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Russlands Ex-Verkehrsminister ist tot: Selbstmord oder politische Intrige?


Putins Ex-Minister tot aufgefunden
Wurde er Opfer eines Komplotts?

Von t-online, mak

Aktualisiert am 08.07.2025 - 07:07 UhrLesedauer: 4 Min.
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Roman Starowoit: Der 53-Jährige starb – wie und unter welchen Umständen ist noch offen. (Quelle: Sofya Sandurskaya)
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Der überraschende Tod von Russlands Ex-Verkehrsminister Roman Starowoit gibt Rätsel auf. Nur Stunden nach seiner Entlassung durch Putin wurde er leblos aufgefunden.

Rätsel um den plötzlichen Tod von Russlands früherem Verkehrsminister Roman Starowoit: Wenige Stunden nach seiner Entlassung durch Kremlchef Wladimir Putin ist der 53-Jährige tot aufgefunden worden. Die Sprecherin der Ermittlungsbehörde, Swetlana Petrenko, sagte: "Die Umstände des Vorfalls werden derzeit ermittelt. Die Hauptversion ist Selbstmord." Nach ihren Angaben wurde Starowoits Leiche in dessen Privatauto gefunden, neben ihm eine Pistole. Der genaue Todeszeitpunkt ist noch unklar.

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Doch die Darstellung wirft Fragen auf: Der kremlnahe Telegram-Kanal "Shot" veröffentlichte am Montag Videomaterial, das zeigt, wie Ermittler den Toten nicht aus dem Fahrzeug, sondern aus einem angrenzenden Gebüsch bergen. Zu sehen ist zudem ein schwarzer Tesla, den der Minister privat gefahren haben soll.

Der Kanal "Shot" berichtet zudem, dass der Parkplatz nur 15 Autominuten vom Privathaus des Ex-Ministers entfernt gewesen sein soll. Die Leiche des Politikers soll von seinen Security-Mitarbeitern gefunden worden sein. Die Pistole, die neben ihm entdeckt wurde, soll Starowoit im Jahr 2023 vom russischen Innenministerium als Dank erhalten haben – damals war er noch Gouverneur von Kursk.

Laut "Shot" haben Ermittler in Starowoits Tesla mehrere Gegenstände sichergestellt, die für die Aufklärung seines Todes von Bedeutung sein könnten. Dazu zählen demnach ein iPad, ein Stapel Dokumente sowie ein Bündel Bargeld, das in seiner Aktentasche gelegen haben sollen. Zudem seien Fingerabdrücke im Fahrzeug genommen worden.

Auf den Videos ist zudem Starowoits Assistentin zu sehen, die weinend von Polizeibeamten befragt wird. Sie soll seine Geliebte gewesen sein und den Familienvater identifiziert haben. Der Kanal "Shot" berichtet weiter, dass die 25-Jährige mit Vornamen Polina die Medizinische Universität in Kursk absolviert und zuletzt Starowoit auf seinen Dienstreisen begleitet habe.

Bereits während seiner Amtszeit als Gouverneur habe es in Kursk Spekulationen über eine mögliche Liebesbeziehung gegeben. Demnach sei vermutet worden, Polina könne künftig als First Lady des Gebiets auftreten. Starowoit hatte sich laut "Shot" im Jahr 2021 von seiner Ehefrau scheiden lassen. Aus der Ehe stammen zwei Töchter, die heute 15 und 18 Jahre alt sind.

Spekulationen um Machtspiele

Vor den Videos auf dem Kanal "Shot" hatten auch zahlreiche russische Medien berichtet, Starowoit habe sich an seinem Wohnort Odinzowo im Moskauer Umland das Leben genommen. Mehrere Blogger bezweifelten jedoch die offizielle Version des Ermittlungskomitees und meinten, dass der Fall viele Fragen aufwerfe.

Für verschiedene Berichte, nach denen sich der Minister bereits am Wochenende, noch im Amt, das Leben genommen haben soll, gab es zunächst keine offizielle Bestätigung.

In politischen Telegram-Kanälen halten sich derweil Spekulationen, Starowoit könnte einem Machtkampf zum Opfer gefallen sein. Kommentatoren vermuten, er sei entweder gezielt getötet oder zum Suizid gedrängt worden.

Andere Fälle von strafrechtlicher Verfolgung von Ministern oder ranghohen Beamten hätten in der Vergangenheit gezeigt, dass auch eine Verurteilung zu einer Haftstrafe kein Grund dafür sei, sich das Leben zu nehmen. Weil die Haftbedingungen für solche Angehörige des Machtapparats komfortabel seien und die Strafen auch nicht bis zu Ende abgesessen würden, hieß es.

In dem am Montag in Moskau veröffentlichten Dekret Putins zur Entlassung des Politikers stehen keine Gründe, warum der erst im Mai vorigen Jahres beförderte frühere Gouverneur des westrussischen Gebiets Kursk seinen Posten schon wieder räumen musste. Auch Kremlsprecher Dmitri Peskow äußerte sich nicht zu den Gründen. Die bisweilen verwendete Formulierung von einem Vertrauensverlust fehlte in dem Dekret, wie Peskow bestätigte.

Weiterer mysteriöser Todesfall

Mehrere Medien berichteten überdies von einem weiteren rätselhaften Todesfall im Verkehrsministerium am Montag. Ein namentlich genannter ranghoher Beamter im Alter von 42 Jahren soll dort bei einer Sitzung gestorben sein. Der Telegram-Kanal "Shot" berichtet, er sei während einer Besprechung plötzlich aufgestanden und zusammengebrochen. Die Ärzte konnten ihm demnach nicht mehr helfen.

Die Rede ist von einem Herzstillstand – eine offizielle Bestätigung dafür gab es zunächst nicht.

In Skandal um fehlenden Grenzschutz in Kursk verwickelt?

Unklar war, warum sich Starowoit das Leben genommen haben könnte. Dem Politiker der Kremlpartei Geeintes Russland hätten laut Medien Versäumnisse angelastet werden können aus seiner Zeit als Gouverneur des Gebiets Kursk, in dem ukrainische Truppen im August vorigen Jahres Dutzende Ortschaften eingenommen hatten.

Starowoits Nachfolger als Gouverneur, Alexej Smirnow, ist wegen angeblichen Betrugs festgenommen worden. Smirnow wurde im Mai 2024 Gouverneur von Kursk. Nach dem Eindringen ukrainischer Truppen in das Gebiet musste er im Dezember 2024 zurücktreten.

Bei dem Verfahren gegen Smirnow geht es darum, dass Gelder für den Bau von Befestigungsanlagen an der Grenze zur Ukraine nicht entsprechend ausgegeben worden sein sollen. Dass die ukrainischen Truppen dort im August scheinbar ohne Probleme einmarschieren konnten, hatte russlandweit Entsetzen und kritische Fragen ausgelöst.

Diese Befestigungslinien wurden angeblich bereits ab 2022 kurz nach Beginn des von Putin befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine gebaut. Als Gouverneur hatte Starowoit die Fertigstellung dieser Anlagen bereits nach oben gemeldet. Dann kam es zum Einmarsch der ukrainischen Truppen.

Auch andere Gründe für Entlassung vermutet

Von Ermittlungen gegen Starowoit ist zwar nichts bekannt. Allerdings berichteten Medien in Moskau, dass er selbst ins Visier der Fahnder geraten sein könnte. Demnach hätten ihm bis zu 20 Jahre Haft drohen können, bei einer Verurteilung wegen Veruntreuung von Geldern beim Bau der Grenzschutzanlagen. Auch der kremlnahe Kanal "Shot" berichtet davon, er schreibt ebenso, dass Smirnow gegen Starowoit ausgesagt habe. Dafür gibt es bislang keine offizielle Bestätigung.

Russische Kommentatoren nannten als möglichen Grund für die Entlassung auch das Chaos auf den russischen Flughäfen. Wegen der häufigen ukrainischen Drohnenangriffe fielen zuletzt mitten in den Ferien Hunderte Flüge aus. Passagiere saßen bisweilen zu Tausenden fest, weil keine Starts und Landungen möglich sind. Die russische Zeitung "Kommersant" berichtete am Montag von hohen finanziellen Verlusten in der Luftfahrtbranche.

Hinweis: Falls Sie viel über den eigenen Tod nachdenken oder sich um einen Mitmenschen sorgen, finden Sie hier sofort und anonym Hilfe.

Verwendete Quellen
  • Telegram-Kanal "Shot"
Transparenzhinweis

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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