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Ukraine-Krieg: Diese Schwachstelle nutzt Russland aus


Problem wohl hausgemacht
Russland stößt vor – und nutzt ukrainische Achillesferse


Aktualisiert am 05.03.2024Lesedauer: 3 Min.
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Ukrainische Soldaten feuern auf eine russische Stellung in Bachmut: Die Ukraine spricht von großen Verlusten auf russischer Seite.Vergrößern des Bildes
Ukrainische Soldaten feuern auf eine russische Stellung an der Front. (Quelle: IMAGO/Adrien Vautier / Le Pictorium)

Die russischen Truppen vermelden derzeit immer wieder Fortschritte gegen die ukrainische Armee. Dabei nutzen sie eine empfindliche Schwachstelle in deren Verteidigung – und die ist hausgemacht.

Am 741. Tag des russischen Angriffskrieges setzen die Invasionstruppen des Kremls ihre Vorstöße im Osten und Süden der Ukraine fort. Der Schwerpunkt der Kämpfe verlagert sich dabei offenbar in Richtung des südöstlich von Donezk gelegenen Städtchens Nowomychajliwka. Laut einem Frontabschnittssprecher der ukrainischen Verteidiger hat die russische Armee in dieser Region starke Reserven zusammengezogen – bis zu 30 Gefechte gebe es hier täglich.

Dabei nutzen die Angreifer bei ihrem Vormarsch eine empfindliche Schwachstelle der ukrainischen Verteidigungsstrategie. Experten zufolge stellt die Regierung in Kiew den russischen Truppen zwar immer neue Verteidigungseinheiten entgegen, hat ihre Stellungen aber kaum mit Befestigungsanlagen verstärkt.

Entlang der Schützengräben und Tunnelsysteme haben es die Pioniere und Ingenieure der Verteidiger bis dato nicht geschafft, den russischen Vormarsch mit Barrikaden aus Beton, Bunkern, Stacheldraht und anderen Hindernissen aufzuhalten. Wo die ukrainischen Soldaten zurückfallen, können die Angreifer geradewegs hinter ihnen herjagen.

Das Problem scheint hausgemacht: Systematisch und seit Jahrzehnten haben laut Beobachtern alle ukrainischen Regierungen die Pionierverbände der Armee zurückgefahren und so lange abgewickelt, bis im Jahr 2005 nur noch vier entsprechende Einheiten übrig geblieben waren. Es fehle an allem. Bagger, Planierraupen, Minenpflüge und Lkws seien ausgemustert oder gar verkauft worden. Bis 2022 sei der Wiederaufbau dieser Verbände viel zu stiefmütterlich behandelt worden, schimpfen Experten. Die Ukraine hat ihre Hintertür quasi selbst aufgemacht.

Ausbaden müssen das nun die Soldaten, die sich verzweifelt gegen die russische Angriffswalze stemmen müssen. Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als auf die Art und Weise Schutz zu suchen, die schon den Ersten Weltkrieg geprägt hat: in Schützengräben, Mulden und hinter hastig, oft mit bloßen Händen aufgeschütteten Wällen. "Wenn ihr leben wollt, grabt!" – Dieser Satz ist laut der ukrainischen Zeitung "Kyiv Independent" entlang der Front allgegenwärtig.

Nordöstlich von Awdijiwka dagegen konnten die ukrainischen Soldaten ihre Positionen halten. "Das Vordringen des Feindes ist gestoppt", sagte Dmytro Lychowij im Kiewer Fernsehen. Seit die Ukraine die Stadt Mitte Februar aufgegeben und geräumt hatte, hatten die russischen Angreifer Dorf um Dorf erobert. Nun sei die Front in diesem Bereich stabilisiert, so der Sprecher des Frontabschnitts weiter.

Auch entlang der Schwarzmeerküste nimmt die Intensität der Gefechte deutlich zu. Russische Drohnen flogen eine ganze Reihe von Angriffen auf die Hafenstadt Odessa. Berichte über mögliche Opfer und Schäden liegen noch nicht vor. Die ukrainische Luftwaffe sprach von 22 Drohnen, die Odessa attackiert hätten. 18 seien unschädlich gemacht worden.

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Mit den Attacken will Russland möglicherweise die Getreideexporte eindämmen, die die Ukraine trotz des Krieges über einen Seekorridor im Schwarzen Meer in Richtung Bosporus transportiert. Im vergangenen halben Jahr waren es fast 30 Millionen Tonnen Fracht, die die Ukraine auf diesem Weg zu Devisen gemacht hat. Diese Menge hat Präsident Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache bekannt gegeben. "Ich bin allen dankbar, die in unseren Häfen und auf den Schiffen arbeiten, und allen, die für den Betrieb des Seekorridors und seine Sicherheit sorgen", so Selenskyj wörtlich.

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Auch zu Lande nimmt der Druck auf die ukrainischen Hafenstädte zu. Bei Cherson war bereits in der vergangenen Woche eine ukrainische Spezialeinheit in einen russischen Hinterhalt geraten. Mindestens 20 Soldaten wurden bei dem sich anschließenden Blutbad getötet. Das Kommando war nach Informationen der ukrainischen Zeitung "Kyiv Post" unterwegs in Richtung Krim – das Verteidigungsministerium in Kiew hat inzwischen einen "fehlgeschlagenen Überfall" und mehrere Tote bestätigt.

Auch an der Ostküste der von Russland eroberten Halbinsel wird weiter gekämpft. Die Ukraine flog im Bereich der Stadt Kertsch mehrere Drohnenangriffe. Von Kertsch führt die Krimbrücke zum russischen Festland – über sie wird ein Großteil der Versorgung der Krim gewährleistet. Sie zu zerstören, ist eines der wichtigsten Kriegsziele der Ukraine.

Die "Kyiv Post" berichtet zudem über neue Erfolge der ukrainischen Luftabwehr. Seit Mitte Februar seien mindestens 15 russische Militärflugzeuge über den Schlachtfeldern in der Ukraine abgeschossen worden. Unter den zerstörten Maschinen seien zehn Kampfjets vom Typ SU-43 sowie ein A-50U-Aufklärungsflugzeug. Laut Analysten des ukrainischen Thinktanks "Centre for Defence Strategies" fliegt Russland seit Beginn des Jahres deutlich risikoreichere Luftangriffe auf die Verteidigungsstellungen entlang der Front – auch deshalb steige die Zahl der abgeschossenen Flugzeuge jetzt so deutlich an. Allerdings fügen die Angriffe den ukrainischen Bodentruppen schwere Verluste zu.

Diese haben weiter vor allem mit Munitionsengpässen zu kämpfen. Auch deshalb will sich jetzt Litauen der tschechischen Initiative zur Beschaffung von Artilleriemunition für die Ukraine anschließen und diese finanziell unterstützen. Dies habe sie ihrem tschechischen Amtskollegen Petr Fiala in einem Telefonat zugesagt, teilte Regierungschefin Ingrida Simonyte am Montag in Vilnius mit.

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