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Merz: Acht-Stunden-Tag abschaffen – Vier-Tage-Woche, nur anders?


Viertagewoche möglich
Acht-Stunden-Tag abschaffen? Vielen gefällt das

Von t-online, cho

Aktualisiert am 20.05.2025 - 17:30 UhrLesedauer: 3 Min.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU): Im Koalitionsvertrag haben Union und SPD vereinbart, das Arbeitszeitgesetz zu ändern.Vergrößern des Bildes
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU): Im Koalitionsvertrag haben Union und SPD vereinbart, das Arbeitszeitgesetz zu ändern. (Quelle: Kay Nietfeld/dpa)
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Friedrich Merz warnt vor der Viertagewoche, ein Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag könnte sie aber möglich machen. Nur anders, als man sie kennt.

Wie lange Angestellte maximal an einem Werktag arbeiten dürfen, ist klar geregelt: acht Stunden. Nur in Ausnahmefällen dürfen Arbeitgeber die tägliche Arbeitszeit ausweiten – und das auch nur auf maximal zehn Stunden. Wer länger im Büro bleibt, verstößt gegen das Gesetz – auch dann, wenn er das freiwillig tut, um an einem anderen Tag früher gehen zu können. Die Bundesregierung möchte das ändern.

"Beschäftigte und Unternehmen wünschen sich mehr Flexibilität. Deshalb wollen wir im Einklang mit der europäischen Arbeitszeitrichtlinie die Möglichkeit einer wöchentlichen anstatt einer täglichen Höchstarbeitszeit schaffen – auch und gerade im Sinne einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf", heißt es im Koalitionsvertrag von Union und SPD.

Die Einführung einer Wochenarbeitszeit könnte zum Beispiel bedeuten, dass Angestellte statt fünf Acht-Stunden-Tagen pro Woche vier Zehn-Stunden-Tage arbeiten und am fünften Tag frei haben. Sie könnten sich sozusagen selbst eine Viertagewoche bauen – ohne insgesamt weniger zu arbeiten. Aber auch andere Varianten sind denkbar. Lesen Sie hier, was aktuell noch gilt.

Mehr Bürger für Wochenarbeitszeit als dagegen

In der Bevölkerung stößt der Plan der Bundesregierung bei vielen auf Zustimmung. In einer repräsentativen Yougov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur befürworteten 38 Prozent den Vorstoß für eine wöchentliche statt einer täglichen Höchstarbeitszeit. Jeder Fünfte (20 Prozent) lehnt den Plan dagegen ab, 37 Prozent sehen ihn neutral.

Befürworter einer Wochenarbeitszeit sehen darin vor allem mehr Flexibilität für Arbeitnehmer: 82 Prozent begrüßen die Möglichkeit, etwa ein verlängertes Wochenende einrichten zu können. Auch für Arbeitgeber versprechen sich 44 Prozent der Unterstützer Vorteile – insbesondere, weil sie nicht mehr strikt an die tägliche Höchstarbeitszeit von acht Stunden gebunden wären.

Sinkt durch längeres Arbeiten die Produktivität?

22 Prozent derjenigen, die den Plänen der schwarz-roten Koalition zustimmen, glauben, dass eine Wochenarbeitszeit die Produktivität steigern könnte. Ganz anders schätzen dies jedoch die Kritiker ein: Zwei Drittel von ihnen (66 Prozent) gehen davon aus, dass längere Arbeitstage die Leistungsfähigkeit mindern. 61 Prozent fürchten, dass eine tägliche Arbeitszeit von über acht Stunden körperlich und mental zu belastend sei.

Mehr als ein Drittel der Befragten (37 Prozent) würde lieber an vier Tagen jeweils zehn Stunden arbeiten – bei gleichbleibendem Gehalt. Der Hauptgrund: mehr freie Tage (80 Prozent). 43 Prozent dieser Gruppe sehen außerdem bessere Möglichkeiten, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren.

28 Prozent bevorzugen das klassische Modell mit fünf Acht-Stunden-Tagen. 60 Prozent von ihnen begründen das damit, dass sie sich über längere Zeit nicht konzentriert und produktiv fühlen könnten. Gut 40 Prozent geben an, dass ihnen bei längeren Arbeitstagen zu wenig Zeit für Familie, Hobbys und Erholung bliebe.

Keine "echte" Viertagewoche

Mit der Einführung einer "echten" Viertagewoche hat das Vorhaben der Bundesregierung übrigens nichts zu tun. Dafür müsste die Arbeitszeit insgesamt um 20 Prozent – also um einen Arbeitstag – sinken, statt sie nur anders innerhalb der Woche zu verteilen. Menschen würden also unterm Strich bei gleichem Gehalt weniger arbeiten – ein Modell, das Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) kürzlich als Bedrohung für den deutschen Wohlstand kritisierte.

Einer Studie der Universität Münster zufolge kann es jedoch Vorteile für Unternehmen wie Beschäftigte bringen, wenn bestimmte Unternehmen die Arbeitszeit etwas reduzieren und sie trotzdem das volle Gehalt zahlen. 41 deutsche Unternehmen und Organisationen hatten testweise für ein halbes Jahr ein neues Arbeitszeitmodell eingeführt, die Ergebnisse waren im Oktober 2024 vorgestellt worden.

Demnach war nicht nur die Produktivität leicht gestiegen, die Beschäftigten waren auch zufriedener und gesünder. Allerdings ist die Aussagekraft der Studie begrenzt, da die teilnehmenden Organisationen nicht repräsentativ für die deutsche Wirtschaft sind. Teilgenommen haben unter anderem Kindergärten, Steuerberatungen und Architekturbüros.

Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände uneins

Wie das Arbeitszeitgesetz genau neu geregelt werden kann, wollen Union und SPD laut Koalitionsvertrag mit Gewerkschaften und Arbeitgeberorganisationen besprechen. Bei der Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Yasmin Fahimi, kam die geplante Änderung bisher nicht gut an. Am diesjährigen Tag der Arbeit sagte sie: "Schluss mit dem Gequatsche, dass die Menschen blau machen, faul sind, dass sie einfach mehr arbeiten müssten. Und deshalb sagen wir auch ganz klar: Wir wollen Acht-Stunden-Tag statt Hamsterrad. Und deswegen: Hände weg vom Arbeitszeitgesetz".

Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) hingegen hält es für hilfreich, von der täglichen auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit umzustellen. "Es geht nicht darum, mehr zu arbeiten. Es geht darum, anders zu arbeiten", sagte BDA-Vertreter Roland Wolf bereits im April vergangenen Jahres, als sich der Ausschuss für Arbeit und Soziales mit einer Forderung der Unionsfraktion nach flexibleren Arbeitszeiten beschäftigte.

Verwendete Quellen
  • Koalitionsvertrag von Union und SPD
  • gesetze-im-internet.de: "Arbeitszeitgesetz (ArbZG)"

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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