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EM 2012: Mario Gomez und Mats Hummels schaffen den Durchbruch


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Explosion der Wackelkandidaten

Von t-online
10.06.2012Lesedauer: 4 Min.
Jubel bei Gomez und Hummels: Beide dürften nun erst einmal gesetzt sein.Vergrößern des BildesJubel bei Gomez und Hummels: Beide dürften nun erst einmal gesetzt sein. (Quelle: dpa-bilder)
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Aus Lwiw berichtet Thomas Tamberg

Da saß also der Held des Abends. In Reihe eins neben Holger Badstuber. Man merkte ihm an, dass sein Körper noch voller Adrenalin war. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, zog an den Hosenbeinen, schaute aus dem Flugzeugfenster, auf den Boden und wieder aus dem Fenster. Und das alles in fünf Sekunden. Gut zwei Stunden zuvor hatte Mario Gomez das erlösende Tor zum 1:0 (0:0)-Sieg gegen Portugal erzielt und Deutschland einen Start nach Maß ins EM-Turnier beschert. (Einzelkritik: Hummels verdient sich die Bestnote)

Das Bayern-Duo war anschließend zur Dopingprobe bestellt worden. Es lief wohl nicht so gut und so verpassten sie den Rückflug mit der Mannschaft nach Danzig. Daher wurden sie kurzerhand als erste Passagiere in den Journalisten-Flieger umgetopft. Und so kam es, dass rund 150 Pressevertreter auf der Suche nach ihrem Platz an Gomez vorbei marschieren mussten. Darunter sicher nicht wenige, die ihm in den vergangenen Jahren Torjägerqualitäten und Nationalmannschaftstauglichkeit abgesprochen hatten. Was muss dieser äußere Vorbeimarsch erst für ein innerer für Gomez gewesen sein?

Alles richtig gemacht

Joachim Löw überraschte nicht nur mit der Maßnahme Gomez für Miroslav Klose in die Startformation zu beordern, sondern auch mit der Personalie Mats Hummels für Per Mertesacker in der Innenverteidigung. Dazu setzt er gegen Portugal auf Jerome Boateng auf der rechten Außenverteidiger-Position - und das ausgerechnet gegen Superstar Ronaldo. Eine Entscheidung, die im Vorfeld bei vielen Fußball-Fans für Magenschmerzen gesorgt hatte. Doch der Bundestrainer lag bei allen Entscheidungen wieder einmal goldrichtig.

Hummels machte in der rechten Innenverteidigung das Spiel seines Lebens. Sogar der überraschend für ihn zum Reservisten degradierte Per Mertesacker musste hinterher zugeben, dass Löw ein goldenes Händchen bewiesen hatte. "Man hat gesehen, dass die Spieler, die reingerückt sind, auch für mich, ihre Sache sehr gut gemacht haben."

Daher setzte Löw auf Hummels

Löw begründete die Entscheidung, die er Mertesacker und Hummels bereits am Vortag mitgeteilt hatte, damit, dass der Mann vom FC Arsenal drei, vier Monate nicht gespielt habe. "Mats dagegen kommt aus einer Saison, in der er das Double gewonnen hat." Sogar DFB-Präsident Wolfgang Niersbach zollte dem Dortmunder Respekt. "Ich habe mich wahnsinnig gefreut über die Leistung von Mats Hummels, er hat sein bisher bestes Länderspiel gemacht."

Dritter im Bunde der Glückseeligen war Boateng. Nach seiner Busenwunder-Affäre und der darauffolgenden heftigen Kritik des Bundestrainers stand für den Verteidiger viel auf dem Spiel. Ein schwacher Auftritt und seine Karriere in der Nationalmannschaft wäre wohl erst einmal auf Eis gelegt. Doch der Bayern-Star ließ Ronaldo so gut wie gar nicht zur Entfaltung kommen und versuchte auch nach vorne Akzente zu setzen. "Die ganze Mannschaft stand nach den letzten Ereignissen hinter mir. Das hat mich beflügelt, die Mannschaft kennt die Wahrheit", sagte der zuletzt Gescholtene.

Schwüle macht vielen Spielern zu schaffen

Doch der Mann des Abends hieß zweifelsohne Mario Gomez. Er war der Matchwinner und sein 23. Treffer im DFB-Dress wohl der bisher wichtigste in seiner Karriere. In seinem 53. Länderspiel war es sein erster Treffer bei einem großen Turnier überhaupt. "Das Tor war gut für Mario und gut für die Mannschaft", sagte Löw. Der 52-Jährige hatte bereits Miroslav Klose an die Seitenauslinie beordert und wollte Gomez auswechseln. Kurz zuvor forderten auch die rund 10.000 deutschen Fans den Routinier von Lazio Rom. Doch dann kam der große Moment des Bayern-Stürmers. Gomez: "Ich habe nur gedacht: Eine Chance kriegst du noch. Und so war es dann auch." Mit einem tollen Kopfball gegen die Laufrichtung ließ er Rui Patricio keine Abwehrchance (72.).

Während das Trio einen Sahnetag erwischt hatte, taten sich andere Protagonisten vor 32.990 Zuschauern schwerer. Kurz vor der Partie war ein heftiger Regenguss heruntergekommen und verwandelte die neue Arena von Lwiw in einen Glutofen. "Das war eines meiner schwierigsten Spiele. Von der Luft her, von allem“, gab Philipp Lahm nach der Partie offen und ehrlich zu. "Ich habe mir sehr schwer getan. Ich fand die Schwüle extrem." Das mag auch ein Grund gewesen sein, dass der ansonsten so laufstarke Kapitän auffallend selten in der Offensive zu finden war. Obendrein hatte er mit Nani auch einen starken Gegenspieler, der ihn in der Defensive stark beschäftigte.

Total erschöpft in der Kabine

Oliver Bierhoff beschrieb angesichts der extremen Witterungsverhältnisse die Szenen in der Kabine im Anschluss an die Partie. "Alle sind total platt. Das ist uns hier unglaublich schwer gefallen." Von Beginn an ließ die deutsche Mannschaft das konsequente Forechecking und frühes Angreifen vermissen. Bierhoff: "Wir hatten Schwierigkeiten in Tritt zu kommen. Auch durch die klimatischen Bedingungen. Man kriegt kaum Luft und tut sich schwer."

Und so entwickelte sich ein zähes Spiel, bei dem die Portugiesen phasenweise dem Führungstreffer näher waren als die Deutschen. Wie beim Wembley-Schuss von Pepe kurz vor der Pause. Glück hatte das DFB-Team auch in der Schlussphase als Nani nur das Lattenkreuz traf und Manuel Neuer einmal glänzend gegen den freistehenden Silvestre Varela parierte.

Löw ist zufrieden

"Wir haben 1:0 gewonnen, das ist das Allerwichtigste", zog Löw ein zufriedenes Fazit ohne allerdings in Schönfärberei zu verfallen. "Wir müssen noch zielstrebiger nach vorne spielen und uns mehr Torchancen erarbeiten. Nach dem Ergebnis aus dem ersten Spiel war klar, dass die Mannschaft, die hier verlieren würde, es schwer hat." Im ersten Spiel zeigten die favorisierten Niederländer gegen Dänemark wie es auch laufen kann. Trotz klarer Überlegenheit verloren sie gegen den Underdog und stehen nun gegen Deutschland im zweiten Gruppenspiel bereits mächtig unter Druck.

Soweit dürften die beiden Nachzügler ins Mannschaftsquartier Gomez und Badstuber indes noch nicht gedacht haben. Zu aufgekratzt war das Duo nach diesem ersten Spiel. Die Nacht war ohnehin schon vorbei. Gegen 3.30 Uhr erreichten die beiden das Hotel Dwor Oliwski. Exakt um diese Zeit geht hier die Beleuchtung der Straßenlaternen aus. An der Ostsee ist es zu diesem Zeitpunkt bereits taghell.

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