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Risiko Atomunfall: Wie oft wir kurz vor dem Weltuntergang standen


Risiko Atomwaffen
Wie oft wir kurz vor dem Weltuntergang standen

Von t-online
30.04.2014Lesedauer: 3 Min.
Eine Trident-II-Rakete wird von einem Atom-U-Boot aus gezündetVergrößern des BildesEine Trident-II-Rakete wird von einem Atom-U-Boot aus gezündet (Quelle: Reuters-bilder)
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Die Gefahr eines Unfalls mit Nuklearwaffen ist höher als man denkt - und sie scheint zu steigen. Davor warnt der renommierte Think Tank Chatham House und listet 13 Fälle seit 1962 auf, in denen die Welt knapp an der Katastrophe vorbeigeschrammt ist.

Chatham House nennt eine ganze Reihe von Situationen, in denen Atomwaffen kurz davor waren, gezündet zu werden - meist aufgrund von technischen Fehlfunktionen oder Störungen in der Kommunikation.

Vernunft vor Befehl

"Individuelle Entscheidungen, oft unter Missachtung des Protokolls oder politischer Vorgaben, haben uns einige Male gerettet", zitiert der "Guardian" aus dem Report. Menschen, die einen kühlen Kopf bewahrten und darauf spekulierten, dass kein Angriff, sondern eine Störung den Alarm auslöste, hätten die Katastrophe abgewendet.

Nach Ansicht der Autoren des Reports scheint die Gefahr eines Beinahe-Unfalls zuzunehmen, schreibt der "Guardian". Sie begründeten dies mit der Verbreitung von Atomwaffen - zuletzt in Nordkorea - und dem Stillstand bei der Abrüstung.

So besäßen die neun Atommächte zusammen mehr als 17.000 Atomsprengköpfe. Davon verfügten Russland und die USA über schätzungsweise 1800 Sprengköpfe in Alarmbereitschaft, die innerhalb von fünf bis 15 Minuten nach dem Befehl gezündet werden könnten. Angesichts der Unruhen in der Ukraine gewinne diese Tatsache eine neue Bedeutung, so die Autoren.

Man könne sich eine Situation vorstellen, in der die Spannung wächst, Signale kommen herein und die entscheidende Person interpretiert die Lage falsch, zitiert der "Guardian" Patricia Lewis von Chatham House. "Werden die Menschen sich immer genug Zeit nehmen, vernünftige Entscheidungen zu treffen?"

Betrunken am Drücker?

So habe in der Vergangenheit der Geisteszustand einiger Akteure mit dem Finger auf dem roten Knopf mitunter Grund zur Sorge gegeben. Richard Nixon oder Boris Jelzin etwa hätten ihre Top-Berater mit ihren heftigen Trinkgelagen zur Verzweiflung gebracht.

Weitere Beispiele: Im Mai 1981 vergaß der frisch gewählte Francois Mitterand den nuklearen Code zuhause in seiner Anzugstasche. Dasselbe passierte Präsident Jimmy Carter in den 1970er Jahren - zudem kam der Anzug mit den Code auch noch in die Reinigung. Und beim Attentat auf Ronald Reagan am 30. März 1981 ging der Code ebenfalls verloren.

Schraubenschlüssel trifft Bombe

In seinem im vergangenen Jahr erschienenen Buch "Command and Control" beschreibt der Autor Eric Schlosser Beinahe-Unfälle aufgrund von technischen Fehlern. Zum Beispiel ließ im September 1980 ein Betriebsingenieur aus Versehen einen Schraubenschlüssel in ein Raketensilo fallen, in dem eine Titan II Atomrakete stand. Es gab eine Explosion, der Sprengkopf flog los und landete in der Nähe einer Straße - detonierte aber nicht.

Im Januar 1961 brach ein B-52 Bomber über North Carolina auseinander und ließ seine zwei Atombomben über der Stadt Goldsboro fallen. Eine Bombe wurde aktiviert - ein simpler Niederspannungsschalter stand zwischen den USA und der Katastrophe.

Abschließend listet der Report weitere Beispiele auf, die zeigen sollen, wie nah die Welt bisweilen am Rande der Apokalypse stand:

Washington, Juni 1980

Ein fehlerhafter Computerchip löste die Warnung eines nuklearen Angriffs auf die USA aus: Angeblich waren mehr als 2000 Sowjetraketen bereits unterwegs.

Kuba, Oktober 1962

Vier sowjetische Atom-U-Boote wurden auf der Höhe der Kuba-Krise in der Sargassosee eingesetzt. US-Kriegsschiffe hatten Moskau gewarnt, dass Versuche mit Wasserbomben unternommen würden, doch diese Nachricht erreichte die U-Boote nicht. In der Annahme, angegriffen zu werden, wollte ein Kommandeur eine Atombombe zünden, doch sein Stellvertreter hielt ihn in letzter Sekunde davon ab.

Sowjetunion, September 1983

Am 25. September, kurz nach Mitternacht, erreichte ein Alarm das sowjetische Satelliten-Frühwarnsystem. Die Daten schienen zu belegen, dass fünf Interkontinentalraketen auf das Land zufliegen. Der zuständige Oberstleutnant handelte gegen das Protokoll, indem er den Fall nicht nach oben weitergab - er glaubte an einen Fehlalarm. Schließlich kam heraus: Das glitzernde Sonnenlicht hatte den Satelliten verwirrt.

Russland, Januar 1995

Am 25. Januar zündeten norwegische Wissenschaftler eine Black-Brant-Rakete, um das Polarlicht bei Spitzbergen zu erforschen. Sie hatten Moskau vorher gewarnt, doch die Nachricht erreichte die Operatoren an den russischen Frühwarnstationen nie. Diese hielten die Forschungsrakete für eine herannahende Trident-Rakete. Während Präsident Boris Jelzin die Lage mit seinen militärischen Oberkommandeuren besprach, landete die Rakete - weit weg vom sowjetischen Territorium.

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