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Putin schickt Spezialeinheit an die Front – so brutal sind die Kadyrowzy


Brutale Spezialeinheiten
Jetzt schickt Putin die "Feuerwehr" an die Front

Von t-online, cc

Aktualisiert am 02.06.2023Lesedauer: 4 Min.
Laut Ramzan Kadyrow sind bereits 10.000 seiner Männer in der Ukraine im Einsatz. Eine unabhängige Bestätigung dafür gibt es nicht.Vergrößern des BildesLaut Ramzan Kadyrow sind bereits 10.000 seiner Männer (im Bild) in der Ukraine im Einsatz. Eine unabhängige Bestätigung dafür gibt es nicht. (Quelle: IMAGO/Yelena Afonina)
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Die Kadyrowzy gelten als äußerst brutale Spezialeinheit. Tschetschenen-Herrscher Ramzan Kadyrow brüstet sich mit dem Einsatz seiner Männer in der Ukraine.

"Es ist besser zu sterben, als Zweiter zu werden." Dieses Zitat stammt vom Tschetschenenführer Ramzan Kadyrow. Der 46-jährige, der in der ehemaligen Sowjetrepublik Tschetschenien als Alleinherrscher ein brutales Regime führt, unter anderem Oppositionelle und Homosexuelle verfolgen und umbringen lässt, gibt sich gerne kriegslüstern und todesmutig.

Kadyrow ist kein Mann leiser Töne. Er behauptete, mit seinen Männern das schaffen zu können, was den russischen Spezialeinheiten zu Beginn des völkerrechtswidrigen Überfalls auf die Ukraine nicht gelungen sei: Kiew einzunehmen. Seiner Prahlerei im vergangenen Jahr schob auch gleich deutliche Kritik an der russischen Kriegstaktik hinterher.

Nicht Kiew, aber Teile des Donbass sollen Kadyrows tschetschenische Sicherheitskräfte nun einnehmen helfen. Das berichtet die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) in ihrem aktuellen Lagebericht. Demnach habe das russische Oberkommando Kadyrow und seine Männer nach Bachmut beordert, um dort den Platz der abziehenden Wagner-Söldner einzunehmen. Die Soldateska des russischen Oligarchen Jewgeni Prigoschin scheint nach monatelangen Kämpfen um die Stadt ausgelaugt zu sein.

"Die Stadt ist vollständig zerstört. Vollständig"

Kadyrow selbst hat entsprechende Berichte ausführlich kommentiert. So solle er mit seinen Soldaten unter anderem die Frontlinie der Region Donezk sichern helfen und Offensivoperationen ausführen. Der tschetschenische Diktator, der sich selbst auch als "Putins Fußsoldat" bezeichnet, spricht laut ISW von "aktiven Kampfhandlungen" zum Zweck der "Befreiung verschiedener Ortschaften".

Dabei sollen auch die nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges gegründeten Spezialeinheiten "Achmat" und "Sever-Achmat" mitwirken (benannt nach Kadyrows Vater Achmat), die in die Richtung der Kleinstadt Marinka, südwestlich von Donezk, vorrücken sollen.

Von Stadt zu sprechen, wäre allerdings zu viel gesagt, denn seit der Befreiung des russisch besetzten Marinkas durch ukrainische Truppen im November 2022 gleicht die Stadt einer postapokalyptischen Trümmerlandschaft, ähnlich wie Bachmut. "Die Stadt ist vollständig zerstört. Vollständig", sagte Marinkas Polizeichef Arthur Schus der Nachrichtenagentur AP. Insbesondere russische Artillerie hat den Ort regelrecht pulverisiert. Nun sollen die Kadyrowzy Marinka erneut einnehmen.

Kadyrows einstiger Leibgarde werden von Menschenrechtsorganisationen Mord und Folter vorgeworfen, dennoch wurde die Miliz 2006 offiziell in die russische Armee eingegliedert und dient seitdem als integraler Bestandteil von Putins Armee. Offiziell lautet ihr Auftrag, Feinde im Inneren zu bekämpfen. Allerdings tauchen die Kadyrowzy bereits seit dem russischen Einmarsch auf der Krim in der Ukraine auf. Auch in Syrien sind sie bereits mehrfach aktiv gewesen.

Das militärische Fachmagazin "Oryx" nennt die tschetschenischen Spezialkräfte die "Feuerwehr der Front", weil die Kadyrowzy immer dann gerufen werden, wenn ein Einsatz besonders heikel ist. Die islamischen Kämpfer gelten als furchtlos und äußerst skrupellos, und sie bedienen sich der psychologischen Kriegsführung.

"Die (psychologische Kriegsführung) soll den Menschen glauben machen, dass das, was in Tschetschenien passiert, auch in der Ukraine geschieht", sagte der Kaukasus-Experte Jean-François Ratelle dem US-Magazin "Foreign Policy". "Dass sie (die Kadyrowzy) in die Stadt einfallen, alles in Brand setzen, vergewaltigen und töten." Ihre Taten verherrlichen die tschetschenischen Soldaten gerne auf Videos und veröffentlichen sie in sozialen Medien, weshalb die Kadyrowzy auch den Beinamen "TikTok-Brigade" tragen.

Kadyrowzy als die "Infanterietruppen Putins"

Auf seinem Telegram-Profil schrieb Kadyrow, seine Kommandanten hätten Pläne für die Eroberung bestimmter Ortschaften in der Region Donezk ausgearbeitet, nachdem der tschetschenische Duma-Abgeordnete Adam Delimtschanow eine entsprechende Order zum Einsatz der Kadyrowzy ausgegeben habe. Nun stehe die Region unter seiner "Verantwortung", prahlte Kadyrow bei Telegram.

Der Diktator sieht sich gerne als großer Kriegsherr. Er rühmt sich seiner Treue zum Kremlherrscher Wladimir Putin. "Wir sind die Infanterietruppe Putins", verkündete er 2014. Schließlich sichert Machthaber Putin ihm seit vielen Jahren die Macht.

Im Gegenzug unterdrückt Kadyrow mit brutalen Methoden die Bevölkerung in der früheren sowjetischen Teilrepublik. Er hat bewirkt, dass die separatistischen Bestrebungen in Tschetschenien im Keim erstickt wurden und Putin sich um den langjährigen Krisenherd im Kaukasus keine Gedanken machen muss.

Der Preis für Kadyrows Loyalität

Der Einsatz der Kadyrowzy könnte nun jedoch zu neuem Zwist zwischen einem weiteren Milizenführer und Russlands Generälen führen. Denn ebenso wie zuvor schon Wagner-Chef Prigoschin gilt auch Kadyrow als ausgewiesener Kritiker der russischen Militärführung. So forderte er nach der erfolgreichen Gegenoffensive der Ukraine im Herbst 2022 von Wladimir Putin den Einsatz taktischer Atomwaffen.

"Meiner Meinung nach müssen drastischere Maßnahmen ergriffen werden", sagte er in einer auf Telegram veröffentlichten Videobotschaft. Es müsse ein Ende haben mit den "Spielereien", so der tschetschenische Autokrat. "Kadyrow ist ein Psychopath, der politische Gefangene persönlich foltert", erklärte der Russland-Experte Michael Weiss im Interview mit Yahoo News.

Mit dem Säbelrasseln meldete Kadyrow seine Ansprüche im internen Machtkampf an. Putin ernannte ihn wenige Tage darauf zum Generaloberst. Vermutlich als eine Art Beruhigungspille. Danach war von Kadyrow erst einmal wenig zu hören. Bis jetzt.

Schon Anfang Mai bot der 46-Jährige sich dem Kreml erneut an, um mit seinen Truppen den Platz der erschöpften Wagner-Söldner in der Ukraine einzunehmen. Wie es scheint, kommt Putin das Werben seines loyalen Verbündete gelegen. Für die ukrainischen Truppen dürften das hingegen keine guten Nachrichten sein.

Verwendete Quellen
  • businessinsider.com: "Before-and-after photos show how Russia's invasion reduced a Ukrainian city to a post-apocalyptic wasteland" (englisch)
  • oryxspioenkop.com: "The Army Within: Chechnya’s Security Forces" (englisch)
  • theguardian.com: "Chechen politician threatens to ‘rip heads off’ family of activist" (englisch)
  • euronews.com: "Kadyrow fodert Putin zum Einsatz von "Atomwaffen geringer Stärke" in der Ukraine auf"
  • thedailybeast: "Russian Dissident Snatched Hours After Daily Beast Interview About His Entire Family Being Kidnapped" (englisch)
  • foreignpolicy.com: Russia Tries to Terrorize Ukraine With Images of Chechen Soldiers (englisch)
  • euronews.com: Wird der Krieg in der Ukraine mit Kadyrows Kämpfern noch brutaler?
  • understandingwar.org: "Russian Offensive Campaign Assessment, May 31, 2023" (englisch)
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