"Alles zu kuschelig" Rummenigge: Raus aus der Komfortzone!

FC Bayern, aufgepasst! Karl-Heinz Rummenigge hat drei Tage vor dem Rückrundenstart die gemütliche Zeit endgültig für beendet erklärt und die Mannschaft in die Pflicht genommen. Eine Leistung wie bei der 0:3-Niederlage im Testspiel gegen Red Bull Salzburg will er nicht mehr sehen: "Ich habe das vor dem Fernseher verfolgt, bis ich irgendwann die Nase voll hatte", sagte er der "tz".
Der Vorstandsvorsitzende des Rekordmeisters stieß vor allem die zu lasche Einstellung einiger Spieler sauer auf. "Mir war das alles bislang zu schön und zu kuschelig", sagte er. Rummenigge fehlen die Reibungspunkte im Team - die berühmt berüchtigte Komfortzone sieht er als große Gefahr: "Wir müssen schauen, dass wir gut aus den Startlöchern kommen. In der Hinrunde haben wir die Tür für die Verfolger zugemacht, jetzt müssen wir es schaffen, dass sie auch zubleibt."
Ein Warnschuss zur richtigen Zeit
Ähnlich hatte vorher schon Ehrenpräsident Franz Beckenbauer argumentiert. "Wir müssen diese Niederlage als Warnschuss begreifen. Im letzten halben Jahr war auch alles sehr harmonisch und lief alles so selbstverständlich", hatte der Kaiser unmittelbar nach der peinlich Pleite gegen Salzburg gesagt.
Den Bayern-Bossen passte das schlechte Spiel ihres Teams letztlich offenbar sogar gut in den Kram. Da das Team sich selbst den Spiegel vorhielt, müssen Rummenigge und Co. jetzt einfach ab und zu daran erinnern, was passieren kann, wenn die Bereitschaft und der Einsatzwillen nicht stimmen. "Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft nachdenklich geworden ist. Und das ist der richtige Ansatz für das Spiel am Freitag in Gladbach (ab 20.15 Uhr im Live-Ticker bei t-online.de)", so Rummenigge.
Er übersetzte damit die Worte von Trainer Pep Guardiola, der die 0:3-Schlappe einen "guten Lehrer" genannt hatte: "Alle denken, es ist normal, immer zu gewinnen. Aber das ist nicht normal."
"Der Kalender ist brachial voll"
Ein weiterer wichtiger Faktor für anhaltenden Erfolg sei laut Rummenigge der extrem große und ausgeglichene Kader. Angst vor Unruhe wegen unzufriedener Stars hat er nicht - im Gegenteil. "Wenn sich jemand zufrieden auf die Bank setzen würde, dann müsste er sich darüber Gedanken machen, ob er noch beim richtigen Klub spielt. Er sollte Enttäuschung spüren und diese in Leistung umwandeln."
Und diese Enttäuschung werden wohl einige hochbezahlte Spieler zu spüren bekommen. Vor allem 40-Millionen-Euro-Mann Javi Martinez und Mario Mandzukic gelten derzeit als Wackelkandidaten. Und auch Arjen Robben und Bastian Schweinsteiger sind nach ihren Verletzungen noch nicht in Vollbesitz ihrer Kräfte und werden sich erst einmal hinten anstellen müssen.
"20 Freunde müsst ihr sein"
Das sei, laut Rummenigge, aber eben auch die große Stärke der Münchner: "Wir sind froh über jeden Spieler, der im Kader ist. Der Kalender ist so brachial voll, und danach steht ja auch noch eine WM an. Wir brauchen alle, um die Ziele zu erreichen. Das hat man vergangenes Jahr gesehen."
Rummenigge appelliert an die sensiblen Stars, dass ihre eigenen Interessen denen des Vereins unterordnen - und hebt dafür sogar uralte Grundgesetze des Fußball auf: "Wir müssen uns ein Stück weit von dem alten Herberger-Satz lösen. Nein, ihr müsste nicht mehr elf Freunde sein. Ihr müsst zwanzig Freunde sein." Sollte das gelingen, habe er überhaupt keine Sorge vor den anstehenden Aufgaben: "Ich bin überhaupt nicht beunruhigt, dass wir am Freitag gegen Gladbach nicht in Topform sein werden."