar Gespräche anstrebt, aber Putin nicht selbst verhandeln will. Der stellvertretende Sprecher des Föderationsrates, Konstantin Kosachew, kommentierte beim Fernsehsender Rossiya-24 Selenskyjs Zusage: "So werden hochrangige Treffen nicht organisiert, insbesondere angesichts der Ernsthaftigkeit der Lage." Es handele sich um ein "spontanes" Treffen, das sei nicht die Art, derart wichtige Verhandlungen zu führen. "Selenskyj braucht jetzt kein Treffen mit dem russischen Präsidenten. Er sollte Angst davor haben", führte er weiter aus.

Diese Aussagen könnten darauf hindeuten, dass Putin nicht plant, selbst bei dem Treffen zu erscheinen. Er könnte Selenskyjs öffentlich geweckte Erwartung einer direkten Verhandlung als ungerechtfertigt darstellen. Tatsächlich sind direkte Gespräche zwischen Staatsoberhäuptern zu Beginn von Verhandlungen eher die Ausnahme. Meist treffen sich zunächst Vertreter oder Außenminister, um erste Ergebnisse zu erzielen.

Doch in der Ukraine ist die Lage kaum vergleichbar mit anderen Konflikten, insbesondere durch das Handeln von Donald Trump, der in dem Konflikt eine wichtige Rolle einnimmt und durch sein Eingreifen auch Putin und Selenskyj zum Handeln zwingt. Durch Trumps Social-Media-Posts und wechselhafte Aussagen verändert sich die Ausgangslage ständig. Auch deshalb ist noch längst nicht klar, was am Donnerstag geschehen wird.

Verwendete Quellen

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