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Lothar Matthäus über Hasan Salihamidzic: "Vieles hängt von Lewandowski ab"


Klartext zur Personalpolitik
Wegen Lewandowski – das rät Matthäus den Bayern

InterviewVon Patrick Mayer

23.06.2022Lesedauer: 5 Min.
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Robert Lewandowski: Der wechselwillige Pole konnte sich bereits vergangenes Jahr einen Transfer vorstellen.Vergrößern des Bildes
Robert Lewandowski: Der wechselwillige Pole konnte sich bereits vergangenes Jahr einen Transfer vorstellen. (Quelle: imago-images-bilder)

Der FC Bayern ist voll in den Transfer-Planungen. Im Interview mit t-online spricht Sky-Experte Lothar Matthäus über die Arbeit von Hasan Salihamidzic und die Personalie Robert Lewandowski.

Der FC Bayern schafft Fakten auf dem Transfermarkt. Mit der Verpflichtung von Superstar Sadio Mané ist den Münchnern ein echter Coup gelungen. Zudem sicherte sich der deutsche Rekordmeister bereits die Dienste der beiden hochtalentierten Profis Ryan Gravenberch und Noussair Mazraoui, die beide von Ajax Amsterdam kommen.

Die Kritik an Sportvorstand Hasan Salihamidzic ebbt dennoch kaum ab – auch weil die Zukunft von Robert Lewandowski noch immer nicht geklärt ist.

t-online sprach mit demjenigen über Münchner Baustellen, der als Experte für den Sender Sky immer nah dran ist am Kosmos des Bundesliga-Giganten: Rekordnationalspieler Lothar Matthäus.

t-online: Herr Matthäus, wir haben bald Ende Juni. Wie steht der FC Bayern mit Blick auf seine Transfers da?

Lothar Matthäus: Es sieht gut aus. Mit Sadio Mané holt Bayern nicht nur einen Stürmer, sondern ein Gesicht des Weltfußballs, einen großen Namen, der die Bundesliga glänzen lässt. Die beiden Talente aus den Niederlanden, Noussair Mazraoui und Ryan Gravenberch, sind gute Transfers. Rechtsverteidiger Mazraoui hatte ich gar nicht so auf dem Radar. Gravenberch ist noch kein fertiger Spieler, aber einer, der Zukunft hat. Er kann Druck machen auf die Stammspieler. Und die Bayern können diesen auch mal eine Pause gönnen, ohne dass sie einen Qualitätsverlust auf dem Platz haben. Gravenberch hat die Qualität, den Konkurrenzkampf anzuheizen.

Andererseits verlässt etwa Niklas Süle den Klub. Die Innenverteidigung ist bei den Transfer-Planungen aber offenbar kein Thema. Und es gibt die Großbaustelle Sturm, weil Robert Lewandowski wegwill.

Es gibt die eine oder andere Baustelle, das ist richtig. Sie haben auf der rechten Verteidigerposition nachgerüstet, damit sie mit Benjamin Pavard eine Alternative für die Innenverteidigung haben. Ich gehe davon aus, dass Bayern mit Pavard im Abwehrzentrum plant. Einen Weltklasse-Stürmer hat die Bundesliga mit Erling Haaland (von Dortmund zu Manchester City, Anm. d. Red.) schon verloren. Auch mit Robert Lewandowski würde der Fußball in Deutschland ein Gesicht verlieren. Es ist wichtig, dass wir als Bundesliga versuchen, auch namhafte Spieler aus dem Ausland zu holen.

Braucht die Abwehr keine neuen Impulse? Die Bayern waren im Umschaltspiel sehr anfällig. Und mit Nico Schlotterbeck hat sich Deutschlands derzeit vielleicht bester Abwehrspieler für den BVB entschieden.

Wenn man so offensiv spielt wie der FC Bayern, gibt es immer wieder Momente, in denen es auf die Geschwindigkeit ankommt. Das schafft Räume, in die die gegnerische Mannschaft hineinstoßen kann. Schlotterbeck hat sich für mehr Einsatzzeiten entschieden. In Dortmund ist er sicherlich gesetzt. Bei Bayern hat er sich wahrscheinlich Gedanken gemacht, ob er genügend Spielzeit bekäme. In Dortmund kann er sich am Umbruch beteiligen. Es ist für die Bayern dennoch eine Niederlage, dass sie Schlotterbeck nicht bekommen haben. Sie haben ihm zwei, drei Millionen Euro mehr geboten als Borussia Dortmund. Das weiß ich aus sicherer Quelle.

Dennoch: Die Abwehr bleibt ein Risiko, oder?

Ihre Restverteidigung hat es schwer. Deswegen ist es wichtig, dass einer aus der Doppel-Sechs den Kontakt zur Dreierkette hält. Joshua Kimmich hat diese Qualität gezeigt. Schon unter Hansi Flick haben sie zu viele Gegentore bekommen, für die Ansprüche, die sie an sich selber haben. Sie werden versuchen, die Gegentrefferquote zu minimieren. Aber: Die Bayern sollten ihre DNA beibehalten, sie sollten weiter an ihre offensive Idee glauben, die sie in Deutschland dominant gemacht hat. Sie werden auch in den nächsten Jahren unter den Top-5 in Europa sein und zeigen, dass Villarreal (Champions-League-Aus, Anm. d. Red.) ein Ausrutscher war.

Trotz eines möglichen Abgangs von Lewandowski? Die Bayern sollen mit Sasa Kalajdzic vom VfB Stuttgart verhandeln.

Ich bin der Meinung, dass sie Lewandowski ziehen lassen sollten, wenn sie eine gute Ablöse bekommen. Kalajdzic statt Lewandowski, das wäre ein hoher Qualitätsverlust. Er würde auch seine Tore machen, aber nicht so viele. Eine andere Möglichkeit wäre, dass Leroy Sané, Serge Gnabry oder Thomas Müller vorne reinstoßen. Pep Guardiola hat dieses System mit Manchester City erfolgreich gespielt. Mané kann Lewandowski nicht eins zu eins ersetzen. Er hat dessen Position beim FC Liverpool zumindest hin und wieder gespielt.

Gibt es auf dem Transfermarkt überhaupt irgendeinen möglichen Ersatz?

Romelu Lukaku (FC Chelsea, Anm. d. Red.) könnte ihn ersetzen. Er wäre mein Favorit. Er ist vier Jahre jünger als Lewandowski. Ich weiß aber nicht, ob der FC Bayern in der Lage wäre, eine solche Ablöse zu stemmen. Mit Lukaku hätten sie wieder eine Nummer neun, vor der die Gegner Respekt hätten.

Lukaku ging im Sommer 2021 für die kolportierte Summe von 113 Millionen Euro von Inter Mailand zum FC Chelsea. Bayern tüftelt noch. Ist jetzt der Zeitpunkt für den BVB und RB Leipzig gekommen, sie richtig anzugreifen?

Der FC Bayern hat wieder den stärksten Kader. Corentin Tolisso, den sie gehen lassen, war zum Beispiel mehr verletzt, als dass er auf dem Platz stand. Wegen seiner Verletzungen konnte er seine Klasse nicht beweisen. Es haben einige Transfers nicht funktioniert. Bei Marcel Sabitzer hatten die Bayern etwa kein glückliches Händchen. Alle Spieler, die ich kritisiert habe, wollen sie jetzt weghaben. So falsch kann ich nicht gelegen haben. Fehler bei Transfers zu machen, gehört zum Spiel dazu. Aber: Was zuletzt von der Bank kam, war nicht mehr als Ergänzung. Stammspieler mussten Spiele machen, in denen sie lieber eine Pause gehabt hätten.

Klingt kritisch. Wie bewerten Sie die Arbeit von Sportvorstand Hasan Salihamidzic? Er ist für die Transfers zuständig.

Jetzt ist es zu früh für eine Bewertung, die Transferphase beginnt erst. Es wird noch gepokert.

Anders gefragt: Ist Salihamidzic, der von Fans ausgepfiffen wird und viel von außen kritisiert wird, noch der Richtige für diesen Job?

Er steht noch ein Jahr unter Vertrag. Die Bayern haben noch nicht mit ihm verlängert, soweit ich weiß. Ein Sportvorstand muss sich nicht nur an Ergebnissen, sondern auch an der Außendarstellung messen lassen. Da hat es bei Bayern zuletzt vieles gegeben, das mich an meine Zeit erinnert hat. Die Geschichte mit dem Katar-Sponsoring, zum Beispiel. Die letzten Monate waren nicht Bayern-like, sondern turbulent. Sie müssen versuchen, wieder Ruhe reinzubringen. Vieles hängt von der Personalie Lewandowski ab.

Verwendete Quellen
  • Eigenes Interview
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