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Deutsche Maschine für russische Waffenfabrik: Firma wehrt sich gegen Vorwürfe


"Wird Ukrainer töten"
Deutsche Maschine geht nach Russland – Vorwürfe gegen Firma


22.09.2023Lesedauer: 3 Min.
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CNC-Fräse in einer russischen Rüstungsschmiede: Nicht zum ersten Mal soll eine Maschine der Firma Spinner nach Russland gelangt sein. (Symbolfoto) (Quelle: Donat Sorokin via www.imago-images.de)

Die Spinner Werkzeugmaschinen GmbH aus Bayern wehrt sich gegen den Eindruck, sie habe gegen Russland-Sanktionen verstoßen. Doch es gibt Zweifel.

Es ist eine Meldung, die Aufsehen erregt: Mitten im brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine beschafft sich ein russischer Rüstungskonzern eine Spezialmaschine aus Deutschland, mit der sich auch Granaten- und Patronenhülsen herstellen lassen. Die sogenannte CNC-Fräse soll am Donnerstag von der Türkei aus nach Russland verschifft worden sein. Zuvor hatte die ukrainische Antikorruptionsbehörde der Bundesregierung den Fall gemeldet. Einen Verstoß gegen Sanktionen wirft Kiew der Spinner Werkzeugmaschinen GmbH nicht vor, dennoch gerät der Betrieb im bayerischen Sauerlach bei München jetzt in den Fokus.

"Der Vorwurf, Spinner liefere CNC-Maschinen nach Russland, ist falsch", schreibt Geschäftsführer Nicolaus Spinner in einer Stellungnahme. "Spinner unterstützt die internationalen Sanktionen gegen Russland, die Regeln der Exportkontrolle werden von uns genauestens eingehalten. Sobald uns Details vorliegen, können wir weiter recherchieren und in Zusammenarbeit mit den Behörden den Vorgang weiter aufklären." Nicolaus Spinner vermutet, dass es sich bei der Fräse um eine gebrauchte Maschine handelt, die "von Dritten über die Türkei nach Russland exportiert wurde." Doch es gibt Zweifel an der Glaubwürdigkeit dieser Darstellung.

Hat Spinner gegen EU-Sanktionen verstoßen?

Wie das ukrainische Recherchenetzwerk "Trap Aggressor" berichtet, soll die Spinner GmbH mindestens einmal gegen bestehende Sanktionen der EU verstoßen haben. In dem Fall geht es um eine Maschine für den Rüstungshersteller Aviaavtomatika, der Komponenten für Russlands modernstes Kampfflugzeug vom Typ Su-35 fertigt und auf einer Sanktionsliste der EU steht. Auf einer Internetseite der russischen Regierung soll Aviaavtomatika im Juli den Abschluss eines Leasingvertrags mit der Firma Spinner gemeldet haben, berichtet "Trap Aggressor". Und das sei nicht die einzige Spinner-Lieferung für die russische Kriegsindustrie gewesen:

  • 2021 soll Spinner eine Werkzeugmaschine an RT-techpriemka geliefert haben, die zur "Qualitätskontrolle und Steigerung der Produktionseffizienz" beim russischen Rüstungskonzern Rostec dient. Zu Rostec gehört auch die Waffenfabrik, die jetzt eine CNC-Fräse von Spinner erhalten haben soll. Die Tochterfirma RT-techpriemka steht auf Sanktionslisten der USA, der Schweiz und der Ukraine, aber nicht der EU.
  • Im Juli und August 2022, also nach dem russischen Überfall auf die Ukraine, soll Spinner insgesamt drei Maschinen im Wert von knapp einer Million Euro an die Firma OKB Krystal geliefert haben, die ebenfalls Komponenten für Kampfflugzeuge fertigt und auf einer ukrainischen Sanktionsliste steht. Zwei der Maschinen seien direkt aus Deutschland geliefert worden, die dritte von einem Spinner-Werk in der Türkei.

In diesem Jahr soll Spinner seine direkten Lieferungen nach Russland eingestellt haben, berichtet "Trap Aggressor" weiter. Stattdessen liefere das Unternehmen seine Maschinen jetzt über Zwischenhändler in der Türkei, den Vereinigten Arabischen Emiraten, China und Kirgisistan.

"Russland wird noch mehr Ukrainer töten"

So seien in diesem Jahr Spinner-Maschinen im Wert von fast zehn Millionen Euro nach Russland gelangt – mehr als sechsmal so viel wie noch im Jahr 2021. Seit 2011 sei Spinner mit einer Repräsentanz in Moskau vertreten gewesen. Der Hinweis auf das Moskauer Büro scheint erst kürzlich von der Spinner-Webseite entfernt worden zu sein.

Diese auf Twitter verbreiteten Fotos sollen eine CNC-Fräse vom Typ U5-630 der Firma Spinner zeigen, wie sie jetzt mutmaßlich das Rüstungswerk Serow 1.800 Kilometer östlich von Moskau erreicht hat:

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Mit der Maschine lassen sich Artilleriegeschosse und Panzergranaten vom Kaliber 152 Millimeter fertigen. "Wir haben keine Zweifel, dass die Maschine von kritischer Bedeutung für die russische Aggression gegen die Ukraine ist", sagte die Chefin der ukrainischen Antikorruptionsbehörde, Agiya Zagrebelska "Trap Aggressor". "Russland wird die Maschine benutzen, um noch mehr Ukrainer zu töten und die Weltordnung weiter zu untergraben."

Auf die neuen Vorwürfe hat Spinner bislang nicht reagiert. Auch für t-online war bislang kein Firmenvertreter zu erreichen.

Verwendete Quellen
  • trap.org.ua: Die deutsche Spinnermaschine zur Herstellung russischer Munition ist gerade auf dem Weg nach Russland (ukrainisch)
  • twitter.com: Tweets von @TrapAggressor vom 20. September (englisch)
  • spinner.eu.com: Stellungnahme zu diversen Meldungen in der Presse
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