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Schauspielerin Jasmin Schwiers: "Da läuft doch was ganz gewaltig verkehrt"


Schauspielerin feiert 40. Geburtstag
Jasmin Schwiers: "Da läuft doch etwas ganz gewaltig verkehrt"

InterviewVon Maria Bode

Aktualisiert am 11.08.2022Lesedauer: 6 Min.
Interview
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Der Gesprächspartner muss auf jede unserer Fragen antworten. Anschließend bekommt er seine Antworten vorgelegt und kann sie autorisieren.

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Jasmin Schwiers: Die Schauspielerin wird 40 Jahre alt.Vergrößern des Bildes
Jasmin Schwiers: Die Schauspielerin wird 40 Jahre alt. (Quelle: Jennifer Fey)

"Ritas Welt" macht sie Ende der Neunziger bekannt. Seitdem war und ist Jasmin Schwiers in vielen Produktionen zu sehen. Heute wird sie 40 Jahre alt.

Im Interview zu ihrem 40. Geburtstag spricht Schauspielerin Jasmin Schwiers unter anderem über veränderte Prioritäten, gesellschaftlichen Druck und ihre Abneigung gegen eine Frage, die sie besonders in zwei Phasen ihres Lebens immer wieder gestellt bekam.

t-online: Wie blicken Sie auf die 40?

Jasmin Schwiers: Als ich noch ein Kind war, war jemand mit 40 in meinen Augen steinalt. Aber jetzt, wo ich selbst 40 werde, muss ich sagen, ich fühle mich doch wesentlich jünger als steinalt. Aber man bekommt schon auch ein Gefühl dafür, dass der Zug nur in eine Richtung fährt.

Im Magazin "Das!" haben Sie gesagt, Sie ziehen zum 40. Geburtstag eine kleine Zwischenbilanz. Wie sieht die aus?

Ich habe zwei wundervolle, gesunde Kinder. Ich bin seit 18 Jahren mit dem besten Mann der Welt [Comedian Jan van Weyde; Anm. d. Red.] zusammen und darf schon seit 25 Jahren in meinem Traumberuf arbeiten. Ich habe eine tolle Familie und großartige Freunde. Ich kann sagen: "I got it all." Was für eine Närrin wäre ich, da nicht glücklich zu sein?

Wie haben sich Ihre Prioritäten im Verlauf der vergangenen 20 Jahre verändert?

Mit 20 lag das Leben ausgebreitet wie eine Ewigkeit vor mir. So wird es immer bleiben, habe ich gedacht. Ich habe gearbeitet, gefeiert, bin gereist. Ich war wesentlich freier als jetzt, wo ich zweifache Mama bin. Jetzt ist die Priorität, dass die Kita-Eingewöhnung gut läuft und die Schatzsuche rechtzeitig zum Geburtstag meiner Großen fertig wird.

Inwiefern haben Sie sich persönlich verändert seit dem Beginn Ihrer Karriere als Schauspielerin?

Natürlich lernt man über die Jahre viel dazu. Aber im Grunde bin ich, denke ich, die Gleiche geblieben. Obwohl … früher habe ich die Dinge wesentlich lockerer gesehen. Den Text einen Abend vorm Drehtag gelernt. Das wäre heute undenkbar. Ich muss eine Woche vorher anfangen zu lernen. Nicht, weil ich heute so viel länger dafür bräuchte, sondern um die eigene Sicherheit zu haben, auch wirklich gut genug vorbereitet zu sein.

Hatten Sie mal eine schwierige Phase in Ihrer Karriere?

In meinem Beruf liegt die Schwierigkeit eher darin zu akzeptieren, dass es immer Ups and Downs gibt. Es gibt fette Jahre und maue. Und man hat nie in der Hand, wann ein tolles Rollenangebot um die Ecke kommt. Wenn es da ist, heißt es zugreifen, egal ob man eigentlich Urlaub geplant oder sogar schon gebucht hat. Man muss damit leben, nicht wirklich Herrin über die eigene Zeit zu sein. Ich gebe zu, dieser unstete Teil des Berufs nervt mich mit zunehmendem Alter mehr, als das früher der Fall war.

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Sie haben über eine Ihrer Rollen in "Die Geschichte der Menschheit – leicht gekürzt" gesagt: "Es macht einen Riesenspaß, wenn man auch mal hässlich sein darf." Wieso ist das so?

Na ja, wir Frauen stehen ja schon immer unter dem gesellschaftlichen Druck, gut auszusehen. Jung, straff, schön, schlank. Das alles einfach mal beiseite zu wischen und sich auf der Spielwiese des Slapsticks auszutoben, ist wie ein Tag im Hüpfburgenland für meine Kinder.

Verspüren Sie denn sonst einen Druck, immer toll gestylt sein zu müssen?

Wenn ich privat durch die Kölner Südstadt zum Supermarkt laufe, habe ich gar keinen Stress, gut auszusehen. Ich mache mir keine großen Gedanken um Klamotten, bin meistens ungeschminkt. Aber wenn ich zu einem Event gehe, dann schminke ich mir schon die beste Version meines Gesichts ins Gesicht.

Die Frage nach Abnehmtipps nach Schwangerschaften kam Ihnen immer unnötig vor. Warum?

Die andauernde Frage impliziert schon, dass es für uns Schauspielerinnen oder Frauen im Allgemeinen von oberster Wichtigkeit sein sollte, in Rekordzeit wieder schlank zu sein. Und Sorry, aber das ist Bullshit. Nicht nur ungesund, sondern krank. Wenn ich das Wort After-Baby-Body schon höre, kriege ich einen Brechreiz.


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Wir erschaffen das Wunder des Lebens. Und die einzige Frage, die man ständig hört, ist, ob man sich schon genügend Kalorien wegdiszipliniert hat


Schauspielerin Jasmin Schwiers


Worüber würden Sie lieber sprechen als über Diättipps?

Darüber, was Mütter eigentlich leisten. Mütter teilen ihren Körper zehn Monate lang, wovon ich persönlich drei Monate über der Schüssel hing. Da ging gar nichts mehr. Wir zerreißen oder lassen uns aufschneiden, so oder so – unsere Körper müssen heilen. Wir versorgen, wir opfern unser bisher gewohntes Leben für die Bedürfnisse unserer Kinder und stehen dabei meist an erster Stelle. Wir erschaffen das Wunder des Lebens. Und die einzige Frage, die man ständig hört, ist, ob man sich schon genügend Kalorien wegdiszipliniert hat. Da läuft doch etwas ganz gewaltig verkehrt in unserer Gesellschaft.

Welche Werte möchten Sie Ihren Töchtern, die ja nun in einer solchen Gesellschaft groß werden, mitgeben?

Ich möchte ihnen mit auf den Weg geben, dass sich nicht alles nur um Äußerlichkeiten dreht. Die sozialen Medien, die ich durchaus auch konsumiere, geben für mein Empfinden ein fast schon pervertiertes Bild von Weiblichkeit wieder. Ich hoffe, ihnen zukünftig erfolgreich zu vermitteln, dass sie genauso gut sind, wie sie sind. Dass sie sehen, was für wunderschöne, wertvolle Menschen sie sind. Auch ohne sich die Lippen aufzuspritzen oder krebserregende Implantate in den Körper zu packen, nur um einem Ideal zu entsprechen, dem die Masse der Menschen hinterherläuft.

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Wer oder was hat Ihr Leben besonders geprägt?

Ich war als Kind und Jugendliche in einem kreativen Ferienlager, der "Werkwoche" in Aachen, das meinen kompletten Lebensweg geprägt hat.

Inwiefern?

Dort bin ich für die Schauspielerei entdeckt worden, das hat natürlich alles verändert. Aber abgesehen davon war ich dort etwa 15 Jahre ehrenamtlich tätig, habe Theaterkurse gegeben, "Werkwochen" mit 120 Kindern geleitet und alles über Verantwortung und Initiative gelernt, das ich heute weiß. Die "Werkwoche" ist immer noch eine große Herzensangelegenheit für mich, weshalb ich dort weiterhin im Vorstand tätig bin.

Welches Thema liegt Ihnen noch besonders am Herzen?

Auch die Botschaftertätigkeit für den Kinderhospizverein ist mir wahnsinnig wichtig. Eltern mit lebensverkürzend erkrankten Kindern haben jede Unterstützung verdient, die sie kriegen können. Der Verein bietet eine wirklich große Bandbreite an Maßnahmen, diesen Familien in ihrem Alltag zu helfen. Strukturell wie auch auf menschlicher Ebene. Unschätzbar wertvoll.

Was verunsichert Sie derzeit?

Pandemie, Krieg, der Klimawandel … es gibt tatsächlich einiges, das mich verunsichert. Am schlimmsten finde ich aber zu beobachten, dass die Menschheit über all die Zeitalter nicht wirklich schlauer zu werden scheint. Darum ging es ja auch in unserem Kinofilm "Die Geschichte der Menschheit". Der Film behandelt zwar auf satirische Weise die Dummheit unserer Spezies, aber eigentlich ist das wirklich tragisch. Anstatt uns um die globalen Themen zu kümmern – Energiewende, Klimaschutz, die gerechte Verteilung von Ressourcen –, liegt der Fokus jetzt wieder bei territorialen Konflikten. Wie viel Geld gerade in die Rüstung gepumpt wird und was man damit alles Gutes anstellen könnte … darüber kann man schon verzweifeln.

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Warum?

Jeder Ameisenhaufen scheint besser und nachhaltiger organisiert, als wir Menschen das sind. Manchmal habe ich schon den Gedanken gehabt, dass wir die eigentliche Plage sind, die diesen Planeten in den Ruin treibt. Viren, wie Corona, sind vielleicht nur der Versuch von Mutter Erde, sich unserer zu entledigen. Aber ich sehe auch viel Hoffnungsvolles. Fridays for Future ist der Beweis, dass die kommende Generation nicht mehr den Stempel "Null Bock" verdient. Ich hoffe auf die Kraft dieser jungen Menschen, die wirklich etwas im großen Ganzen bewegen wollen. Und dafür gehe ich auch gerne mit auf die Straße.

Gibt es etwas, worauf Sie sich gerade freuen?

Ich freue mich eigentlich auf alles, das kommt. Auf schöne Projekte, auf Zeit mit meiner Familie und ab und zu vielleicht auch mal ein Päuschen nur für mich. Und ich bin sehr gespannt auf das neue Soloprogramm meines Mannes. Der hat jetzt Monate lang in seinem Büro herumgetüftelt, aber im Herbst hat er Premiere mit "Weyder geht's", seinem zweiten Bühnenprogramm. Ich bin sehr gespannt.

Und was möchten Sie persönlich im nächsten Lebensjahrzehnt gerne erreichen?

Ich würde gerne meinen eigenen Film machen. Ich habe ein Drehbuch geschrieben, für das ich noch auf der Suche nach der geeigneten Produzentin oder dem geeigneten Produzenten bin. Corona hat die Sache nicht leichter gemacht, aber ich bleibe dran. Das wäre mein Traum für die nächste Dekade.

Verwendete Quellen
  • eigene Recherchen
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