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Raumfahrt: Sex im All ist für die Forschung ein Problem


Ungelöste Forschungsfragen
Können Männer im Weltall?

Von spiegel-online
08.12.2007Lesedauer: 3 Min.
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Von Simone Schlindwein, Moskau

Ungefähr im Jahr 2030 wollen Russen, Amerikaner und Europäer den Flug zum Mars antreten. 520 Tage dauert die Reise hin und zurück. Zusammengepfercht auf engem Raum, ohne Kontakt zur Außenwelt müssen sich die Crew-Mitglieder rund eineinhalb Jahre lang in der Schwerelosigkeit die Zeit vertreiben. Heißt das für sie auch, dass sie eineinhalb Jahre ohne Sex auskommen müssen? Zu diesem Thema schweigen die Raumfahrtbehörden - die Gerüchteküche aber brodelt.

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Sex nur im Schlafsack
Schwerelosigkeit: Können Männer unter solchen Bedingungen überhaupt Erektionen bekommen? Ist Sex im Weltall überhaupt möglich? Funktioniert die Missionarsstellung unter Missionsbedingungen? Pierre Kohler, ein französischer Buchautor schrieb schon vor sieben Jahren über eine Computersimulation der Nasa: Nur vier Liebes-Positionen seien in Schwerelosigkeit ohne mechanische Hilfe überhaupt möglich. Für die anderen benötige man elastische Gurte oder beispielsweise einen Schlafsack, um beim Sex nicht auseinander zu treiben. In Russland ist Liebe im Weltall allerdings kein Thema.

"Das würde meine Freundin nicht akzeptieren"
Kosmonaut Sergej Rjasanski reagierte zugeknöpft, als er auf das Thema angesprochen wurde. In all seinen Trainingseinheiten habe er sich noch nie mit dieser Frage beschäftigt, sagte er im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE: "Theoretisch ist Sex in vielen Positionen vorstellbar." Doch er würde es nie zu wissenschaftlichen Zwecken in Schwerelosigkeit ausprobieren - "das würde meine Freundin nicht akzeptieren."

Befruchtung von Fröschen
Die Nasa zeigte sich angeblich schon in den neunziger Jahren aufgeschlossener: Kohler berichtet, auf einer Shuttle-Mission sei ein Sex-Versuch unternommen worden - beteiligt war demnach Jan Davis und Mark Lee. Doch die US-Raumfahrtagentur dementierte. Und die "New York Times" berichtete, Ziel der Mission sei die Befruchtung von Fröschen gewesen - und nicht von Menschen.

War die "Mir" ein Liebesnest?
Walerij Bogomolow, stellvertretender Leiter des Instituts für biomedizinische Fragestellungen (IBMP) in Moskau, widersprach laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax Gerüchten, Wissenschaftler hätten die ehemalige Raumstation "Mir" in ein Liebesnest verwandelt. "Kosmonauten sind natürlich auch Menschen, aber während der ganzen Geschichte der Raumfahrt kam diese Frage noch nie auf", sagte er.

Wissenschaftlich bedeutsam, ethisch fragwürdig
Dass sowohl amerikanische als auch russische Weltraummediziner über die Probleme beim Sex im Weltall nicht öffentlich sprechen wollen, bedeutet nicht, dass es für die Forschung nicht relevant ist. "Das ist vor allem ein ethisches Problem", bestätigt der Sprecher des IBMP, Pawel Morgunow, SPIEGEL ONLINE.

Langfristig geht es nicht ohne Sex
Das russische Forschungszentrum untersucht schon seit über 40 Jahren sämtliche medizinischen und biologischen Faktoren, die bei bemannten Langzeitflügen auftauchen. Bislang habe sich das IBMP nicht mit Sex im Weltall befasst, es seien auch keine Experimente durchgeführt worden, beteuert Morganow. In Zukunft sei dies jedoch definitiv ein Problem, das es zu lösen gelte. Fernziel der Raumfahrt ist es, ein bemanntes Raumschiff in ein anderes Sonnensystem zu schicken, einen bewohnbaren Planeten zu finden und zu besiedeln. Auf dieser Reise wären die Crew-Mitglieder nicht nur Jahre, sondern sogar Jahrzehnte unterwegs. Dann geht es nicht mehr um Sex zum Spaß, sondern um Fortpflanzung.

Keine Befruchtung ohne Schwerkraft
Die ersten Versuche bei Fröschen und Fliegen haben gezeigt: Zur Befruchtung ist Schwerkraft nötig. Müsste die Frau dann nach dem Sex in die Zentrifuge, um schwanger zu werden? Womöglich aber fangen die Probleme schon vorher an: Können Männer überhaupt eine Erektion bekommen, wenn das Herz das Blut ständig in den Oberkörper pumpt, weil die Gravitation fehlt?

Geburt ist problematisch
"Und viel schwieriger ist die Frage, wie man in der Schwerelosigkeit die Geburt eines Kindes bewältigen kann", sagt Morganow. Kann ein Baby überhaupt geboren werden, wenn die Unterleibsmuskeln der Mutter aufgrund der fehlenden Belastung zu schwach geworden sind? Mit diesen Fragen werde sich das IBMP in den nächsten Jahren beschäftigen.

Testphase im Container
Auch die psychologischen Faktoren in Sachen Sex sind nicht zu unterschätzen. Das Moskauer IBMP wird im kommenden Jahr eine Marsmission simulieren. Dafür sperren Wissenschaftler sechs Freiwillige in Moskau 520 Tage lang in einen Container ein - allerdings nicht in Schwerelosigkeit. Das Verhältnis der Crew-Mitglieder untereinander wollen Psychologen untersuchen. Ob bei diesem Versuch Sex dann vertraglich verboten ist, das steht laut IBMP-Sprecher Morgunow noch nicht fest.

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