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Fall Mazraoui: FC Bayern steckt wegen Änderungsantrag in der Bredouille


Auch im Fall Mazraoui
Dieser Antrag bringt Bayern in die Bredouille


Aktualisiert am 19.10.2023Lesedauer: 4 Min.
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Daniel Peretz (l.) und Noussair Mazraoui: Der israelische Torhüter und der marokkanische Abwehrspieler gehören zum Team des FC Bayern. (Quelle: IMAGO/Ulrich Wagner)

Der FC Bayern wird auch im Fall Mazraoui von einem Änderungsantrag der Satzung eingeholt. Für alle Beteiligten steht viel auf dem Spiel.

Es ist erst knapp zwei Wochen her, dass der FC Bayern bekannt gab, sich "in einem bisher nie dagewesenen partizipativen Prozess" gemeinsamen mit seinen Vereinsmitgliedern auf "einen umfassenden Antrag zur Satzungsänderung" verständigt zu haben. Von einem "Doppelpass mit den Mitgliedern" war die Rede.

Am 12. November sollen diese nun auf der Jahreshauptversammlung darüber abstimmen, ob ein neuer Passus mit aufgenommen wird. Warum das gerade in der aktuellen Situation so interessant und brisant ist? Das verrät schon ein Blick auf den Inhalt des entsprechenden Antrags.

Dieser Antrag bringt Bayern in die Bredouille

Unter "I. Allgemeine Bestimmungen, Paragraf 2, Zweck, Aufgaben und Werte, Punkt 3" heißt es darin: "Der Club tritt verfassungs- und fremdenfeindlichen sowie antidemokratischen Bestrebungen und jeder weiteren Form von diskriminierenden, menschenverachtenden oder antisemitischen Einstellungen, insbesondere aufgrund der Nationalität, der Religion, des Geschlechts, des Alters, der sexuellen Identität oder einer Behinderung entschieden entgegen. Dies gilt ebenso für jede Form von Gewalt, unabhängig davon, ob sie körperlich oder seelischer Art ist."

Und noch bevor die Satzungsänderung überhaupt offiziell beschlossen wurde, bringt sie den FC Bayern bereits zum zweiten Mal in die Bredouille. Denn, wie schon zuletzt in der Causa Jérôme Boateng, steht sie nun im Fall Noussair Mazraoui erneut unter dem Brennglas der Öffentlichkeit und wird dabei einem Realitätscheck unterzogen.

Schließlich sind es auch die darin formulierten Werte, die in der noch ausstehenden Bewertung der Angelegenheit durch den Rekordmeister eine große Rolle spielen werden. Unter Paragraf 10, Punkt 3d heißt es in dem Antrag sogar explizit: "Der Ausschluss aus dem Klub erfolgt durch das Präsidium bei der Offenbarung einer Gesinnung, die mit Zweck, Aufgaben und Werten des Klubs unvereinbar ist."

In einem ersten Statement, das der FC Bayern unmittelbar nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel auf dem Portal X (ehemals Twitter) veröffentlichten, hieß es: "Es gibt keine Rechtfertigung für die Tötung und die brutale Gewalt gegen die zivile Bevölkerung. Wir sorgen uns um unsere Freunde in Israel und hoffen auf ein friedvolles Zusammenleben aller Menschen im Mittleren Osten."

Bayern kündigt Gespräch mit Mazraoui an

Mazraoui hatte anschließend allerdings in den sozialen Netzwerken mit einem Pro-Palästina-Beitrag für Wirbel gesorgt. Der 25-Jährige hatte ein Video verbreitet, in dem den Palästinensern im Konflikt mit Israel ein Sieg gewünscht wird. Der marokkanische Nationalspieler teilte einen kurzen Clip, in dem eine Stimme im Stil eines Gebets sagt: "Gott, hilf unseren unterdrückten Brüdern in Palästina, damit sie den Sieg erringen. Möge Gott den Toten Gnade schenken, möge Gott ihre Verwundeten heilen."

Damit machte der Marokkaner deutlich, dass er den getöteten Menschen im Gazastreifen gedachte – nicht aber den von der Hamas mehr als 1.300 getöteten israelischen Zivilisten. Auch zu den zahlreichen Geiseln der Hamas sagte der Bayern-Profi nichts.

Derzeit weilt Mazraoui noch bei der marokkanischen Nationalelf, mit der er am Dienstagabend in Agadir auf Liberia treffen wird. Am Mittwoch wird er beim FC Bayern in München zurückerwartet. "Nach seiner Rückkehr ist ein ausführliches persönliches Gespräch mit der Clubführung in München vorgesehen", kündigte der FC Bayern in einer Mitteilung an. Von dessen Verlauf und Ergebnis wird vieles, wenn nicht sogar alles abhängen, was danach passieren und welche Konsequenzen es geben wird.

Spiele

Mazraouis Teamkollege Peretz trauert mit Israel

"Unabhängig davon weiß jeder, auch jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter, jede Spielerin und jeder Spieler", schrieb der Klub noch, "für welche Werte der FC Bayern steht." Und genau die stehen nun erneut auf der Probe. Besondere Brisanz birgt auch das Aufeinandertreffen von Mazraoui mit seinem Teamkollegen Daniel Peretz.

Der israelische Torwart äußerte sich ebenfalls bereits mehrfach via Instagram, verurteilte die Angriffe der Hamas und trauerte mit seinen Landsleuten. "Mein Herz ist mit dem ganzen Volk. Ich bin gedanklich bei meinem Land", schrieb er unter anderem. Ob da momentan überhaupt auch Platz für Fußball ist, bleibt abzuwarten.

Am Dienstag nahm Peretz nicht an Tuchels Übungseinheit mit Manuel Neuer und Co. teil. Der 23-Jährige hielt er sich aber dennoch an der Säbener Straße auf und absolvierte im Anschluss Torwarttraining.

Fanprotest wegen Boateng

Boateng war dagegen zumindest als Trainingsgast der Profimannschaft wieder dabei. Schon den Bestrebungen der Münchner um seine mögliche Verpflichtung, auf die der Klub letztlich doch verzichtete, hatte auch die geplante Satzungsänderung im Weg gestanden. Das sei "nicht nur eine sportliche Entscheidung" gewesen, hatte Tuchel bestätigt: "Wir haben die Situation analysiert, die Gesamtsituation bei Jérôme, die nicht nur sportlich ist, leider."

Gegen Boateng läuft ein Strafprozess, ihm wird vorgeworfen, im Sommer 2018 die Mutter seiner Kinder im Urlaub angegriffen zu haben. Deswegen wurde er im Vorjahr wegen Körperverletzung und Beleidigung in zweiter Instanz zu einer Geldstrafe von 1,2 Millionen Euro verurteilt. Dieses Urteil aber hob das Bayerische Oberlandesgericht jüngst aufgrund von Verfahrensfehlern auf. Die Causa wird deshalb neu aufgerollt.

Wie ernst es die Fans mit der Einhaltung der Klubwerte des FC Bayern meinen, das machten sie im letzten Heimspiel gegen Freiburg (3:0) deutlich, obwohl die Boateng-Verpflichtung da bereits vom Tisch war.

Damit schickten sie eine eindeutige Botschaft Richtung Klubführung. Man darf gespannt sein, wie die nun den Fall Mazraoui lösen wird – der ist schließlich noch weitaus komplizierter.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche und Hintergrundgespräche
  • Antrag des Präsidiums des FC Bayern auf Neufassung der Klubsatzung
  • instagram.com: Profile von Noussair Mazraoui und Daniel Peretz
  • Mitteilung des FC Bayern zum Fall Mazraoui via dpa
  • Beitrag des FC Bayern auf X (vormals Twitter) nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel
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