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HomeSportFußballKolumne - Stefan Effenberg

FC Bayern: Ohne Robert Lewandowski blühen alle anderen auf


Das ist ein Zeichen in Richtung Bayern München

Eine Kolumne von Stefan Effenberg

Aktualisiert am 12.08.2022Lesedauer: 6 Min.
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Timo Werner: Der Nationalstürmer ist wieder zurück in Leipzig.Vergrößern des Bildes
Timo Werner: Der Nationalstürmer ist wieder zurück in Leipzig. (Quelle: IMAGO/Roger Petzsche)

Die Bayern-Jäger Dortmund und Leipzig verstärken sich prominent. Auf Trainer Julian Nagelsmann kommt eine große Aufgabe zu.

Borussia Dortmund ist mit einem 1:0-Erfolg gegen Leverkusen in die Bundesliga gestartet, ein hart erkämpfter Arbeitssieg. Das sind aber genau die Spiele, an denen man wächst. Sie haben das richtig gut gemacht und stark verteidigt, auch wenn das nicht das Spektakel war, das man sich als Fußballfan vielleicht wünscht. Unterm Strich steht ein Sieg gegen einen Mitkonkurrenten, der auch deshalb hoch zu bewerten ist, weil sie bis zum Schluss an die Grenze gehen und im Kollektiv verteidigen mussten. Da haben sie im Vergleich zum Vorjahr dazugelernt.

Nach der Erkrankung von Sébastien Haller musste der BVB jetzt noch mal reagieren und hat mit Anthony Modeste eine sehr gute Lösung gefunden. Du musst – wie es ihm gelungen ist – in Köln erst mal 20 Tore machen. Der BVB bekommt den Stoßstürmer, den er unbedingt haben wollte. Er ist ein Torgarant und kann sofort weiterhelfen. Für Modeste geht mit 34 Jahren noch mal ein Traum in Erfüllung: Er kann sich jetzt in der Champions League beweisen, davon träumt jeder Fußballspieler.

Werner als Zeichen in Richtung Bayern

RB Leipzig wird sich hingegen darüber ärgern, in Stuttgart nicht über ein 1:1 hinausgekommen zu sein. Sie schauen aber auf die kommenden Wochen und haben ihre großen Ambitionen mit der Verpflichtung von Timo Werner noch mal unterstrichen. Auch Benjamin Šeško, der zur kommenden Saison von Red Bull Salzburg kommt, ist ein Mega-Sturmtalent mit Riesenpotenzial.

Dass Werner zurückkehrt, ist großartig für Leipzig und die gesamte Bundesliga. Seine Zeit bei Chelsea war trotz des Champions-League-Sieges durchwachsen. Damit kann er nicht zufrieden sein. In 89 Pflichtspielen hat er nur 23 Tore geschossen. Letzte Saison stand er lediglich 15 Mal in der Startelf. Um aber bei der WM wieder in den Fokus zu rücken, braucht er Spiele.

Er wollte unbedingt zurück nach Leipzig und verzichtet dafür auf viel Gehalt. Das spricht für Werner und seinen Charakter. Leipzig bekommt einen Spieler, der den Verein kennt und bei RB seine beste Zeit erlebt hat. Dort kam er in 156 Spielen auf 90 Treffer und 40 Vorlagen. Die Spielweise bei RB ist perfekt auf ihn zugeschnitten. Deshalb ist das eine Topverpflichtung. Werner ist ein absoluter Gewinn und auch ein Zeichen in Richtung Bayern München.

Bayerns neue Stärke ohne Lewandowski

Dass die Meisterschaft trotzdem nur über die Bayern gehen wird, das haben die Münchner mit ihrer Machtdemonstration in Frankfurt gezeigt.

Sie sind extrem variabel vorne, haben unglaubliches Tempo. Für die gegnerischen Trainer geht es jetzt darum, herauszufinden, wie man diese Offensive stoppen kann. Dafür brauchst du Qualität, ein Quäntchen Glück und vor allem dasselbe Tempo.

Sadio Mané hat bei Bayern einen perfekten Einstand gefeiert, sich sofort gut integriert. Und Tore sind für so einen Offensivspieler natürlich immer wunderbar. Er wirkt extrem bodenständig und kommt gut an, auch mit der Nähe zu den Fans, die er direkt gesucht hat. Mané ist auf einem sehr guten Weg. Mit Lewandowski darf man ihn aber nicht vergleichen. Er ist im Gegensatz zu Lewandowski ein Spieler, der mit vorbereitet, Chancen selbst kreiert.

Das war bei Lewandowski nicht der Fall. Insgesamt blühen alle anderen ohne Lewandowski ein Stück weit auf, weil man sich nicht mehr nur auf ihn fokussiert. Das kann auch Freiheiten und Freiraum für andere schaffen. Man sieht, was für Qualitäten diese Jungs haben, zum Beispiel Jamal Musiala, der in überragender Form ist. Er hätte die Tore mit Lewandowski vielleicht nicht gemacht, weil der dann möglicherweise genau dort gestanden hätte.

Es läuft bei Bayern insgesamt alles sehr positiv. Mal abwarten, wie das sein wird, wenn mal schwierigere Wochen kommen. Es wird Nagelsmanns große Aufgabe sein, auch Lösungen für Spiele gegen tiefstehende Gegner wie Chelsea und Co. zu finden.

Außer Mané stand bisher noch kein Neuzugang in der Startelf. Matthijs de Ligt beispielsweise wird aber mehr Minuten bekommen und bald von Anfang an spielen, vielleicht schon am Sonntag gegen Wolfsburg.

Es wird Härtefälle bei Bayern geben

Die anderen Neuen, wie Ryan Gravenberch, Noussair Mazraoui oder auch Mathys Tel, müssen sich jetzt zeigen und beißen. Auch ein Kingsley Coman muss Leistung bringen, wenn er nach seiner Rotsperre jetzt zurückkommt. Die Bayern können froh sein, dass sie diese Möglichkeiten haben. Etwas Schöneres gibt es nicht für einen Trainer.

Das wird vielleicht irgendwann mal zu Diskussionen führen, und es wird sicher auch Härtefälle geben. Das sind aber Entscheidungen, die die Spieler schlichtweg zu akzeptieren haben. Fertig. Von Marcel Sabitzer habe ich zum Beispiel nichts gehört im letzten Jahr, dass er unzufrieden war mit seiner Rolle oder der Position, die er teilweise spielen musste. Er hat das Richtige gemacht: hart gearbeitet und sich seine Einsätze verdient.

Auch für Leroy Sané ist es gerade schwierig. Aber in den Phasen, in denen er reinkam, hat man seine hohe Qualität gesehen. Sein Anspruch ist es natürlich, von Anfang an zu spielen. Dafür muss er sich qualifizieren und auch im Hinblick auf die WM beweisen – jeden Tag, in jedem Training. Es liegt nur an ihm.

Dayot Upamecano war bislang sehr stabil, hat keine Fehler gemacht, eigentlich alle Laufduelle gewonnen. So wird er sich in der Innenverteidigung festspielen. Lucas Hernández könnte ja auch noch auf die linke Seite ausweichen.

Müller hat die Kovac-Zeit im Hinterkopf

Mit Wolfsburg kehrt Niko Kovac nun erstmals nach seiner Entlassung bei Bayern nach München zurück – und sieht dem sicher positiv entgegen. Er muss aber schon ein gutes Ergebnis erzielen, denn der Bundesligastart war mit dem 2:2 gegen Bremen holprig. Er darf mit dem VfL gegen Bayern jetzt nicht so untergehen wie zuletzt Frankfurt.

Thomas Müller spielte unter Kovac damals bei Bayern nur eine Nebenrolle und wurde von ihm als "Notnagel" bezeichnet. Das sitzt bei Müller noch irgendwo im Hinterkopf. Kovac kann aber schon mit Stars umgehen, sonst hätte er das Double mit Bayern nicht geholt. Jeder Trainer hat seine Philosophie. Er hat gewisse Dinge verändert, von denen er dachte, dass sie richtig sind. Wenn du solchen Spielern wie Müller oder Jérôme Boateng nicht das Vertrauen gibst, kann dir das aber auch auf die Füße fallen. Es war auch eine leerreiche Zeit für Müller, mal zu sehen, dass nicht alles immer glatt läuft und nur die Sonne scheint. Es gibt eben auch mal andere Tage.

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Kovac ist an einem entscheidenden Punkt seiner Karriere. Er wollte unbedingt zurück in die Bundesliga und sich hier noch mal beweisen. Er hat mit Frankfurt und Bayern schon Titel geholt. Jetzt gilt es für ihn aber, in Wolfsburg eine gute und erfolgreiche Saison zu spielen. Wenn er das schafft, hat er vieles richtig gemacht.

Bisher ist es noch nicht zu einer Rückkehr zu Hertha BSC gekommen. Aber was noch nicht ist, kann noch werden. Das Kapitel Hertha ist für ihn noch nicht erledigt. Ich bin mir sogar sicher, dass es irgendwann – vielleicht in zwei, drei oder fünf Jahren – noch zu dieser Konstellation kommen wird.

Flick sollte ernsthaft über Terodde nachdenken

Schalke hat zum Auftakt unglücklich, aber letztlich auch verdient mit 1:3 gegen Köln verloren – und wird gegen den Abstieg kämpfen müssen. Ihre wirklich außergewöhnlichen Fans können sie dabei tragen. Dafür brauchen sie in den ersten fünf Spielen aber Punkte, um nicht im September unter Druck zu geraten und wieder das Selbstvertrauen zu verlieren.

Ein großer Hoffnungsträger ist Simon Terodde, der die Königsblauen mit 30 Toren zurück in die Bundesliga geschossen hat. Ich finde es gut, dass Hansi Flick gesagt hat, dass er ihn für die WM weiterhin im Blick hat. Unrealistisch ist es nicht, dass Terodde es in den Kader schaffen könnte. Warum soll dieser große WM-Traum für ihn nicht in Erfüllung gehen? Er ist ein Spielertyp, ein echter Mittelstürmer, den wir so in Deutschland ansonsten nicht haben. Flick sollte ernsthaft über seine Nominierung nachdenken – und wenn es nur als Back-up oder Option für die Bank ist.

Um diese Möglichkeit tatsächlich zu bekommen, muss Terodde Leistung bringen, topfit und voll im Rhythmus sein – und natürlich in der Bundesliga auch ein paar Buden machen. Der Ball liegt jetzt bei ihm.

Transparenzhinweis
  • Stefan Effenberg ist Botschafter des FC Bayern München und sagt dazu: „Ich repräsentiere den FC Bayern, insbesondere im Ausland. Mein Engagement hat keinen Einfluss auf meine Kolumnen bei t-online. Hier setze ich mich weiterhin kritisch und unabhängig mit dem Fußball auseinander — auch und insbesondere mit dem FC Bayern.“
Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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