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Ukraine-Krieg | Putins gefallene Generäle: "Das Sterben geht weiter"


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Russlands Top-Militärs
Das Sterben geht weiter


Aktualisiert am 17.08.2023Lesedauer: 5 Min.
Gennadi Schidko soll "nach langer Krankheit" in Moskau gestorben sein: Seit dem Überfall auf die Ukraine sind schon mehrere russische Generäle ums Leben gekommen.Vergrößern des Bildes
Gennadi Schidko soll "nach langer Krankheit" in Moskau gestorben sein: Seit dem Überfall auf die Ukraine sind schon mehrere russische Generäle ums Leben gekommen. (Quelle: Wikipedia/CC)
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Seit dem Überfall auf die Ukraine sind viele russische Top-Militärs umgekommen – zum Teil unter ungeklärten Umständen. Das ist über die Befehlshaber bekannt.

Russland verliert im Krieg gegen die Ukraine nicht nur Zehntausende einfacher Soldaten, auch die Führungsriege von Putins Streitkräften hat sich seit Februar 2022 stark gelichtet. Mindestens zehn russische Generäle sind seit dem Überfall getötet worden oder unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen. Hinzu kommen fast 800 getötete Offiziere in niedrigeren Rängen. Mit Generaloberst Gennadi Schidko ist jetzt offenbar der nächste Top-Militär gestorben.

Der 58-Jährige sei in Moskau einer längeren Krankheit erlegen, wie der Gouverneur der russischen Region Chabarowsk, Michail Degtjarew, auf Telegram berichtet. Nähere Angaben zu den Todesumständen Schidkos machte Degtjarew nicht. Schidko hatte im Mai 2022 das Kommando über die russischen Streitkräfte in der Ukraine übernommen. Im Oktober wurde Schidko wieder abgesetzt und durch General Sergeij Surowikin ersetzt. Dieser soll nach der Rebellion der Söldnertruppe Wagner Ende Juni festgenommen worden sein und jetzt unter Hausarrest stehen.

Versagt in der Ukraine

Warum genau Schidko als Kommandeur abgesetzt wurde, ist unklar. Unter seiner Führung musste Russland aber eine schwere Niederlage hinnehmen: Im September 2022 gelang es der ukrainischen Armee überraschend und innerhalb weniger Tage, die Region Charkiw im Nordosten des Landes zu befreien. Vor dem Ukraine-Krieg hatte Schidko als Stabschef der russischen Streitkräfte in Syrien gedient und wurde 2018 zum Kommandeur der Truppen des östlichen Militärbezirks ernannt. 2021 übernahm Schidko das Amt des stellvertretenden Verteidigungsministers. Der Kreml hat Schidkos Tod bislang nicht bestätigt.

Beim Falschen gestohlen?

Unabhängig von den Ereignissen in der Ukraine soll Gennadi Lopirew zu Tode gekommen sein. Der 69-Jährige war Generalleutnant des russischen Geheimdienstes FSO, der für den persönlichen Schutz des Präsidenten zuständig ist. Lopirew verbüßte seit 2017 eine zehnjährige Haftstrafe in einer Strafkolonie wegen Korruption. Lopirew soll den Bau einer Residenz von Kremlchef Putin nahe des Schwarzmeerortes Sotschi überwacht und sich dabei bereichert haben.

Wie die Propagandaagentur Tass berichtet, starb Lopirew am Mittwoch an einer nicht näher genannten Krankheit. Zwei Tage vor seinem Tod soll sich Lopirew auf der Krankenstation des Straflagers mit Atembeschwerden und Heiserkeit gemeldet haben, wird auf dem russischen Telegram-Kanal "Tscheka-OGPU" berichtet, der mutmaßlich von Mitgliedern der Söldnertruppe Wagner betrieben wird. Diese Symptome würden auf eine Vergiftung Lopirews hindeuten, der bislang kerngesund gewesen sei. Unabhängig bestätigen lässt sich der Bericht nicht.

Als bestätigt gilt der Tod von Generalleutnant Oleg Zokow, der in der Ukraine die 144. motorisierte Schützendivision befehligte. Dem Duma-Abgeordneten Andrej Guruljow zufolge wurde Zokow am 11. Juli bei einem ukrainischen Angriff auf ein Hotel in der besetzten Stadt Berdjansk an der Schwarzmeerküste getötet.

Opfer britischer Marschflugkörper

Zokow hatte seit Februar 2022 in der Ukraine gekämpft und soll im September schon einmal schwer verletzt worden sein. Zuvor war Zokow stellvertretender Kommandeur des südlichen russischen Militärdistrikts gewesen. Der 51-Jährige hatte schon in Syrien und Tschetschenien gekämpft und stand auf mehreren westlichen Sanktionslisten.

Nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums wurde auch Generalmajor Sergej Gorjatschew Opfer eines ukrainischen Fernschlags. Demnach kam der Stabschef der 35. Armee bei einem Angriff mit einem Marschflugkörper auf einen russischen Kommandoposten im Süden der Ukraine am 12. Juni zu Tode. Die 35. Armee soll auch an den russischen Gräueltaten im Kiewer Vorort Butscha zu Beginn des Krieges beteiligt gewesen sein. Beim Kampf um die Stadt Isjum soll die Einheit weitgehend vernichtet worden sein.

Getötet im Gefecht

Generalleutnant Roman Kutusow starb am 6. Juni vorigen Jahres in einem Gefecht im Osten der Ukraine. Er soll gefallen sein, als er einen russischen Angriff nahe Popasna in der Region Luhansk anführte. Die ukrainische Armee berichtete später, die russische Attacke sei abgewehrt worden und der Feind habe sich unter "erheblichen Verlusten" zurückziehen müssen. Der 53-Jährige kommandierte das 1. Armeekorps der separatistischen Donezker "Volksrepublik". Die russische Armee hat Kutusows Tod bestätigt.

Ebenfalls im Gefecht getötet wurde Generalmajor Kanamat Botaschew. Der 63-jährige General im Ruhestand diente zu Beginn des Krieges als Kampfpilot bei der Söldnertruppe Wagner. Wie "BBC Russia" berichtete, flog Botaschew am 22. Mai vorigen Jahres einen Einsatz bei Popasna in der ukrainischen Region Luhansk, um eine russische Einheit zu unterstützen, die unter ukrainisches Feuer geraten war. Auf dem Rückweg von dem Einsatz wurde Botaschews Flugzeug vom Typ Su-25 von einer ukrainischen Flugabwehrrakete getroffen. Botaschew habe sich nicht mehr retten können, berichtete die BBC unter Berufung auf Mitstreiter Botaschews.

"Verabschieden uns von einem echten Helden"

Ein weiterer Generalmajor, der gefallen sein soll, ist Andrej Simonow. Er soll am 30. April vorigen Jahres nahe Isjum getötet worden sein, berichtete die ukrainische Zeitung"Kyiv Post". Demnach wurde Simonows Feldkommandoposten von ukrainischer Artillerie getroffen. Die russische Armee hat Simonows Tod bislang aber nicht offiziell bestätigt. Der 56-Jährige befehligte Einheiten der elektronischen Kriegsführung, deren Aufgabe beispielsweise darin besteht, den gegnerischen Funk zu stören oder Drohnen abzufangen.

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Zwischen März und April 2022 wurde auch Generalmajor Wladimir Frolow getötet. Der genau Zeitpunkt und die Umstände seines Todes sind bis heute unklar. Der 55-Jährige war stellvertretender Befehlshaber der 8. Armee, die an den schweren Kämpfen um die südukrainische Stadt Mariupol beteiligt war. Laut russischen Staatsmedien wurde Frolow am 16. April in Sankt Petersburg mit militärischen Ehren beigesetzt. "Heute verabschieden wir uns von einem echten Helden", zitierte Tass den Gouverneur Alexander Beglow während der Abschiedszeremonie.

"Säuberungswelle" in der russischen Armee?

Schon am 28. Februar, wenige Tage nach Beginn der Invasion, wurde der erste getötete russische General gemeldet – ein wahrer Triumph für die ukrainische Armee. Denn Andrei Suchowezki war als kommandierender General der 7. russischen Luftlandedivision und stellvertretender Kommandeur der 41. kombinierten Waffenarmee 2014 bei der Invasion der Krim im Einsatz gewesen. Ukrainische Scharfschützen sollen den 47-Jährigen getötet haben, als dieser die russische Militärkolonne inspizierte, die zu Beginn des Krieges von Norden her auf Kiew zusteuerte. Kremlchef Putin erwähnte Suchowezkis Tod später in einer Rede.

Zuletzt hatte die russische Armee nicht nur mit Todesfällen in der Führungsriege zu kämpfen, sondern mit einer regelrechten "Säuberungswelle" durch den Kreml. Seit der Rebellion der Wagner-Truppe am 23. und 24. Juni sind mehrere Befehlshaber der Armee von ihren Posten entbunden worden, weiteren Kommandeuren könnte ein ähnliches Schicksal drohen.

Ende Juni war Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin in einer Fahrzeugkolonne mit Tausenden Kämpfern auf Moskau zugesteuert, mutmaßlich um einen Wechsel an der Spitze der russischen Streitkräfte zu erzwingen. Nach Verhandlungen mit dem belarussischen Machthaber Lukaschenko lenkte Prigoschin kurz vor Moskau ein und brach die Rebellion ab. Von der russischen Armee gab es kaum Gegenwehr gegen die Söldner-Rebellion. Das nährte den Verdacht, dass Prigoschin Verbündete und Mitwisser in den Streitkräften hatte. Als prominentester Fürsprecher Prigoschins in der Armee war Sergeij Surowikin aufgetreten.

Verwendete Quellen
  • meduza.io: Generaloberst Gennadi Schidko starb in Moskau (russisch; Stand: 17. August 2023)
  • Eintrag im Telegramkanal Tscheka-OGPU vom 17. August 2023 (russisch)
  • rferl.org: Former Top Kremlin Bodyguard Who Was Sentenced For Bribery Dies In Prison Of Sudden Illness (englisch, Stand: 17. August)
  • themoscowtimes.com: Russian General Reportedly Killed in Ukraine (englisch; Stand 17. August 2023)
  • Tweet des britischen Verteidigungsministeriums vom 16. Juni 2023 (englisch, Stand: 17. August)
  • defence-ua.com: Russian General Kutuzov Eliminated in Ukraine (englisch, Stand: 17. August)
  • bbc.com: "Stinger" am Ausgang des Angriffs, eine Explosion in der Luft und ... Das war's (russisch, Stand: 17. August)
  • kyivpost.com: Tenth Russian General Reportedly Killed in Ukraine (englisch, Stand: 17. August)
  • Nachrichtenagenturen dpa, AFP und Reuters
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