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FC Bayern oder Dortmund: Wer wird Meister? Das spricht für die Münchner


Meisterkampf in der Bundesliga
Zeitenwende


28.04.2023Lesedauer: 6 Min.
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Thomas Tuchel: Der Bayern-Trainer ist unter Druck. (Quelle: IMAGO)

Fünf Spieltage vor Saisonende hat es der FC Bayern nicht mehr in der eigenen Hand, Meister zu werden. Was jetzt trotzdem noch für die Münchner spricht und was für den BVB.

Vom FC Bayern berichtet Julian Buhl aus München

Der deutsche Fußball steht vor einer Zeitenwende. Denn Borussia Dortmund hat am Samstag die Vorlage, die die Münchner am Nachmittag mit der 1:3-Niederlage in Mainz geliefert haben, genutzt und sein Schlüsselspiel im Kampf um den Titel gegen Eintracht Frankfurt souverän mit 4:0 gewonnen. Damit hat der BVB die Bayern von der Tabellenspitze gestürzt und geht nun mit einem Punkt Vorsprung in die verbleibenden fünf Saisonspiele.

"Was für eine Erschütterung an der Spitze des deutschen Fußballs!", sagte t-online-Kolumnist Stefan Effenberg im "Doppelpass" bei Sport1. Nachdem der FC Bayern die Meisterschaft ein Jahrzehnt lang als Champion dominiert hat, könnte die Dauerdominanz des Rekordmeisters jetzt also tatsächlich enden. Die Bayern können das – sollte Dortmund sich jetzt keine Patzer erlauben – aus eigener Kraft nicht mehr verhindern.

Die Bundesliga steuert auf ein spannendes Saisonfinale zu, wie man es seit über zehn Jahren nicht mehr erlebt hat. t-online erklärt, was dabei jetzt für Dortmund spricht und was immer noch für den FC Bayern:

Momentum: Einer der Lieblingssätze von Bayerns Ehrenpräsident Uli Hoeneß, an dem er sein Handeln schon zu eigenen Managerzeiten gerne orientierte, lautet: "The trend is your friend." Und der Trend spricht ganz klar gegen die Bayern und für Borussia Dortmund. Schließlich waren die Münchner noch als Tabellenführer mit neun (!) Punkten Vorsprung auf den BVB in die WM-Pause gegangen. Sie haben seitdem also bereits zehn Punkte auf ihren Rivalen verspielt.

Während die Bayern schwächelten, waren die Dortmunder mit zehn Pflichtspielsiegen in Folge in das Jahr gestartet. Trotz einiger Rückschläge, wie der 2:4-Niederlage in München oder dem 3:3 in Stuttgart, hat der BVB spätestens mit dem 4:0 gegen Frankfurt auch in der aktuellen Situation das Momentum ganz klar auf seine Seite gezogen.

Den Bayern gelangen dagegen seit dem Trainerwechsel von Julian Nagelsmann zu Thomas Tuchel lediglich zwei Siege in sieben Pflichtspielen. "Wenn ich mir alle Spiele unter Tuchel anschaue", sagt Effenberg, "waren davon zweieinhalb gut. Sonst war es zum Teil bodenlos."

Man sei "sehr kritisch, ehrlich miteinander", sagte Tuchel bei seiner Pressekonferenz am Freitag zu t-online: "Es gibt im Sport immer die Möglichkeit, etwas wiedergutzumachen. Wir haben total unnötig fünf Punkte abgegeben. Unsere Mannschaft traut sich selbst nicht mehr über den Weg." Aber: "Da sind wir dran. Wir werden alles dafür tun, eine Reaktion zu zeigen. Es ist noch nicht zu spät."

Restprogramm: Beide Teams haben an den verbleibenden fünf Spieltagen jeweils noch drei Heimspiele. Dortmund kann am Freitagabend (20.30 Uhr im Liveticker bei t-online) in Bochum direkt wieder vorlegen und hat damit einen weiteren psychologischen Vorteil auf seiner Seite. Denn mit einem Sieg würde man zumindest bis zum Spiel der Bayern am Sonntag (15.30 im Liveticker bei t-online) gegen Hertha auf vier Punkte wegziehen und die Münchner damit weiter unter Druck setzen.

Bayern hat dann aber am nächsten Spieltag in Bremen und am vorletzten mit dem – allerdings schweren – Heimspiel gegen Leipzig, die Möglichkeit vorzulegen. Dortmund spielt da erst jeweils einen Tag später gegen Wolfsburg und in Augsburg. Dazwischen empfängt der BVB am 32. Spieltag noch Gladbach zu Hause und dann abschließend Mainz 05. Mit den Mainzern, die in der Rückrundentabelle Zweiter sind, kommt der stärkste Gegner also beim möglichen Meisterfinale nach Dortmund.

Die Bayern müssen am 32. Spieltag noch daheim gegen Schalke und am letzten Spieltag auswärts in Köln antreten. Dortmunds Restprogramm wirkt insgesamt etwas leichter, außerdem haben sie am womöglich entscheidenden letzten Spieltag den Heimvorteil auf ihrer Seite.

Auf Spielansetzungen und Anstoßzeiten zu schauen, sagte Tuchel bei seiner Pressekonferenz, "die Zeiten sind vorbei für uns." Tuchel weiter: "Wir haben es nicht mehr selber in der Hand. Das Ziel muss jetzt sein 15 Punkte zu holen. Wenn wir so spielen wie in den letzten beiden Spielen, wird uns das nicht gelingen. Wir müssen jetzt liefern."

Umfeld: Mit unzähligen selbst eröffneten Nebenbaustellen ist der FC Bayern in diesem Jahr längst wieder zum FC Hollywood geworden. Etliche größtenteils nicht-sportliche Themen beschäftigen den Klub seit Monaten und lenken damit die Mannschaft von ihrem Kerngeschäft ab. In dieser Woche trat Hoeneß nun öffentlichkeitswirksam mit seinem Besuch von Thomas Tuchel auf dem Trainingsplatz in Erscheinung. Damit versuchte er, noch mal einen unerwarteten und besonderen Impuls im Kampf um die Meisterschaft zu setzen.

Tuchel zerbrach am Tag danach auf dem Platz – ebenfalls vor den anwesenden Fotografen – eine Slalomstange. Derartige Szenen waren auch in dieser Woche in Dortmund nicht zu beobachten. Die Verantwortlichen versuchen offenbar eher in der Ruhe die Kraft für den Meisterschaftskampf zu finden. Und übertragen genau das auf die Mannschaft. Mit der Vertragsverlängerung von Kapitän Marco Reus setzte der BVB am Donnerstag ein weiteres Zeichen, das das Team zum Titel pushen soll.

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Dass der BVB-Kapitän, genau wie sein Stellvertreter Mats Hummels, in den vergangenen Wochen nicht immer zur Startelf gehörte, war und ist in Dortmund kein Thema, das das Betriebsklima störte. Beide nehmen in der entscheidenden Phase mit ihrer Erfahrung trotzdem eine ganz wichtige Rolle für die Mannschaft ein. In München wurde die Rolle von Vizekapitän Thomas Müller in den vergangenen Wochen dagegen immer wieder deutlich aufgeregter diskutiert – was auch für Unruhe in der Mannschaft sorgte.

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Mentalität und Glaube: Beides wurde dem BVB in den vergangenen zehn Jahren immer wieder abgesprochen. Das war auch nach dem 3:3 in Stuttgart, bei dem Dortmund über 60 Minuten mit einem Mann mehr spielte, wieder so. "Die Dortmunder sind eigentlich fast zu doof, um deutscher Meister zu werden", sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und heizte die Debatte damit mal wieder an.

Er sorgte beim BVB damit für Extramotivation und vielleicht auch für die entscheidende Initialzündung im Meisterfinale. Dortmund konterte lässig und nutzte den Patzer des FC Bayern in Mainz abgezockt aus. Bei den Schwarz-Gelben ist der Glaube an die Meisterschaft jetzt definitiv da, ihnen sind auch noch fünf Siege zuzutrauen.

Auch Effenberg hält es jetzt "für möglich, dass der BVB sich am Ende zum Meister krönt". Die ratlosen Aussagen der Bayern nach der Mainz-Niederlage bestärken den Ex-Kapitän der Münchner in diesem Glauben. "Weil da keinerlei Aufbäumen zu hören war, keine Kampfeskraft, kein Wille", so Effenberg. Thomas Tuchel sei sehr ehrlich und schonungslos gewesen. "Aber genau das war das verkehrte Zeichen nach Dortmund. Jetzt glauben die, dass alles möglich ist."

Aber Vorsicht: Die Bayern wirken momentan wie ein taumelnder Boxer. Genau dann waren sie in der Vergangenheit jedoch oft am gefährlichsten und schlugen im entscheidenden Moment gnadenlos zu. Der BVB hat das in den wichtigen direkten Duellen – auch in dieser Saison – schon am eigenen Leib erfahren müssen. Zu früh abschreiben sollte man den Rekordmeister also auf keinen Fall.

Fans: Die gelbe Wand, wie die Dortmunder Südkurve genannt wird, ist zweifellos etwas, das so in der Münchner Arena nicht zu finden ist. Das könnte auch im Meisterfinale ein entscheidender Vorteil sein (siehe Restprogramm). Die Bayern müssen sich dagegen wohl eher weiter auf kritische Plakate Richtung Vereinsführung und Pfiffe einstellen.

Insgesamt ist die Stimmung in Fußballdeutschland eher gegen den Dauerdominator des vergangenen Jahrzehnts und für Dortmund als Herausforderer gerichtet. Das zeigt auch die repräsentative t-online-Umfrage, bei der 57 Prozent den BVB als kommenden Meister sehen wollen und nur 25 Prozent sich für den FC Bayern aussprechen (hier geht es zur Umfrage). Insgesamt haben rund 1.500 Personen dabei abgestimmt.

14 Prozent wollen übrigens weder Bayern noch den BVB und stattdessen einen echten Überraschungs-Meister. Union Berlin liegt momentan fünf Punkte hinter Dortmund, der SC Freiburg sieben.

X-Faktor: Für Kohler, der in seiner Karriere sowohl für Bayern als auch für Dortmund gespielt hat, hat der einen Namen: Sébastien Haller, der nach seiner Hodenkrebserkrankung wieder fit ist.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen und Recherche
  • Telefonisches Interview mit Jürgen Kohler
  • Zitate von Stefan Effenberg im Sport1-Doppelpass am 23. April
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