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Schalke-Ikone Thon vor Spiel gegen Bayern: "Spieler-Leasing ist die Zukunft"


Vor Schalke - Bayern
S04-Ikone Thon: Spieler-Leasing ist die Zukunft

InterviewVon Patrick Mayer

Aktualisiert am 24.08.2019Lesedauer: 4 Min.
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Wurde ausgeliehen: Der neue Bayernstar Philippe Coutinho.Vergrößern des Bildes
Wurde ausgeliehen: Der neue Bayernstar Philippe Coutinho. (Quelle: imago-images-bilder)

Vor dem Bundesliga-Spitzenspiel des FC Bayern in Gelsenkirchen sprach t-online.de mit Schalke-Ikone Olaf Thon über Superstar Philippe Coutinho, ein neues Modell auf dem Transfermarkt und einen möglichen Job für einen Weltmeister-Kollegen beim Rekordmeister.

Für sechs Jahre verließ Olaf Thon sein geliebtes Ruhrgebiet. Uli Hoeneß holte den damals 22-jährigen Shootingstar des deutschen Fußballs 1988 nach München. Thon funktionierte auch im Süden der Republik, wurde mit dem FC Bayern drei Mal Deutscher Meister (1989, 1990 und 1994). Der einstige Abwehrspieler kennt den Kosmos an der Säbener Straße bestens, und als Repräsentant des FC Schalke ist er bis heute ein Insider bei Königsblau.

Ein Gespräch über neuen Fußball im Pott. Alte Sorgen in München. Und einen Weltmeister-Kollegen, dem Thon eine Führungsposition beim Rekordmeister zutraut.

t-online.de: Herr Thon, am Samstag gastiert der FC Bayern auf Schalke – sehr wahrscheinlich mit Philippe Coutinho. Ausgerechnet jetzt haben die Münchner ihre lang ersehnten Top-Neuzugänge.

Olaf Thon: Man weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist. Ich glaube nicht, dass Coutinho und Ivan Perisic von Anfang an spielen werden. Sie müssen sich erstmal einfinden.

Ist Coutinho schon jetzt der neue Superstar der Bundesliga, obwohl der Brasilianer noch nicht ein Spiel hierzulande absolviert hat?

Bayern hat ein Aushängeschild gesucht und gefunden. Jetzt haben sie den Mann für die Nummer zehn. Es war sicher nicht einfach, zu Arjen Robben zu gehen und zu sagen: Coutinho bekommt die Zehn, obwohl es davor hieß, die Nummer werde ein Jahr lang nicht vergeben. Der FC Bayern wollte aber einen Spieler installieren, der die Mannschaft als Kopf führt. Und das wird Coutinho sein. Jürgen Klopp hat die richtige Antwort gegeben. Er hat gesagt, dass er Coutinho beim FC Liverpool nie abgegeben hätte, wenn dieser nicht unbedingt nach Barcelona gewollt hätte. Bei Barca gibt es Lionel Messi und lange nichts. Daran ist Coutinho gescheitert. Wenn seine sportliche Leistung so sein wird wie unter Klopp in Liverpool, kann er Bayern München neuen Esprit geben und den Glauben vermitteln, dass man wieder die Champions League gewinnen kann.

Der Hype um Coutinho ist gewaltig. Wird der Bundesliga mit seiner Leihe nicht auch gezeigt, dass nur selten Weltstars kommen?

Es ist ein positives Signal, dass es dem FC Bayern gelungen ist, einen solchen Spieler für verhältnismäßig wenig Geld zu verpflichten. Das ist die Zukunft. Dass Spieler nicht für 100 Millionen Euro gekauft werden, sondern, wie bei einem Auto, für eine gewisse Zeit geleast werden. Das schafft der Bundesliga mehr Möglichkeiten. Die Leihe von Coutinho ist wichtig für die Vermarktung und Außendarstellung. Als Cristiano Ronaldo vor einem Jahr zu Juventus Turin gewechselt ist, hatte ich schon gesagt, dass er der richtige Mann für Bayern München gewesen wäre.

Es wirkt, als würde die Bundesliga international den Anschluss verlieren.

England bestimmt im Moment alles. Die Dominanz zeigte sich in den europäischen Finals. Die englischen Klubs sind jetzt auch nicht mehr so naiv wie noch vor fünf Jahren, als sie einfach alles gekauft haben. Sie sind cleverer geworden in ihrer Transferpolitik. Es wird für die Bundesliga unheimlich schwer werden, da wieder ranzukommen. Das geht nur mit Transfers wie Coutinho.

Coutinho und Perisic machen Niko Kovac den Job leichter. Dennoch: Der Bayern-Trainer ist in seinem Führungsstil strenger geworden.

Ich denke an die erste Zeit von Jupp Heynckes in München zurück, als er gehen musste und Theater mit den Fans hatte. Das konnte ich als Spieler live mitverfolgen (1991, Anm. d. Red.). Als er zurückkam (2009 und 2011), war er durch seine Zeit bei Athletic Bilbao, Real Madrid und Benfica Lissabon gereift. Niko Kovac ist am Anfang einer großen Karriere. Die Transfers stärken ihm den Rücken. Aber: Ich glaube, dass Borussia Dortmund in diesem Jahr Meister wird. Die Gemengelage wird auch dadurch spannend, wenn sich Hoeneß zurückzieht, Karl-Heinz Rummenigge 2021 aufhört und Oliver Kahn dazukommt.

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Kahn ist mittelfristig als Vorstandsboss vorgesehen. Auch er gilt als Alphatier.

Er war schon als Spieler von Ehrgeiz besessen. Heute wirkt er gelassener, ehrgeizig ist er immer noch. Bayern hat mit ihm eine gute Wahl getroffen. Er wird nicht der einzige Ex-Profi in einer Führungsposition sein. Das Ganze wird mit anderen Ehemaligen vervollständigt.

Zum Beispiel mit Bastian Schweinsteiger?

Ja. Gerade im Vorstand wird sich einiges tun, da wird Kahn nicht das einzige große Gesicht bleiben. Ich denke da gerade an einen Lothar Matthäus. Ihn beim FC Bayern einzubringen, ist überfällig. Er war Repräsentant auf der USA-Reise. Das war ein erster Schritt, ihn wieder einzubauen. Er ist international hoch angesehen. Die Bayern müssen nur noch zugreifen.

Turbulent war es zuletzt bei Ihrem Ex-Klub in der Führungsriege. Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies wurde für abfällige Äußerungen über Afrikaner scharf kritisiert.

Jeder weiß, und auch er weiß, dass er einen Fehler gemacht hat. Er hat sich entschuldigt, jeder hat eine zweite Chance verdient.

Dennoch kontraproduktiv, oder?

Der neue Trainer, David Wagner, hat mit der Mannschaft darüber gesprochen. Die Spieler haben im ersten Bundesliga-Spiel gegen Gladbach Leistung gezeigt. Die Fußballer tun gut daran, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren - den Fußball.

Ist Wagner der eigentliche "Königstransfer"?

Er ist ein Eurofighter von 1997, hat damals im Uefa Cup gegen Roda Kerkrade auch ein Tor geschossen (Schalke gewann den Pokal, Anm. d. Red.). Er ist eine Verpflichtung mit Zukunft. Er möchte attraktiv und nach vorn spielen, damit den Fußball des Ruhrgebiets prägen.

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Er steht für schnelles Umschaltspiel. Der FC Bayern hat gerade mit
solchen Gegnern Probleme.

Bei konterstarken Gegnern ist Bayern immer anfällig. Das hat zum Beispiel das DFB-Pokal-Halbfinale gegen Werder Bremen gezeigt (3:2, Anm. d. Red.). Kovac wird es mit Pressing versuchen, dass seine Spieler hoch anlaufen. Da hat Schalke seine Chancen, weil die Bayern noch nicht eingespielt sind.

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