Olympia in Paris: DHB-Team um Alfred Gíslason vor Entscheidungstagen

Nur eineinhalb Monate nach Platz vier bei der Heim-EM stehen die deutschen Handballer vor den nächsten wichtigen Spielen. Sie wollen sich den Traum von Olympia erfüllen.

Am Ende wurde es weder eine Medaille noch die Olympia-Qualifikation: Zwar erreichte die deutsche Handball-Nationalmannschaft bei der Heim-EM im Januar den vierten Platz und damit die beste Platzierung bei einem großen Turnier seit Jahren, doch durch die Niederlage im Spiel um Platz drei gegen Schweden verpasste sie die vorzeitige Olympia-Qualifikation.

Da der spätere Weltmeister Frankreich als Gastgeber und Finalgegner Dänemark als amtierender Weltmeister bereits für die am 26. Juli in Paris beginnenden Sommerspiele in Paris vorqualifiziert waren, entfiel das bei der EM zu vergebende Ticket an den Drittplatzierten. Das DHB-Team von Bundestrainer Alfred Gislason musste sich im kleinen Finale allerdings 31:34 gegen Schweden geschlagen geben.

Entsprechend müssen die Handballer nun den längeren Weg nach Paris durch das Olympia-Qualifikationsturnier antreten. Der Vorteil dabei: Wie schon bei der EM, haben sie dabei Heimvorteil. Das Turnier wird in der ZAG-Arena in Hannover ausgetragen. Doch wie genau läuft das Turnier ab.

Die Antworten auf die wichtigsten Fragen in der Übersicht:

Auf wen trifft die deutsche Mannschaft?

Das DHB-Team trifft bei einem Vierer-Turnier auf Algerien (Donnerstag, 17.45 Uhr), Kroatien (Samstag, 14.30 Uhr) sowie Österreich (Sonntag, 14.10 Uhr). Nur die zwei besten Teams lösen das Ticket für das olympische Turnier in Frankreich, das vom 25. Juli bis 11. August stattfindet.

Worum geht es noch?

In der niedersächsischen Hauptstadt entscheidet sich auch und vor allem die Zukunft von Bundestrainer Gislason. Der DHB verlängerte den Vertrag mit dem Isländer nach dem vierten Platz bei der EM, Gislasons bislang bestem Ergebnis als DHB-Coach, bis einschließlich der Heim-WM 2027 – der Deal gilt aber nur, wenn Deutschland die Olympia-Qualifikation schafft. Bis das Ticket in der Tasche ist, arbeitet der 64-Jährige also auf Bewährung.

Welche Spieler sind dabei?

Der EM-Kader soll es richten. Angeführt wird das 17-köpfige Aufgebot von Kapitän Johannes Golla, auch Leistungsträger wie Torhüter Andreas Wolff, Spielmacher Juri Knorr und Jungstar Julian Köster sind dabei. Interessant ist der Blick auf den 35er-Kader, aus dem Gislason seine Spieler nominierte: Dort tauchen auch die aus der Nationalmannschaft bereits zurückgetretenen Kieler Hendrik Pekeler und Steffen Weinhold auf. Beide hatten Gislason zugesichert, im personellen Notfall bereitzustehen. Bei Pekeler scheint ein Blitz-Comeback aufgrund der aktuellen Verletzungsprobleme durchaus möglich.

Welche Ausfälle gibt es?

Die personelle Situation ist durchaus angespannt. Als wären die kurzfristigen Ausfälle der beiden verletzten Rückraumspieler Kai Häfner und Martin Hanne sowie von Justus Fischer (Kreis) nicht Hypothek genug, gab es zum Lehrgangsstart in Hannover auch noch große Sorgen um Golla (Fuß) und Jannik Kohlbacher (Schulter). Die beiden verbliebenen Kreisläufer im aktuellen DHB-Aufgebot verletzten sich am vergangenen Wochenende bei ihren Vereinen. Bundestrainer Gislason gab aber vorerst Entwarnung. "Beide haben den Härtetest im Training bestanden", sagte er bei einem Medientermin am Dienstag: "Es sah sehr gut aus bei beiden. Sie können spielen und die ganze Woche mittrainieren."

Wer sind die stärksten Konkurrenten im Kampf um die zwei Paris-Tickets?

Die Partie gegen Algerien, den WM-Vorletzten von 2023, dürfte zum Auftakt eine Pflichtaufgabe für das DHB-Team werden. Die entscheidenden Spiele warten am Wochenende gegen Kroatien und Österreich – auf beide Nationen traf Deutschland mit mäßigem Erfolg bei der EM im Januar. Außenseiter Österreich hatte Deutschland ein 22:22 abgetrotzt, Kroatien feierte beim sportlich unbedeutenden Hauptrunden-Abschluss sogar einen Sieg (30:24). Beim Duell mit dem Weltmeister von 2003 kommt es zum Wiedersehen mit Dagur Sigurdsson: Der ehemalige Bundestrainer und Macher des EM-Wintermärchens 2016 verzichtete auf eine bereits sichere Olympia-Teilnahme mit Japan und heuerte Ende Februar stattdessen beim kroatischen Team um den Kieler Domagoj Duvnjak an.

Warum ist eine Olympia-Teilnahme so wichtig für den Handball?

Die Olympischen Spiele haben im Handball eine immense Strahlkraft. Eine größere Bühne gibt es nicht. Dem DHB-Team bietet sich in Paris dazu gleich eine doppelte Chance. Auch die Frauen kämpfen im April in Neu-Ulm gegen Slowenien, Montenegro und Paraguay noch um ihr Ticket, es winkt die erste Olympia-Teilnahme beider DHB-Nationalmannschaften seit 2008. Olympiasieger wurde eine deutsche Mannschaft erst einmal, 1980 triumphierten die Männer der DDR um Torhüter Wieland Schmidt im legendären Finale von Moskau gegen die Sowjetunion. Die bislang letzte Medaille gelang mit Bronze 2016 in Rio de Janeiro. 2004 in Athen gewannen die DHB-Männer Silber.

Wo werden die Partien übertragen?

Alle Partien werden im Free-TV zu sehen sein. Sport1 zeigt den Auftakt gegen Algerien, am Wochenende steigt dann das öffentlich-rechtliche Fernsehen ein. Das ZDF überträgt das Kroatien-Spiel, die ARD sendet die mögliche Entscheidung gegen Österreich ebenfalls im Hauptprogramm. Auch bei Streaminganbieter Dyn werden alle Partien gezeigt.