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FC Bayern: Anti-Israel-Äußerungen von Noussair Mazraoui sorgen für Empörung


Fußballer und politische Äußerungen
Sie sorgen für Entsetzen

  • Melanie Muschong
Von Melanie Muschong

Aktualisiert am 17.10.2023Lesedauer: 5 Min.
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Noussair Mazraoui: Seine Äußerungen sorgen für Wirbel.Vergrößern des Bildes
Noussair Mazraoui: Seine Äußerungen sorgen für Wirbel. (Quelle: Borussia Mönchengladbach v FC Bayern Munchen/imago images)

Seit dem Angriff auf Israel äußern sich immer mehr Fußballer umstritten zu der Attacke der Hamas. Das löst einen nicht endenden Wirbel aus.

Seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas ist Israel in Alarmbereitschaft. Die Auswirkungen der Attacke sind auch in Deutschland zu spüren. Makkabi-Präsident Alon Meyer sagte im Interview mit t-online zuletzt: "Diese aktuelle Eskalationsstufe gab es noch nie." Er sprach auch darüber, dass DFB und DOSB "erkennen müssen, dass der Sport nie unpolitisch war". Das zeigt sich aktuell auch daran, dass sich mehrere Fußballer umstritten zur Situation aus ihrer Sicht äußern – oft anti-israelisch.

So sorgte der Instagram-Post von Schalkes Yusuf Kabadayi mit den Worten "I stand with Palestine" ebenso für Wirbel wie die Story von Unions Aïssa Laïdouni. Der Mittelfeldspieler teilte dort eine palästinensische Flagge mit seinen Followern. Schalkes Sportdirektor André Hechelmann teilte zu Kabadayis Post mit, dass "der Spieler gleich verstanden" habe, "dass dieser Post nicht nur mit Blick auf den Zeitpunkt völlig unpassend war".

Anders als Laïdouni löschte Kabadayi seinen Post nach wenigen Minuten wieder. Die Story des Unioners hingegen blieb die kompletten 24 Stunden über zu sehen, ein Statement des Klubs gab es nicht dazu. Allerdings bekundete Union nach dem Hamas-Angriff auf dem Portal X (ehemals Twitter), dass es der Opfer in Israel "gedenkt".

Doch die beiden Fußballer sind nicht die einzigen Profis, die sich politisch zu Wort gemeldet und eine Welle der Verwunderung oder gar Empörung ausgelöst haben. Nicht zuletzt bei ihren Vereinen, die danach reagieren mussten.

Mazraoui sorgt für Empörung

Die jüngsten Beispiele kommen ebenfalls aus der Bundesliga: Auch Noussair Mazraoui wird scharf für sein Vorgehen kritisiert. Sein Arbeitgeber, der FC Bayern, postete einen Tag nach dem Angriff der Hamas auf Israel bereits ein erstes Statement auf dem Portal X (ehemals Twitter). Darin hieß es: "Es gibt keine Rechtfertigung für die Tötung und die brutale Gewalt gegen die zivile Bevölkerung. Wir sorgen uns um unsere Freunde in Israel und hoffen auf ein friedvolles Zusammenleben aller Menschen im Mittleren Osten." Doch Mazraoui wollte seinen Followern wahrscheinlich deutlich machen, dass er nicht mit diesem Statement übereinstimmt.

Israelis werden durch Mazraoui als "Tyrannen charakterisiert"

Er verbreitete am vergangenen Samstagabend ein Video, in dem eine Stimme sagt: "Gott, hilf unseren unterdrückten Brüdern in Palästina, damit sie den Sieg erringen. Möge Gott den Toten Gnade schenken, möge Gott ihre Verwundeten heilen." Damit machte der Marokkaner deutlich, dass er der getöteten Menschen im Gazastreifen gedachte – nicht aber der von der Hamas mehr als 1.300 getöteten israelischen Zivilisten. Auch zu den Geiseln sagte der Bayern-Profi nichts. Im Bild des Videos war zudem eine wehende Flagge Palästinas zu sehen.

Auf die entsetzen Reaktionen von vielen Fans des FC Bayern schob Mazraoui einen Erklärversuch nach, der jedoch nicht mit einer Entschuldigung gleichzusetzen ist. Auch verstand der Abwehrspieler nicht, warum er das Teilen des Videos klarstellen musste. Auf Englisch schrieb er: "Der Punkt ist, dass ich nach Frieden und Gerechtigkeit in dieser Welt strebe. Das bedeutet, dass ich immer gegen alle Arten von Terrorismus, Hass und Gewalt sein werde." Eine genauere Erklärung folgte jedoch nicht. Er trennte die Terrororganisation Hamas nicht vom palästinensischen Volk.

Die "Süddeutsche" hat mit dem Islamwissenschaftler Patrick Franke darüber gesprochen. Dieser zeigte sich erstaunt darüber, dass Mazraoui in dem Video den Vers Abraham 42 aus dem Koran zitierte, da dieser laut Franke "nicht in aller Munde" sei. Der Islamwissenschaftler sagte dazu: "Mazraoui hat damit offenbar versucht, einen Zusammenhang herzustellen zwischen den Ereignissen in Israel und dem Gottesgericht, das im Koran den ungläubigen Mekkanern gegenüber angekündigt wird." Es sei klar, dass die Israelis "damit als Tyrannen, als Unrechtstäter charakterisiert" werden, "die jetzt gewissermaßen zu Recht bestraft worden sind."

"Bundesligaspieler muss nach demokratischer Werteordnung leben"

Mazraoui postete also offenbar nicht irgendetwas, sondern war sich der Wirkung und Auslegung seines Posts bewusst. Der FC Bayern kündigte ein persönliches Gespräch mit ihm an, wenn er von seiner Länderspielreise zurück ist. Welche Folgen dies haben wird – wenn überhaupt –, ist jedoch nicht bekannt.

Der Zentralrat der Juden sagte der "Augsburger Allgemeinen": "Der Post des Spielers Noussair Mazraoui ist eine unsägliche Entgleisung." Zwar hätte er sich von Terrororganisationen distanziert, verurteilte jedoch nicht die "Hamas-Barbarei." Auch Makkabi-Präsident Alon Meyer wurde deutlich. Er ist der Meinung, dass der Post "absolut indiskutabel" sei, "da er den 'Brüdern in Palästina' den Sieg wünscht. Und das in Folge eines Terroranschlags, bei dem über 1.400 Kinder, Frauen, unschuldige Zivilisten in Israel misshandelt und ermordet wurden. Das geht gar nicht, nicht hier in Deutschland und schon gar nicht von einem Bundesligaspieler, der wie alle nach unserer demokratischen Werteordnung leben muss."

Dass sich die Vereine mit den politischen Auffassungen ihrer Spieler auseinandersetzen und mit ihnen möglicherweise auch die Klub-Historie durchgehen müssen, zeigt sich ebenso beim Mainzer Profi Anwar El Ghazi. Er teilte auf Instagram einen inzwischen gelöschten Post, in dem zu lesen war: "Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein." Dies ist ein Satz, den die Hamas verwendet und der die Auslöschung von Israel beinhaltet.

Peretz und Mazraoui treffen bald beim FC Bayern aufeinander

Einer der Gründer des ersten Mainzer Fußballklubs, Eugen Salomon, war jüdischen Glaubens und wurde im Konzentrationslager in Auschwitz ermordet. Die heutige Mainzer Arena steht in der Eugen-Salomon-Straße. Am Abend teilte der Klub mit, dass El Ghazi mit sofortiger Wirkung vom Trainings- und Spielbetrieb freigestellt wird.

Ob Darmstadt 98 sich zu dem Beitrag von Klaus Gjasula melden wird, ist nicht klar. Der albanische Mittelfeldspieler teilte ein künstlerisches Bild, das mehrere Kinder mit Engelsflügeln über einem zerstörten Gaza zeigt. Doch der Profi hatte den Text dazu nicht gelesen, wie er später der "Bild" sagte. Darin wird die israelische Regierung angegangen. Gjasula tut dies im "Nachhinein total leid". Der Profi fiel jedoch in der Vergangenheit bereits auf, weil er ein transphobes Video geteilt hatte.

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Die meisten Fußballer veröffentlichten ihre umstrittenen politischen Statements in der Länderspielpause. Diese ist am kommenden Wochenende zu Ende und die Spieler kehren nach und nach zu ihren Klubs zurück. Spätestens dann wird es neben Einzelgesprächen möglicherweise auch noch einmal Ansprachen in Bezug auf die Lage in Israel geben. Zumindest sind die Vereinsverantwortlichen näher an ihren Profis und könnten schneller agieren, sollte es zu neuen Äußerungen kommen.

Beim FC Bayern könnte sich Lage zuspitzen

Beim FC Bayern könnte sich die Lage jedoch zuspitzen. Denn mit Daniel Peretz hat Mazraoui einen israelischen Mitspieler und der dürfte zu den Kritikern des Verteidigers gehören. Peretz spricht auf Instagram immer wieder die Lage in Israel an und sagte zuletzt: "Ich bin gedanklich bei meinem Land."

Die Freundin von Bayern-Profi Kingsley Coman, Sabrina Duvad, teilte einen schockierenden Beitrag, in dem steht: "Israel bereitet die nächste Phase des Genozids an den Palästinensern vor."

Inwiefern Coman mit ihr darüber redet, ist nicht bekannt. Doch die Lage beim FC Bayern dürfte momentan ungemütlich sein. Münchens Trainer Thomas Tuchel betont immer wieder, dass er sich auf das Sportliche fokussieren möchte. Ob das bei der aktuellen Situation gelingt, wird sich zeigen.

Verwendete Quellen
  • sueddeutsche.de: "Vers Abraham 42 und seine Deutung"
  • faz.net: "Schalke-Profi mit Pro-Palästina-Post – Bremen-Fan vermisst"
  • bild.de: "Union-Star postet palästinensische Flagge"
  • bild.de: "Bayern-Star mit Pro-Palästinenser-Post"
  • bild.de: "Mainz-Profi schockt mit Hamas-Spruch"
  • twitter.com: Profil von @fcunion und @FCBayern
  • ran.de: "FC Bayern und der Fall Noussair Mazraoui: Droht dem Abwehrspieler der Rauswurf?"
  • deutschlandfunk.de: "Von der Vereinsspitze nach Auschwitz"
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