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Neuer statt Ulreich beim FC Bayern: Tuchel vergisst das Leistungsprinzip


Neuers Comeback bei Bayern
Tuchel setzt Leistungsprinzip außer Kraft – gut so

MeinungVon Julian Buhl

Aktualisiert am 28.10.2023Lesedauer: 3 Min.
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Manuel Neuer (l.) und Thomas Tuchel: Der Stammtorhüter des FC Bayern steht nach langwieriger Verletzung unmittelbar vor seiner Rückkehr.Vergrößern des Bildes
Manuel Neuer (l.) und Thomas Tuchel: Der Stammtorhüter des FC Bayern steht nach langer Verletzungspause unmittelbar vor seiner Rückkehr. (Quelle: IMAGO/Frank Hoermann/SVEN SIMON)

Für das Comeback von Neuer setzt Trainer Tuchel den formstarken Ulreich auf die Bank und das Leistungsprinzip bei Bayern außer Kraft. Und das ist gut so.

350 Tage nach seinem letzten Einsatz für den FC Bayern ist es nun also so weit – endlich: Am Samstag im Heimspiel gegen Darmstadt soll Manuel Neuer knapp elf Monate nach seinem bei einer Skitour erlittenen Unterschenkelbruch sein Comeback im Tor des Rekordmeisters feiern.

Diese Entscheidung verkündete Trainer Thomas Tuchel am Freitagmittag mit leuchtenden Augen voller Vorfreude – und überschlug sich dabei förmlich mit Superlativen. Was er im Training wahrnehme, sei nicht weniger als "ein komplett neues Level im Torwartspiel", führte Tuchel aus. "Wie er hält, das Spiel eröffnet, umschaltet: Damit macht er jeden Abwehrspieler stärker, seine Torwartkollegen stärker. Das ist eine eigene Liga."

Dass Neuers Anwesenheit der Mannschaft auch mit seiner Präsenz und seinen Führungsqualitäten, die speziell in der bisweilen äußerst wilden vergangenen Rückrunde schmerzlich vermisst wurden, guttut, ist also bereits jetzt zu spüren.

Tuchel setzt für Neuer das Leistungsprinzip außer Kraft

Tuchel räumte zwar auch ein, dass er bei Neuers Comeback – mitten in der Saison – die fehlende Wettkampfpraxis nicht etwa in Testspielen simulieren und er deshalb nun improvisieren müsse. Neuer muss stattdessen sofort von 0 auf 100 starten müssen – in welcher Form und Verfassung er sich dabei präsentieren wird, weiß niemand. Ein zu großes Risiko sieht Tuchel darin aber trotzdem nicht.

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Im Gegensatz zu so manchen Experten, die Sven Ulreichs Zwangsversetzung zurück auf die Ersatzbank kritisch sehen, obwohl der sich zuletzt in absoluter Topform präsentierte und dabei bisweilen sogar an Neuer zu dessen besten Zeiten erinnerte. Als Beispiel führen sie RB Leipzig an, wo sich der eigentliche Stammtorhüter Péter Gulácsi nach seinem Kreuzbandriss den Status als Nummer eins erst wieder verdienen und sich momentan weiter hinter seinem starken Vertreter Janis Blaswich anstellen muss.

Tuchel setzt mit seinem Torwartwechsel das Leistungsprinzip dagegen außer Kraft – und wartet damit nicht etwa bis zur Winterpause, wenn Neuer auch noch eine Vorbereitung mit Testspielen hätte absolvieren können. Und das aus gutem Grund. Eine gute Entscheidung.

Dann könnte es ansonsten bereits zu spät sein

Schließlich könnte es dann bereits zu spät sein, um Neuer für die wegweisenden Spiele im März, April oder Mai, die über den Ausgang der gesamten Saison entscheiden werden, in Topform zu bekommen. Dass Neuer in genau diesen Spielen auf höchstem Niveau den Unterschied ausmachen kann, hat der fünfmalige Welttorhüter, Weltmeister von 2014 und Champions-League-Sieger von 2013 sowie 2020 in seiner Karriere immer wieder bewiesen.

Unter anderem im Finale der Königsklasse vor drei Jahren gegen Paris Saint-Germain (1:0), wo er Neymar, Kylian Mbappé und Co. mit seinen Paraden schier verzweifeln ließ. Deren Trainer bezeichnete Neuers Mitwirken an diesem Endspiel gar als "Wettbewerbsverzerrung". Wie der hieß? Richtig: Thomas Tuchel.

Ausgerechnet Dortmund wird zu Neuers Feuertaufe

Auf dem Weg zurück zu alter Stärke und auch mit Blick auf die Heim-EM im Sommer zählt für Neuer schon seit dem Moment seines schlimmen Skiunfalls jeder Tag und ab sofort auch wieder jedes Spiel. Das Heimspiel gegen Aufsteiger Darmstadt, in dem der Torhüter aller Voraussicht nach nicht allzu sehr gefordert sein dürfte, eignet sich nun nahezu perfekt als Comeback-Partie.

Aus nachvollziehbaren Gründen der Belastungssteuerung könnte Tuchel das Pokalduell am Mittwoch mit Drittligist Saarbrücken wohl ohne größere Einwände wieder an Ulreich verteilen und ihn – wie schon zuletzt mit Ersatzkeeper Daniel Peretz praktiziert – ab sofort zu seinem Pokaltorhüter machen. Für den früheren Schalker Neuer stünde seine Feuertaufe dann am Samstag darauf ausgerechnet beim Topspiel bei Borussia Dortmund an.

Dass Neuer "schnell wieder an seine Top-Verfassung kommt", da ist Tuchel so oder so zuversichtlich und vertraut bei seinem Torhüter auf einen "Mix aus Dankbarkeit, Lockerheit und seiner ganz besonderen Mentalität".

Auch die Tür zur Nationalelf steht für Neuer weiter offen

Bundestrainer Julian Nagelsmann hat sich unterdessen bereits auf İlkay Gündoğan als Neuers Nachfolger als Kapitän für die Heim-EM festgelegt. Diese Maßnahme erfolgte nach t-online-Informationen aber in engem Austausch zwischen Nagelsmann und Neuer. Das vormals belastete Verhältnis der beiden ist bereinigt, es hat längst eine Annäherung stattgefunden, über die t-online exklusiv berichtete. Auch die Tür zur Nationalelf steht für Neuer dementsprechend weiterhin weit offen.

Das Thema sei zwar nicht seines, sagte Tuchel, betonte aber, wohin Neuers Comeback für ihn zwangsläufig führen wird. "Wenn Manu ab sofort verletzungsfrei bleibt bis zur EM, dann werden wir uns die Frage im Mai nicht stellen", ließ er vielsagend wissen. "Das ist meine Prognose. Die Dinge werden sich von selber regeln."

Dafür kann und will Neuer ab sofort wieder auf dem Platz sorgen. Tuchel geht dabei bewusst auch ins Risiko. Weil er weiß, was er mit Neuer in Bestform gewinnen kann.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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