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Queen in Deutschland: "Viele sehen sie als Ersatzkönigin"


Interview mit Monarchie-Befürworter
"Viele Deutsche sehen die Queen als Ersatzkönigin"

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22.06.2015Lesedauer: 5 Min.
Königin Elizabeth II. kommt zu Besuch nach Deutschland.Vergrößern des BildesKönigin Elizabeth II. kommt zu Besuch nach Deutschland. (Quelle: Reuters-bilder)
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Queen Elizabeth II.

t-online: Herr Wissenbach, die Vorstellung, wieder einen Monarchen an der Spitze des Staates zu haben, erschient vielen Menschen in Deutschland altbacken und rückwärtsgewand. Warum sehen Sie das anders?

Wissenbach: Ganz einfach: Eine Monarchie ist modern, zeitgemäß und zukunftsweisend. In Spanien hat König Felipe es in nur einem Jahr verstanden, die Monarchie wieder populär zu machen. Ein Erfolgskonzept aus Bescheidenheit, Sparsamkeit und Unabhängigkeit - also modern. Eine Monarchie in der heutigen Zeit verbindet die Vorzüge der Demokratie mit denen der Monarchie. Das Staatsoberhaupt ist unabhängig und dem Parteienstreit enthoben. Es kann sich dem Wohl der Bevölkerung auf unterschiedliche Weise widmen und ein Ausgleich zur Parteipolitik sein. Dabei hat es keine politische, sondern mehr eine gesellschaftliche Position: es bildet den Orientierungspunkt einer Gesellschaft.

Sie behaupten, die Monarchie sei nicht nur zeitgemäß, sonder sogar zukunftsweisend. Weshalb?

Weil die Monarchie in Generationen denkt und handelt. Sie setzt sich für die Zukunft und den Erhalt der Umwelt für die nächste Generation ein. Zudem wird die Zukunft durch die königlichen Kinder im Heute sichtbar. Jede Generation kann sich in der Königlichen Familie finden. Das gibt Stabilität und Kontinuität.

Wer wäre in Deutschland der Kandidat für die Krone?

Für unsere Arbeitsgemeinschaft ist der jeweilige Chef des Hauses Hohenzollern-Brandenburg-Preußen, das vor nun 600 Jahren mit der Kurwürde und der Markgrafschaft Brandenburg belehnt wurde, der Thronanwärter. Damit folgen wir der legitimen Erbfolge. Das ist also Seine Königliche Hoheit Prinz Georg Friedrich von Preußen, der auch international anerkannt ist. Zudem gibt es auch die zahlreichen regionalen Dynastien. Deutschland ist mit dem Föderalismus und der regionalen Identität, die auch Vorbild für Europa sein kann, gut gefahren.

Werden Sie oft dafür belächelt, sich zur Monarchie zu bekennen?

Nein, heutzutage nicht mehr, im Gegenteil. Ein Beispiel: Anfang Juni hatte ich auf dem Kaiserin-Augusta-Fest in Koblenz einen Stand - auch zum Thema Monarchie. Es gab dort viele interessierte Menschen, mit denen man Gespräche zum Thema führen konnte. Wir wollen zum Nachdenken anregen und eine praktikable und segensreiche Alternative anbieten. Vielen Menschen fehlt einfach nur ein Zugang zum Thema, oder das nötige Hintergrundwissen. Allgemein ist das Interesse an der Monarchie gestiegen, das zeigen aktuelle Umfragen. Früher, als ich im Verein anfing, sah das noch anders aus. Damals sind wir tatsächlich zuweilen belächelt worden. Doch zahlreiche Fernseh- und Diskussionssendungen, die ich mitgestalten konnte, haben dazu beigetragen, die Monarchie ernsthaft zu diskutieren.

Auf der Homepage Ihres Vereins findet sich eine lange Liste von Pro-Argumenten für die Monarchie. An einer Stelle steht da schlicht "Preiswert". Was ist damit gemeint?

Schlicht und einfach: Die Monarchie ist ihren Preis wert, aber auch nicht teuer. Wir sind uns einig, dass gerade die englische Monarchie als teuer angesehen wird. Das ist aber nicht richtig. Umgerechnet kostet sie unseren Nachbarn pro Kopf den Gegenwert von etwa einem Liter Milch pro Jahr. Nicht viel, nicht wahr?! Zudem wird die Civil List, aus denen die Kosten bestritten werden, auf zehn Jahre im Voraus festgelegt und veröffentlicht. Das sind circa 12,5 Millionen Euro im Jahr. Unser Bundespräsidialamt kostet mehr als 20 Millionen Euro im Jahr. Und der Nutzen und Vorteil des Königlichen Hauses für Großbritannien ist doch um ein vielfaches größer.

Obwohl Deutschland keinen Monarchen hat, beweist die mediale Berichterstattung über die Könighäuser anderer Länder eine enorme Faszination der Menschen für dieses Thema. Woran liegt das?

Es hat seinen Ursprung in unserer Psyche. Die Monarchie ist eine psychologische Staatsform. Sie stillt Sehnsüchte nach Glanz und Orientierung und ist der Spiegel einer Gesellschaft. Gerade weil wir keine Königsfamilie an der Staatsspitze haben, ist das Interesse so groß, nach unseren Nachbarländern zu schauen, die sich ihre Dynastien erhalten haben. Aber auch bei uns kann das Bedürfnis gestillt werden. Als 2011 unter anderem in England geheiratet wurde, schloss auch Prinz Georg Friedrich von Preußen die Ehe mit Sophie von Isenburg - unter großem öffentlichem Interesse und mit Fernseh-Live-Übertragung. Der Mensch möchte Sicherheit und Stabilität, Kontinuität und Orientierung. Das symbolisiert die Monarchie.

Sie planen, sich beim Deutschlandbesuch von Königin Elizabeth II. selbst unter die Zuschauer in Frankfurt zu mischen. Was erwarten Sie davon?

Persönlich gibt es keine speziellen Erwartungen. Es wird spannend sein, die Königin wieder zu sehen, ihre Aura und Ausstrahlung zu spüren. Wie viele andere Menschen weltweit auch, halte ich sie einfach für eine faszinierende Persönlichkeit. Prinz Philip habe ich vor vielen Jahren bereits kurz auf einem Empfang in Darmstadt gesprochen und mit Prinz Charles dort ein längeres Gespräch geführt.

Wie wird sich die Anwesenheit der Queen auf die gesellschaftliche Debatte um das Thema Monarchie in Deutschland auswirken?

Gesellschaftlich wird sich bei uns, wie stets bei einem royalen Ereignis, das Interesse an der Monarchie wieder erhöhen. Viele Landsleute sahen und sehen in der Queen ein bisschen unsere Ersatzkönigin. Dabei gibt es in Deutschland ja die Vertreter zahlreicher Dynastien, wie Preußen, Sachsen, Bayern, Württemberg, Baden, Hannover und auch Hessen. Einige davon begrüßen die Queen auch im Römer. Wir könnten das also selbst. In manchen kleineren Regionen funktioniert auch die gesellschaftliche Bindung an ein ehemaliges Fürstenhaus noch ganz gut. Zum Beispiel in Coburg, aus dessen Haus auch Elisabeth II. stammt.

Die Queen ist mittlerweile 89 Jahre alt. Ist es zeitgemäß, in diesem Alter noch auf dem Thron zu sitzen, oder sollte sie Platz für einen Thronfolger machen?

Das Amt des Monarchen ist traditionell auf Lebenszeit. Abdankungen sind und waren eher die Ausnahme. Das ist der normale Lauf eines Familienlebens. Eine Generation tritt ab, die nächste rückt nach, diese ist dann von klein auf darauf vorbereitet. Grundsätzlich stehen wir für die Erbmonarchie und denken, dass eine Abdankung in aller Regel nicht notwendig ist. In Großbritannien stehen zudem das Pflichtbewusstsein der Queen und ihr eigenes Selbstverständnis einer Abdankung entgegen. Wie wir sehen, ist ihre Beliebtheit mit zunehmenden Alter sogar noch gestiegen. Elisabeth II. leistet noch immer mehr an täglicher Arbeit als beispielsweise unser Bundespräsident.

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Nichtsdestotrotz gibt es Monarchen, die sich für die Abdankung entscheiden…

Ja, die Abdankung von König Juan Carlos zum Beispiel scheint zur richtigen Zeit gekommen zu sein. Doch er ist immer noch König Juan Carlos. Es gibt, ähnlich wie in den Niederlanden, quasi zwei Monarchen. Nicht wirklich einfach. Gegen eine Abdankung spricht außerdem, dass auch eine ältere Generation noch leistungsfähig ist und nicht mit all ihren Erfahrungen weggeschickt werden sollte. Besonders in repräsentativen Aufgabengebieten, wie eben auch der Monarchie. Das Königtum ist eine Lebensaufgabe.

Ob Prinz William, Herzogin Catherine und Prinz Harry in England oder Carl Philip und Sofia in Schweden - die Vertreter der jungen Generation vieler europäischer Königshäuser werden eher als Popstars denn als Würdenträger wahrgenommen. Skandale und Klatschgeschichten stehen häufig im Vordergrund. Wie sehr schadet dieses Bild der Idee der Monarchie?

Gerade bei den eben genannten sehe ich eher keine Skandalgeschichten. Die Wahrnehmung als Popstars mag an unserer bundesrepublikanischen Sichtweise liegen. Das ist in den monarchischen Heimatländern der Genannten anders, da ist deutlich mehr Würdevolles wahrzunehmen. Klatschgeschichten zeigen, wenn sie nicht ohnehin frei erfunden sind, doch eher die menschliche Seite der Mitglieder der Königsfamilien. Das macht sie nahbarer und ist insofern eher vorteilhaft als schädlich. An der breiten Zustimmung der Bevölkerung zu ihren jeweiligen Königsfamilien erkennt man, dass solche Geschichten nicht wirklich schaden.

Herr Wissenbach, wir danken für dieses Gespräch.

Das Interview führte Denis Mohr

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