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Oliver Kahn und Lothar Matthäus: Vom Schlagabtausch zur einseitigen Fehde


Fehde zwischen Ex-Bayern-Stars
"Titan" Kahn unter Dauerfeuer

Von Florian Vonholdt

Aktualisiert am 26.04.2023Lesedauer: 4 Min.
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Damals Seite an Seite: Bayern-Torwart Oliver Kahn (l.) und Lothar Matthäus im Jahr 1998. (Quelle: via www.imago-images.de)

Obwohl er keinen Privatkrieg wollte, schießt Lothar Matthäus pausenlos gegen Bayern-Boss Oliver Kahn. Auffällig: Er ist bei Weitem nicht der einzige Ex-Mitspieler Kahns, der das tut.

Kaum ein Tag verging in diesem April, an dem TV-Experte Lothar Matthäus keine Meinung zum deutschen Fußball zum Besten gab. Am liebsten zum FC Bayern und im Speziellen zu Klubchef Oliver Kahn und der Bayern-Führung. Ausgangspunkt des Zoffs der beiden Ex-Mitspieler war ein verbaler Schlagabtausch im Live-TV. Beim Rekapitulieren der Ereignisse fällt auf: Im Laufe der Zeit wurde der Zwist eher einseitig am Lodern gehalten.

So richtig Fahrt nahm die Fehde der beiden Ex-Bayern- und DFB-Kapitäne beim Topspiel zwischen Bayern und Dortmund (4:2) am 1. April auf. Es war das erste Spiel von Thomas Tuchel, und Kahn stellte Matthäus öffentlich zur Rede. Der Rekord-Nationalspieler hatte zuvor das abhandengekommene "Mia san mia"-Gefühl in der Außendarstellung des Klubs, vor allem bei der überraschenden Entlassung von Julian Nagelsmann, kritisiert.

Matthäus bezichtigte Kahn der Lüge

Kahn wollte wissen, was Matthäus denn darunter genau verstehe. Der erwiderte, dass er keinen Privatkrieg mit Kahn wolle. Doch genau der ist inzwischen ausgebrochen. Was vor allem an Matthäus selbst liegt, der keine Gelegenheit mehr auslässt, gegen den FC Bayern und Kahn nachzulegen.

Der Zoff an dem Tag ging sogar so weit, dass Matthäus Kahn in der Halbzeitpause des Spitzenspiels via t-online der Lüge bezichtigte, als es um die zeitliche Abfolge der Nagelsmann-Entlassung ging und wann wer informiert wurde.

Kahn reagierte am Tag danach bei "Bild TV": "Lothar hat sich nach seiner Karriere zum Chefkläger des deutschen Fußballs aufgeschwungen, auf allen Kanälen." Und weiter: "Nur wenn man dann den Chefkritiker mal selbst kritisiert, habe ich immer so das Gefühl, damit kann er überhaupt nicht umgehen und lässt sich dann zu solchen halt- und auch stillosen Aussagen hinreißen (...). Aber so ist Lothar."

Pl.MannschaftSp.SUNToreDiff.Pkt.Form
1
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Bayern
34218592:38+5471
2
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Dortmund
34225783:44+3971
3
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Leipzig
34206864:41+2366
4
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Union
34188851:38+1362
5
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Freiburg
34178951:44+759
6
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Leverkusen
341481257:49+850

Die sachliche Ebene hatte die Diskussion da schon längst verlassen, ging über auf die persönliche. Dem "Chefkläger" Matthäus gaben in der Folge die schlechten Ergebnisse der Bayern Anlass genug, weitere Spitzen zu platzieren. Und das tat er fleißig und – wie Kahn durchaus treffend formuliert hatte – auf allen Kanälen.

Zwar nannte er diesmal Kahn nicht namentlich, aber Mitte April (15.4.) war von Matthäus bei Sky zu hören: "Die Verantwortlichen müssten auch mal kommunizieren." Damit kritisierte er die schlechte Außendarstellung des Klubs, speziell bei den Strafen für Manuel Neuer nach dessen Skiunfall und der für Sadio Mané, nachdem dieser Leroy Sané in der Kabine geschlagen hatte.

Matthäus mit Dauer-Kritik

Konkreter wurde Matthäus diesbezüglich drei Tage später in seiner Sky-Kolumne (18.4.): "Mir geht es darum, dass Dinge, die jeden Spieler beschäftigen, nicht klar auch nach außen kommuniziert werden, um die Diskussionen zu beenden." Es brauche für den Spieler, die Mannschaft und die Öffentlichkeit "das Signal, auf das es ankommt: Thema erledigt, Ruhe, Fußball spielen. Solche Dinge sind mir aktuell nicht schnell und klar genug geregelt." Gemeint waren damit wieder vor allem Kahn und auch Hasan Salihamidzic.

Im Einsatz als RTL-Experte hatte Matthäus am Rande des Europa-League-Spiels von Bayer Leverkusen bei Union St. Gilloise (20.4.) dann von einem Telefonat am Morgen berichtet, bei dem der Name von Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn auch genannt worden sei, "dass die Position ganz sicher nicht die stabilste mehr ist."

Nach Bayerns 1:3-Niederlage in Mainz am letzten Samstag (22.4.), forderte Matthäus, es müsse "Tacheles" geredet werden. "Und vielleicht werden dann auch gewisse Positionen im Verein geändert – nicht nur auf dem Platz."

In seiner Kolumne beim Bezahlsender vom vergangenen Dienstag (25.4.) nutzte Matthäus die Bühne, um nochmals zu dokumentieren, wie nah er an seinem Ex-Klub dran ist, als er verlautbaren ließ, ihm sei "von mehreren Menschen" berichtet worden, "dass Uli (Hoeneß, d. Red.) mit der Besetzung, die er maßgeblich in der Chefetage installiert hat, seit vielen Monaten unzufrieden ist." Der nächste Seitenhieb gegen Kahn & Co. und die Erkenntnis, dass der Schlagabtausch inzwischen nur noch einseitig aufrechterhalten wurde. Denn von Kahn war bis dato keine weitere Reaktion mehr auf eine der Matthäus-Aussagen zu vernehmen.

Auch andere Ex-Mitspieler kritisieren Kahn

Dessen nächste Breitseite folgte tags darauf via Sport Bild (26.4.): Kahn habe "den Laden auf jeden Fall nicht im Griff", wurde Matthäus deutlich. Sein ehemaliger Mitspieler habe "andere Interessen, eine Familie, gerne den Kopf frei, er spielt gerne Golf. Auf einmal muss er für ein Unternehmen in der Krise die Verantwortung tragen: eine neue Welt für ihn", so Matthäus: "Vielleicht hat er das unterschätzt."

Interessant: Matthäus ist bei Weitem nicht der einzige TV-Experte und ehemalige Bayern-Mitspieler Kahns, der sich an Münchens Vorstandsboss abarbeite. Mario Basler poltere zuletzt gewohnt markig, er finde "die Außendarstellung von Oliver Kahn katastrophal". Dietmar Hamann befand nach der Mainz-Pleite: "Diese Kritik, die Oliver Kahn geübt hat nach dem Spiel, die hätte ich mir vor sechs bis acht Wochen gewünscht. Ich glaube, dass man sich viel zu lange schützend vor die Mannschaft gestellt hat." Und auch Thomas Helmer bemängelte, wie Matthäus via "Kicker", die Öffentlichkeitsarbeit bei den Bayern, sagte: "Da würde ich Oliver Kahn auch in die Verantwortung nehmen, intern wie extern. Da muss er einfach aktiver werden."

Klar ist: Nach den dürftigen Ergebnissen der Mannschaft fehlen Kahn die Argumente. So wurde aus dem Schlagabtausch eine einseitig geführte Fehde. Wahrscheinlich auch, weil der angezählte Kahn aktuell andere Sorgen hat.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen SID und dpa
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