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Julian Nagelsmann: Ex-Bayern-Coach zu Paris? Was für den Deal spricht


Weltklub will Ex-Bayern-Coach
Kann er das?


Aktualisiert am 08.06.2023Lesedauer: 5 Min.
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Julian Nagelsmann ist auf dem Trainermarkt begehrt. Es geht wohl nur noch darum, für welchen Topklub er sich entscheidet.Vergrößern des Bildes
Julian Nagelsmann ist auf dem Trainermarkt begehrt. Es geht wohl nur noch darum, für welchen Topklub er sich entscheidet. (Quelle: ANGELIKA WARMUTH)

Julian Nagelsmann steht vor einem Engagement bei Paris Saint-Germain. Doch passen der Ex-Bayern-Coach und der französische Klub überhaupt zusammen?

In den 1950er-Jahren galt Audrey Hepburn als einer der größten Filmstars weltweit. Kultstatus erlangte unter anderem ein Satz von ihr aus dem Film "Sabrina" (1954). Er lautet: "Paris ist immer eine gute Idee."

Rund 70 Jahre später könnte man die Aussage theoretisch einfach so stehen lassen. Paris, das ist immerhin die Stadt der Liebe, das Epizentrum Frankreichs und vor allem der Ort, an dem Zlatan Ibrahimović gerne länger geblieben wäre, hätte man den Eiffelturm gegen eine Statue von ihm ausgetauscht. Paris scheint also auch nach wie vor immer eine gute Idee zu sein, oder?

Die Frage muss sich aktuell vor allem ein Mann stellen, der die französische Hauptstadt wohl bald seine Heimat nennen darf: Julian Nagelsmann. Denn der ehemalige Bayern-Trainer gilt als aussichtsreicher Kandidat, künftig die Leitung des größten Fußballklubs Frankreichs zu übernehmen. Paris Saint-Germain möchte Nagelsmann verpflichten. Wie gut diese Idee ist, darüber kann man streiten.

Die Wiederholung des gescheiterten Experiments

Aus Sicht des Vereins ergibt das Herantreten an Nagelsmann durchaus Sinn. Denn der Scheichklub im Besitz eines katarischen Staatsfonds hat sich jüngst von Trainer Christophe Galtier getrennt. Der französische Fußballlehrer hatte seinen Dienst dort erst im Sommer 2022 angetreten. Am Ende holte er lediglich den Meistertitel nach Paris. Zu wenig, wenn man bedenkt, dass sich in der Offensive Spieler wie Kylian Mbappé, Neymar und kein Geringerer als Lionel Messi tummelten und der Verein mit wenigen Ausnahmen ein Dauerabo auf den Gewinn der Meisterschaft in Frankreich besitzt.

Nun soll es also Julian Nagelsmann richten, mit 35 Jahren das Gegenstück zum 56-jährigen Galtier und die Rückkehr zu einem Experiment, das bei PSG vor ein paar Jahren eigentlich scheiterte. Denn mit Thomas Tuchel verpflichtete der Klub bereits 2018 einen jungen, deutschen Coach, der das Starensemble auf Vordermann bringen und den für PSG einzig relevanten Titel besorgen sollte: die Champions-League-Trophäe.

Das gelang dem heutigen Bayern-Coach nicht. Dennoch: Kein einziger Trainer der Pariser kam dem Gewinn des Henkelpotts so nah wie Tuchel. 2020 erreichte er mit seiner Mannschaft das Finale der Königsklasse, verlor damals aber unglücklich mit 0:1 gegen seinen heutigen Arbeitgeber aus München. Die Pariser Hoffnung, mit einem weiteren deutschen Trainer künftig in ähnliche Sphären vorzustoßen und nicht wie in den vergangenen Jahren bereits im Achtelfinale die Segel zu streichen, ist demnach nachvollziehbar.

Erfahrung mit Franzosen, aber nicht mit der Sprache

Für eine gelungene Zusammenarbeit zwischen Nagelsmann und PSG spricht dabei auch die Erfahrung, die der Coach bei seinen Stationen in Leipzig und München vor allem im Umgang mit französischen Stars gesammelt hat. Mit Christopher Nkunku, Ibrahima Konaté oder Dayot Upamecano spielten schon bei RB einige Topspieler aus Frankreich unter seiner Führung. In München kamen mit Kingsley Coman, Benjamin Pavard oder Lucas Hernández weitere dazu.

Die Kommunikation bei PSG könnte für Nagelsmann jedoch zum Hindernis werden. Denn der Klub aus der Millionenmetropole wäre seine erste Auslandsstation. Zu Bayern-Zeiten galt bei Nagelsmann die Devise: Auf dem Platz wird Deutsch gesprochen. Einem Bericht der "Bild" zufolge übersetzte sein damaliger Co-Trainer Dino Toppmöller die Taktikanweisungen für die französischen Spieler. In Paris könnte das für Reibungen sorgen.

Nagelsmann und Mbappé: Kann das gut gehen?

Entscheidender als die Debatte, ob Nagelsmann künftig Französisch-Vokabeln büffeln wird oder nicht, ist die aber die Frage: Spricht Nagelsmann generell die Sprache der Spieler? Und vor allem: Spricht Nagelsmann die Sprache von Kylian Mbappé?

Denn wo in allen anderen Vereinen der Welt der Klub letztendlich immer über den Spielern steht, sind die Machtverhältnisse in Paris bereits vor einigen Jahren auf links gedreht worden. Kylian Mbappé, dieser Ausnahmekönner, der im WM-Finale 2022 mit einem Hattrick sogar fast bei Mannschaftskollege Lionel Messi für Entsetzen gesorgt hätte, ist nicht nur ein absoluter Weltstar. Kylian Mbappé ist PSG.

Kein Spieler hat den Klub in den vergangenen Jahren so sehr geprägt wie der 24-Jährige. Bei keinem anderen Star im Team dürften die PSG-Funktionäre so sehr darauf achten, dass er sich wohlfühlt. Und vor allem, dass er sich mit dem Trainer wohlfühlt. Sollte Nagelsmann nicht mit dem Angreifer und dessen Sonderrolle klarkommen, könnte der schnell den Daumen senken.

Einer derartigen Situation war der deutschen Trainer noch nie ausgesetzt, sie wäre sogar potenziell überfordernd. Sein Umgang damit wäre dementsprechend völlig unklar. Hier fehlt Nagelsmann trotz Münchener Star-Spielern die Erfahrung.

Paris ist kein Ort für Langzeitprojekte

Generell ist die Zündschnur bei den Pariser Verantwortlichen um Boss Nasser Al-Khelaifi relativ kurz. Galtier hielt sich bei PSG keine zwölf Monate im Amt, seine Vorgänger Mauricio Pochettino und Thomas Tuchel durften auch nur 1,5 Jahre an der Seitenlinie stehen. Ein Langzeitprojekt war der Klub also in letzter Zeit für keinen Trainer.

Die Aussicht, dass Paris auch für Nagelsmann möglicherweise ein kurzes Engagement bedeuten könnte, passt überhaupt nicht zum Coach. Denn in München war er als Trainer eingeplant, der eine Ära prägen und den Verein langfristig in neue Sphären heben sollte.

Doch das Ende vom Lied ist bekannt. Nagelsmann performte nicht gut genug. Im ersten Jahr gelang ihm nur der Meistertitel. In Gladbach flog der FC Bayern krachend mit 0:5 aus dem DFB-Pokal. In der Champions League war im Viertelfinale gegen Außenseiter Villarreal Schluss.

Im zweiten Jahr in München lief es zwar in Pokal und Königsklasse besser, doch in der Liga verspielte der FC Bayern unter Nagelsmann nach der Winterpause ein sattes Punktepolster auf den BVB und verlor nach einer 1:2-Niederlage gegen Leverkusen im März sogar die Tabellenspitze. Daraufhin wurde der Coach freigestellt.

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Wie kann Nagelsmann also in Paris funktionieren, wenn er schon in seinem Wohlfühl-Umfeld München nicht ausreichend abliefern konnte? Die Meisterschaft in der Ligue 1 ist bei PSG ein Muss, der Pokalsieg eigentlich auch und vor allem den Champions-League-Sieg will der Klub endlich realisieren, koste es, was es wolle. Mit diesem Pariser Mindset wirkt die Verpflichtung von Nagelsmann, der gerade einmal einen Meistertitel in Deutschland mit dem FC Bayern vorweisen kann, fast aberwitzig.

Was bleibt, ist Audrey Hepburns Zitat "Paris ist immer eine gute Idee." So kann Nagelsmann mit einem Engagement bei PSG natürlich alle Kritiker Lügen strafen und bei Erfolg insbesondere dem FC Bayern zeigen, dass seine Entlassung in München ein Fehler war.

Im Umkehrschluss könnte PSG aber auch zum endgültigen Karriereloch für den 35-Jährigen verkommen. Audrey Hepburn ist zwar mittlerweile verstorben, doch wäre sie noch am Leben, würde sie Julian Nagelsmann dann wohl sagen: "Paris war keine gute Idee."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • bild.de: "Nagelsmann hat einen Taktik-Dolmetscher"
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