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"Wir hatten zu viele Spieler, die aus den falschen Gründen zum VfL gewechselt sind"


Wolfsburg-Urgestein Knoche
"Wir hatten zu viele Spieler, die aus den falschen Gründen zum VfL gewechselt sind"

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InterviewVon Alexander Kohne

01.08.2019Lesedauer: 5 Min.
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VfL-Urgestein: Robin Knoche spielt seit 2005 für Wolfsburg und hat für den Klub bisher 162 Bundesligaspiele absolviert.Vergrößern des Bildes
VfL-Urgestein: Robin Knoche spielt seit 2005 für Wolfsburg und hat für den Klub bisher 162 Bundesligaspiele absolviert. (Quelle: imago-images-bilder)

Seit 14 Jahren spielt Robin Knoche für Wolfsburg. Beim VfL gehört er mittlerweile zum Inventar. Hier spricht der 27-Jährige über Joachim Löw, Tradition und die Transferpolitik der letzten Jahre.

In den vergangenen Jahren herrschte beim VfL Wolfsburg ein munteres Kommen und Gehen. Eine der wenigen Konstanten im Kader: Robin Knoche. Der 27-Jährige trägt nun schon fast sein halbes Leben das Trikot der Wölfe. Obwohl ihm immer wieder teure Konkurrenten vor die Nase gesetzt wurden, hat der Innenverteidiger immer seine Spiele gemacht. Im Interview mit t-online.de spricht Knoche über seine Erfahrungen bei der Nationalmannschaft, den neuen VfL-Trainer Oliver Glasner und das Image der Wolfsburger.

t-online.de: Herr Knoche, Sie haben auf die Frage "Ronaldo oder Messi?" einmal geantwortet: "Ronaldo, weil er sich mehr erarbeitet hat." Wie wichtig ist dieser Faktor für Sie persönlich?

Robin Knoche: Natürlich gibt es Spieler, denen mehr Talent in die Wiege gelegt worden ist. Aber ohne harte Arbeit und Fleiß geht es eben nicht. Da braucht man eine gewisse Einstellung. Für mich spielt das schon seit der Jugend eine große Rolle – da geht es um mehrere Faktoren: Mentalität, Disziplin, die Bereitschaft, sich stetig verbessern zu wollen, einfach alles mit 100 Prozent zu machen.

In der abgelaufenen Saison gehörten Sie zu den besten Innenverteidigern der Bundesliga und 2014 beim 1:0 in Spanien standen Sie bereits im Kader der Nationalmannschaft. Wann haben Sie eigentlich zuletzt mit Joachim Löw telefoniert?

Damals vor dem Lehrgang. In den letzten fünf Jahren leider nicht mehr. Die Nationalmannschaft bleibt aber ein Ziel, dass ich nie ganz aufgeben möchte. Es ist einfach toll, für sein eigenes Land spielen zu dürfen. Ob es dazu irgendwann noch einmal die Möglichkeit gibt, wird man sehen. Aber das behalte ich natürlich in Hinterkopf.

Auf Ihrer Position hat sich in den vergangenen Monaten in der Nationalmannschaft einiges getan. Die jahrelangen Platzhirsche Mats Hummels und Jerome Boateng sind nicht mehr dabei. Ist Ihre Chance auf eine Nominierung so gut wie lange nicht?

Da müssten Sie Joachim Löw fragen (lacht). Natürlich sieht man diese Chance – aber eben auch, welche Spieler zuletzt eingeladen wurden. Und viel mehr als in der vergangenen Saison konnte ich von der Leistung her nicht erbringen. Ich habe eine sehr solide Saison gespielt und war dabei auch torgefährlich. Mehr Einflussmöglichkeiten habe ich leider nicht. Alles andere muss der Bundestrainer entscheiden.

Sie sind einer der wenigen Akteure, der in der Ära Löw zur DFB-Elf eingeladen wurde und kein Spiel gemacht hat…

… das ist schon traurig, oder? (schmunzelt)

Wie bitter wäre das denn, wenn es dabei bleiben sollte?

Jeder Junge, der Fußballer werden möchte, träumt natürlich davon, mal für das eigene Land zu spielen. Und ich habe mich damals schon sehr geärgert, nicht zum Einsatz gekommen zu sein. Gerade mit der Führung im Rücken. Aber das sind Entscheidungen des Trainers – und die muss man akzeptieren.

Kommen wir zum VfL. Bei einigen Fans und Medien wird der Klub nicht unbedingt als Traditionsklub angesehen. Vor Partien gegen Leipzig wurde vom "El Plastico" in Anlehnung an den "El Clasico" zwischen Real Madrid gegen dem FC Barcelona geschrieben. Nervt Sie sowas?

Ich möchte das gar nicht groß bewerten. Wir haben eine tolle Fangemeinschaft. Dass wir im Vergleich zu anderen Großstädten nicht diese Basis haben, ist ganz normal. Außerdem muss man beachten, wo wir in der Region stehen – mit Braunschweig, mit Hannover, mit Magdeburg gibt es eben viele Vereine mit einer geballten Fanszene in der Umgebung. Ich glaube, dass wir aus den Möglichkeiten im Raum Wolfsburg schon das Optimum rausholen.

Aber mal ehrlich: Der VfL spielt jetzt seit über zwei Jahrzehnten – fast Ihr gesamtes Leben – in der Bundesliga. Stört Sie so etwas nicht manchmal schon?

Ich finde es natürlich nicht gerechtfertigt, weshalb ich auch nichts darauf gebe. Das geht zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Leute, die solche Meinungen vertreten, sollten vielleicht mal hinterfragen, was sie da von sich geben.

Hat der VfL mehr Tradition, als sich viele dieser Leute eingestehen wollen?

Sicher. Und der Klub hat sich das auch erarbeitet. Jeder Verein hat seinen Sponsor – darauf zielt das mit dem "Plastico" ja ab, dass wir nur von VW abhängig wären. Aber Wolfsburg ist nun mal Standort von Volkswagen. Warum sollte es da nicht möglich sein, VW auch als Sponsor zu haben? Es gibt andere Vereine, beispielsweise in München, die Audi als Sponsor haben und da sagt kein Mensch was. Dass als einziges Argument anzuführen, verstehe ich einfach nicht. Vielleicht spielt da auch der Neidfaktor mit.

In der Vergangenheit herrschte beim VfL eine hohe Spielerfluktuation. Oft wurden teure Stars wie Marcelinho oder Julian Draxler gekauft, die sich dann offensichtlich nicht voll mit dem Klub identifiziert haben. Hat Sie das manchmal geärgert?

In der Vergangenheit hatten wir einfach zu viele Spieler, die aus den falschen Gründen zum VfL gewechselt sind. Die sich nicht wirklich mit dem Verein identifiziert haben. Aber der Verein hat das Problem, dass die Fluktuation einfach zu hoch war, erkannt und geht mittlerweile einen anderen Weg. Auch mit unserem neuen Führungsduo Jörg Schmadtke und Marcel Schäfer.

Seit einigen Wochen hat der VfL mit Oliver Glasner einen neuen Trainer. Ihr wechselwilliger Kollege Josip Brekalo soll sich wegen diesem für einen Verbleib in Wolfsburg und gegen Top-Klubs wie den AC Mailand entschieden haben. Was ist an Glasner so besonders?

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Er hat ganz klare Vorstellungen und weiß, wie er Fußball spielen lassen möchte. Das versucht er uns tagtäglich zu vermitteln. Natürlich ist das wieder eine Umstellung im Vergleich zum letzten Jahr. Aber bisher ziehen alle sehr gut mit. Außerdem ist er sehr, sehr akribisch in seiner Arbeit.

Könnten Sie diese beschriebenen Vorstellungen kurz umreißen?

Ich möchte gar nicht zu viel zu unseren Taktiken verraten. Aber grundsätzlich haben wir schon ein paar andere Spielideen als zuletzt – ob es das schnelle Umschalten oder der Ballgewinn sind.

Wo sind denn im Training die größten Unterschiede zwischen Glasner und Vorgänger Bruno Labbadia?

Wir haben jetzt viele kognitive Einflüsse im Training. Es sollen Wahrnehmung und Handlungsschnelligkeit geschult werden, was gerade beim Warmmachen schon Unterschiede zum vorherigen Jahr sind. Der Kopf muss immer mitarbeiten. Das ist ein sehr guter Reiz, der da gesetzt wird.

Macht das mehr Spaß als bei Labbadia, bei dem mit langen Läufen auch knallhart Kondition gebolzt wurde?

Das macht auch Spaß. Alles in der richtigen Art und Weise macht Spaß im Training.

Sie trainieren außerdem mehr mit dem Ball.

Das stimmt. Aber da ist jeder Trainer unterschiedlich. Häufig macht es den Spielern mehr Spaß, wenn im Training der Ball dabei ist. Aber man muss auch sagen, dass Bruno Labbadia mit seinem Ansatz absolut erfolgreich war. Man hat gesehen, wie fit wir waren und dass wir trotzdem etwas mit dem Ball anfangen konnten. Deshalb möchte ich gar nicht darüber urteilen, was besser oder schlechter ist. Das sind einfach verschiedene Ansätze. Und ich habe Felix Magath erlebt, weiß also, dass es immer härter geht.

Also ist das jetzt im Vergleich zu Felix Magath eher wie im Urlaub?

(lacht) So will ich das nicht sagen. Das war damals einfach eine andere Zeit.

Abschließend: Wie sind in zwei, drei Sätzen die Ziele für die neue Saison?

Wir wollen so erfolgreich wie möglich sein, uns an das neue System gewöhnen und dieses im Spiel so umsetzen, wie wir es uns jetzt im Training erarbeitet haben. Und am Ende wollen wir wieder ins internationale Geschäft.

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