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Rückendeckung für Elke Heidenreich nach TV-Auftritt: "Zutiefst verletzt"


Leserstimmen nach TV-Auftritt
Rückendeckung für Heidenreich: "Fühle mich zutiefst verletzt"

MeinungVon Mario Thieme

Aktualisiert am 22.10.2021Lesedauer: 5 Min.
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Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.
Elke Heidenreich erhitzt die Gemüter.Vergrößern des Bildes
Elke Heidenreich erhitzt die Gemüter. (Quelle: IMAGO / Revierfoto)

Die Aufregung ist groß, seitdem sich Elke Heidenreich im Fernsehen über Grünen-Sprecherin Sarah Lee Heinrich äußerte. Ist die Kritik an der Autorin berechtigt oder überzogen? Die t-online-Leser beziehen Stellung.

Der Talk bei Markus Lanz schlägt noch Tage nach seiner Ausstrahlung hohe Wellen. Der Grund: Als ein Ausschnitt von Sarah Lee Heinrich, Bundessprecherin der Grünen, eingeblendet wurde, in der sie von einer "eklig weißen Mehrheitsgesellschaft" spricht, schoss Elke Heidenreich scharf gegen die 20-Jährige. Und nicht nur sie, auch die vermeintliche Überempfindlichkeit der jungen Generation im Allgemeinen sowie gendergerechte Sprache bekamen ihr Fett weg. Dass die Frage nach der Herkunft einer Person als rassistisch empfunden werde, stößt bei der 78-Jährigen auf besonders großes Unverständnis.

In einem Leseraufruf fragte t-online, ob die vielfache Kritik, die nach Ausstrahlung der Sendung an Elke Heidenreich geübt wurde, gerechtfertigt sei. Hunderte Zuschriften erreichten uns, die meisten von ihnen finden den Umgang mit ihr unangemessen. Aber auch gegenteilige Meinungen bekam t-online zu lesen. Eine Auswahl:

"Völlig in Ordnung, wenn Heidenreich nach der Herkunft fragt"

t-online-Leser Michael Stompor schreibt: "Wenn Frau Heidenreich den dunkelhäutigen Taxifahrer fragt, wo er denn herkäme (ich frage allerdings eher nach der Familienherkunft), dann finde ich das völlig in Ordnung – solange die Frage nicht im Denken oder gar Reden den Unterton 'Sie gehören doch gar nicht hierher!' hat oder diese Frage das Einzige bleibt, was sie den Mitbürger zu fragen hat und was sie an ihm und seinen Lebensumständen und denen seiner Verwandten interessiert."

Michael Stompor plädiert dafür, "sich auf die Zurückdrängung des wirklichen Rassismus in diesem Lande und in der Welt zu konzentrieren (den es in Wort, Schrift, Denken und leider sogar im Handeln viel zu viel gibt) und ihn nicht in Äußerungen hineinzuinterpretieren, die mit ihm nichts zu tun haben."

"Frau Heidenreich repräsentiert die Arroganz und Ignoranz"

t-online-Leser Tony findet, dass Elke Heidenreich zu Recht kritisiert wird. "Frau Heidenreich outet sich und ihre Denkweise und zeigt, wie wenig sie verstanden hat. Sie wirft der jungen Frau vor, nicht genügend nachzudenken und nicht gleich beleidigt sein, wenn nach der Herkunft gefragt wird. Wie bitte? Ein paar Tage Ägyptenurlaub, in denen man auch mal nach der Herkunft gefragt wird, gleichzusetzen mit dem Erleben im öffentlichen Raum, jede Sekunde des Lebens als anders, woanders herkommend (obwohl in Deutschland geboren), wohl nicht dazugehörig und fremd wahrgenommen zu werden? Das ist kein Urlaub hier!", äußert er erbost.

Tony erachtet die Frage nach der Herkunft in diesem Kontext als "Teil dieser Diskriminierungskultur. Frau Heidenreich repräsentiert die Arroganz und Ignoranz dieser Mehrheitsgesellschaft. Man möchte ihr raten, etwas mehr nachzudenken."

"Ich fühle mich von diesem jungen Menschen zutiefst verletzt"

Ein t-online-Leser, der anonym bleiben möchte, schildert: "Ich bin 1944 geboren. Ich weiß, was 'die eklige, weiße Mehrheitsgesellschaft' geschaffen hat, um damals wieder in die Höhe zu kommen. Ich war dabei, Frau Heidenreich hat's auch erlebt. Sie hat recht (und in einigem anderen auch): Dieser junge Mensch, aufgewachsen in einer Verwöhngesellschaft, kann sich über 'die eklige, weiße Mehrheitsgesellschaft' kein Urteil erlauben. Ich fühle mich von diesem jungen Menschen zutiefst verletzt. Empört zeigt sich der Leser nicht nur über Sarah Lee Heinrich; auch die Unterstützung, die sie von ihrem Parteikollegen Jürgen Trittin, ebenfalls Talkgast, bekam, stößt ihm sauer auf.

"Kaum ein (weißer) Deutscher kann sich das wirklich vorstellen"

Eine andere Stimme aus unserer Leserschaft vertritt diese Ansicht: "Da macht eine pubertierende Jugendliche unbedachte und unangemessene Äußerungen auf Twitter, für die sie sich – etwas älter geworden – entschuldigt. So what? Wenn da auf etwas 'herumgehackt' wird, dann auf dieser Petitesse. Dann wird ihr von einer nahezu greisen und damit vermeintlich lebenserfahrenen Autorin, deren großer Lebensinhalt u.a. 'Sprache' war/ist, vorgehalten, die könne gar nicht reden. Frau Heidenreich war sicherlich immer schon eloquent, auch in jungen Jahren, hat aber eines nie erfahren, wie über 90 Prozent ihrer Landsleute auch nicht: wie es ist, wenn man dauerhaft einer (Schein-)Minderheit angehört oder in einem Land lebt, das nicht das Ursprungsland ist."

Die Person, die t-online schrieb, möchte festhalten: "Kaum ein (weißer) Deutscher kann sich das wirklich vorstellen, weil sich die Auslandserfahrungen max. auf einen (Kurz-)Urlaub beschränken. Etwas unter 20 Prozent der Deutschen waren sogar noch nie im Ausland. Aber genau diese Menschen maßen sich an, über die Befindlichkeiten der Betroffenen zu urteilen."

"Ich freue mich jedes Mal, zu erzählen, wo ich herkomme"

t-online-Leserin Alexandra Sergeewa hat selbst Migrationshintergrund und findet: "Alle wollen Vielfalt. Aber man ist direkt ein Rassist, wenn man diese bunte Vielfalt kennenlernen möchte. Kann doch nicht sein, dass man alle Menschen Fragen darf wo sie herkommen, ohne als Rassist bezeichnet zu werden. Aber sobald es um einen dunkelhäutigen Menschen geht, ist es rassistisch. Ich komme aus Kasachstan und ich freue mich jedes Mal zu erzählen, wo ich herkomme und wie unsere Kultur ist. Dabei lernt man sich wunderbar kennen, andere Menschen lernen dazu. Und auch wenn Sarah Lee Heinrich nicht aus den USA oder Brasilien kommt, sondern aus Hamburg, ist es doch nett, sich über Hamburg zu unterhalten." Dass eine reife, erfahrene Frau wie Elke Heidenreich so angefeindet wird, hält Alexandra Sergeewa für respektlos und unbegreiflich.

"Ich hätte von Frau Heidenreich mehr Toleranz erwartet"

t-online-Leserin Pia Zimmer-Schur steht hinter Sarah Lee Heinrich: "Ich habe die Lanz-Sendung gesehen und war eigentlich auch erschrocken über die relativ harte und schnell urteilende Art von Frau Heidenreich – vor allem bezüglich der sprachlichen Fähigkeiten von Frau Heinrich. Ich hätte von Frau Heidenreich etwas mehr Toleranz erwartet. Grenzüberschreitend fand ich, dass sie immer 'Mädel' gesagt hat. Das ist richtig abwertend. Zumal, wenn sie sich selbst als emanzipiert bezeichnet."

"Im Alter wird man rigoroser und beurteilender, einfach unflexibler"

Pia Zimmer-Schur ergänzt: "Es ist aber bestimmt auch typisch für ihre Generation (fast 80 Jahre), die mittlerweile von der Sprache und Kommunikation der ganz jungen Menschen total abgekoppelt ist. Zumal, wenn man mit Jüngeren nicht mehr viel im alltäglichen Leben zu tun hat. Ich als 53-Jährige habe auch manchmal Probleme, die Begrifflichkeiten meines 19-jährigen Sohnes und seiner Freunde zu verstehen. Aber ich interessiere mich und bin offen, das zu verstehen. Ich denke, dass Frau Heidenreich da altersmäßig eben schon sehr weit weg ist und dann ist es eben auch nicht mehr so einfach, die Denke von ganz jungen Menschen nachzuvollziehen. Zumal man im Alter auch oft rigoroser und beurteilender wird, einfach unflexibler. Ich denke, man sollte versuchen die Eigenarten jeder Generation versuchen zu verstehen und auch bewusst tolerant zu sein. Sonst bauen sich immer gegenseitig Antipathien auf und das bringt uns als Gesellschaft erst recht nicht weiter."

Verwendete Quellen
  • Einsendungen von t-online-Lesern
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