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Champions League | Saudi-Meister tritt nicht in Iran an – wegen Büste auf Spielfeld


Das steckt hinter dem Eklat
60.000 Fans warten – Star-Team weigert sich, das Feld zu betreten

Von t-online, cc

Aktualisiert am 03.10.2023Lesedauer: 3 Min.
Der saudische Fußballverein Al Ittihad um Karim Benzema blieb einem Champions-League-Spiel im Iran fern (Archivbild).Vergrößern des BildesDer saudische Fußballverein Al-Ittihad um Karim Benzema blieb einem Champions-League-Spiel im Iran fern (Archivbild). (Quelle: STR/AP/dpa)
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In Asiens Königsklasse verließ das Team von Karim Benzema noch vor dem Anpfiff das Stadion. Dahinter steckt die umstrittene Tötung eines ranghohen Militärs.

Die Atmosphäre war überragend im Stadion Naqsch-e Dschahan. Die 60.000 Zuschauer hatten die Arena in der iranischen Stadt Isfahan in einen Hexenkessel verwandelt, mit Banner, Fahnen und Rauchtöpfen und Leuchtfackeln in den Farben ihres Klubs. Sie warteten nur noch auf die beiden Teams, die sich am Montagabend in der asiatischen Champions League gegenüberstehen sollten. Auf die Heimelf des Sepahan FC und die Gastmannschaft Al-Ittihad mit ihren Superstars Karim Benzema, Fabinho und N'Golo Kanté.

Doch die Fußballfans warteten vergeblich. Das Spiel wurde abgesagt. Die Gäste aus Saudi-Arabien hatten sich offenbar geweigert, das Spielfeld zu betreten. Und so fuhr die Mannschaft von Al-Ittihad unverrichteter Dinge zum Flughafen und reiste zurück nach Jiddah. Der Verband, die Asian Football Confederation (AFC) verlautete danach, die Partie sei wegen "unvorhergesehener und unerwarteter Dinge" ausgefallen.

Was war passiert?

Nicht erwartet und vorhergesehen hatten die Offiziellen des saudischen Klubs Al-Ittihad wohl die Statue, die gut sichtbar und geradezu aufdringlich präsent vor dem Ausgang des Spielertunnels aufgestellt worden war. Eine Büste auf einem Sockel. Bei der Büste handelte es sich nicht etwa um eine historische Größe des iranischen Fußballs, sondern um eine Abbildung des iranischen Generals Ghassem Soleimani.

Wer ist Ghassem Soleimani?

Der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden war nicht irgendwer. Er galt neben Al-Qaida-Chef Osama bin-Laden und dem IS-Anführer Abu Bakr al-Baghdadi als einer der prominentesten Köpfe auf der Terrorliste der USA. 2020 ist Soleimani bei einem US-Drohnenangriff auf seine Fahrzeugkolonne ums Leben gekommen. Die gezielte Tötung des hohen Militärs sorgte für erhebliche diplomatische Verstimmungen, denn Soleimani war der Anführer der Quds-Brigaden, einer Eliteeinheit, die für zahlreiche Attentate im Ausland, insbesondere im arabischen Raum verantwortlich ist. Der 66-jährige Militär war einer der wichtigsten Drahtzieher des Mullah-Regimes in Teheran und einer der Vertrauten des obersten politischen und religiösen Führers der Islamischen Republik, Ayatollah Ali Khamenei.

Was steckt hinter der Tötung Soleimanis?

General Soleimani gilt im Iran bis heute als eine der populärsten Figuren. Weite Teile der Bevölkerung verehren ihn, weil er den Einfluss der Shiiten in der Region mit seinen Operationen ausweitete. Mit seiner Tötung ging die damalige US-Regierung unter Donald Trump ein erhebliches Risiko ein. Erwartet wurden massive Vergeltungsaktionen der Mullahs. Doch die mutmaßlichen Raketenangriffe auf US-Militärbasen in der Region forderten keine Opfer. Fünf Tage nach der Tötung Soleimanis traf eine iranische Flugabwehrrakete jedoch ein ukrainisches Flugzeug gleich nach dem Start in Teheran. 176 Menschen starben.

Warum reagieren die Saudis so gereizt?

Die Büste Soleimanis vor dem Spiel eines saudischen Klubs so prominent zu platzieren, muss für die Saudis wohl einem Affront gleichkommen. Die Beziehungen zwischen dem Iran und Saudi-Arabien sind ohnehin seit vielen Jahren angespannt. Der Iran ist ein mehrheitlich schiitisches Land, während in Saudi-Arabien Sunniten leben. Die Konflikte zwischen den jeweiligen islamischen Konfessionen sind groß. Saudi-Arabien und Iran hatten sich in den vergangenen Jahren wechselseitig mit Sanktionen belegt.

Soleimani galt in dem Konflikt als Hardliner. Sein Ziel war es, den Einfluss der Schiiten im arabischen Raum auszuweiten. Dafür schreckte er auch vor tödlichen Geheimoperationen und Attentaten im Ausland nicht zurück. So sollen seine Quds-Brigaden 2011 versucht haben, den saudi-arabischen Botschaft in den USA zu ermorden. Dafür heuerten sie den Auftragskiller eines mexikanischen Drogenkartells an. Doch die Attentatspläne flogen auf.

Wie wird die Partie nun gewertet?

Laut Medienberichten sollen sich die saudischen Offiziellen geweigert haben, ihr Team auf den Platz schicken, wenn die Büste Soleimanis weiterhin dort steht. Ein Vertreter des Klubs sagte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: "Wir haben sie gebeten, die Büste vor dem Spiel zu entfernen, aber das haben sie nicht getan." Anschließend sei es deshalb zu einem Streit gekommen. Mohammed Reza Saket, Geschäftsführer von Sepahan, sagte dem iranischen Staatsfernsehen, seine Seite werde sich wegen des Vorfalls "sofort bei der AFC beschweren".

"Die Anfrage des Ittihad-Teams war außerhalb der sportlichen Gepflogenheiten und verstieß gegen die üblichen Grundsätze", fügte Saket hinzu, das Stadion in Isfahan habe bereits Dutzende internationale Spiele mit dem gleichen Erscheinungsbild ausgetragen. Der Verband wollte sich am Montagabend noch nicht dazu äußern, wie das abgebrochene Spiel gewertet wird.

Verwendete Quellen
  • nbnews.com: "US ties Iran to plot to kill Saudi ambassador" (englisch)
  • en.as.com. "Why did Al Ittihad refuse to play the Asian Champions League match in Iran?" (englisch)
  • spiegel.de. "Irans Quds-Brigaden und ihr getöteter Kommandeur Soleimani. Chef der Schattenkrieger"
  • phoenix.de. "Vergeltung für Soleimani. Iran greift von den USA genutzte Militärbasen im Irak an"
  • Mit Material der Nachrichtenagentur sid
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