Mediziner forschen nicht nur mit Hochdruck nach Impfstoffen, sondern auch nach Medikamenten gegen Covid-19. Mittlerweile werden mehr als 150 Wirkstoffe untersucht. Ein Überblick.
Überblick
- Arzneimittelgruppen
- Warum dauert die Entwicklung der Medikamente so lange?
- Welche Medikamente sind bereits (bedingt) zugelassen?
- Beispiele für Medikamente, die gegen Covid-19 getestet werden
- Antivirale Medikamente
- Dämpfung des Immunsystems: Immunmodulatoren
- Medikamente für Lungenkranke
- Herz-Kreislauf-Medikamente
- Andere Medikamente
- Neue Medikamente speziell gegen SARS-CoV-2
Ein Ende der Corona-Pandemie ist erst dann in Sicht, wenn ausreichend Menschen geimpft sind – oder es wirksame Medikamente gegen eine Erkrankung mit Covid-19 gibt. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (Ema) hat mittlerweile zwei Covid-19-Behandlungsmittel offiziell zugelassen: Dexamethason und Remdesivir.
Anfang des Jahres machte der Pharmakonzern Astrazeneca zudem mit einem Corona-Medikament auf sich aufmerksam. Im Februar prüfte die Ema ein weiteres Medikament, das seit Ende Februar ebenfalls zugelassen wurde: REGN-COV2 ist ein Antikörpermedikament, das bereits der ehemalige US-Präsident Donald Trump bekommen hat.
Arzneimittelgruppen, die im Kampf gegen Covid-19 wichtig sind
Bei Medikamenten spielt vor allem die Frage eine Rolle, für welches Krankheitsstadium von Covid-19 sie geeignet sind. Deshalb gibt es verschiedene Medikamentengruppen, die zum Einsatz kommen könnten.
Laut dem Verband forschender Arzneimittelhersteller (VfA) stehen auch jene Arzneimittel im Vordergrund, die bereits gegen andere Krankheiten zugelassen oder zumindest in der Entwicklung sind. Denn es koste weniger Zeit, diese Medikamente umzufunktionieren, als ganz neue zu entwickeln.
Der VfA unterteilt die Medikamente, die als Hoffnungsträger gegen das Coronavirus gelten, zunächst in sechs Gruppen:
Antivirale Medikamente: Sie sollen die Vermehrung der Viren blockieren oder verhindern, dass sie in die Lungenzellen eindringen.
Dämpfende Immunmodulatoren: Sie sollen die Abwehrreaktionen des Körpers begrenzen, damit diese nicht mehr Schaden anrichten als das Virus.
- Ursprünglich entwickelt gegen: Rheumatoide Arthritis oder entzündliche Darmerkrankungen
Medikamente für Lungenkranke: Sie sollen verhindern, dass die Lunge der Covid-19-Patienten nicht mehr genug Sauerstoff ins Blut pumpen kann.
- Ursprünglich entwickelt gegen: Idiopathische Lungenfibrose
Herz-Kreislauf-Medikamente: Sie sollen verhindern, dass es zu Komplikationen im Herz-Kreislauf-System kommt.
- Ursprünglich entwickelt gegen: Blutgerinnsel oder Herz-Rhythmus-Störungen
Andere Medikamentengruppen: Hier tauchen unter anderem Medikamente auf, die ursprünglich gegen Ebola, Malaria oder auch Krebs entwickelt wurden.
Neu entwickelte Medikamente speziell gegen SARS-CoV-2: Viele Pharmaunternehmen suchen nach eigenen Wirkstoffen, die speziell gegen Covid-19 entwickelt werden.
Warum dauert die Entwicklung der Medikamente so lange?
Wie der VfA erklärt, muss jedes Medikament zunächst darauf geprüft werden, ob es für die Behandlung von Covid-19-Patienten geeignet ist. Diese Bedingung muss auch dann erfüllt sein, wenn das Medikament bereits für andere Patienten zugelassen oder erprobt ist. Im Anschluss muss jedes Medikament von den Zulassungsbehörden auf Wirksamkeit, Verträglichkeit und technische Qualität überprüft werden. Zwar sollen diese Genehmigungsverfahren beschleunigt und bevorzugt behandelt werden – trotzdem nimmt dieser Prozess zusätzliche Zeit in Anspruch.
In Deutschland ist die oberste Zulassungsbehörde das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Das Robert Koch-Institut erklärt zudem, es könne eine "bedingte Zulassung" für Medikamente geben – wie bereits für Remdesivir –, wenn sie zur Behandlung, Vorbeugung oder ärztlichen Diagnose von schweren, lebensbedrohlichen Krankheiten bestimmt sind, gegen die Bedrohung der öffentlichen Gesundheit eingesetzt werden oder bei seltenen Leiden helfen können.
Zusätzlich spielt eine Rolle, wie schnell die Unternehmen Medikamente entwickeln und verkaufen können. Bei diesem Aspekt arbeiten viele Pharmaunternehmen bereits zusammen oder stellen ihre Expertise kleineren Unternehmen zur Verfügung.
Welche Medikamente sind bereits (bedingt) zugelassen?
Remdesivir
Das wohl bekannteste Medikament in der Corona-Krise ist Remdesivir. Der Wirkstoff hat in einigen Studien zunächst gezeigt, dass es als Medikament gegen Covid-19 die Krankheit verkürzen kann. Daraufhin erhielt der Wirkstoff von Gilead Sciences eine Zulassung in den USA, Japan und im Juli auch eine bedingte Zulassung in der EU.
Bei einer multinationalen Studie der WHO zeigte sich jedoch, dass der verkürzende Effekt nicht eintritt. Derzeit wird untersucht, woran dieser Unterschied bei den Studienergebnissen liegt. Es wird laut VfA vermutet, dass der Zeitpunkt der Medikamentengabe noch genauer definiert werden muss. Ursprünglich wurde die Arznei gegen Ebola-Infektionen entwickelt, wobei es sich allerdings nicht bewährt hat. Der Wirkstoff soll die Vermehrung der Coronaviren im Körper stoppen und vor allem in der Frühphase von Covid-19 eingesetzt werden.
Dexamethason
In Großbritannien gelang bei einer Studie mit dem Cortison-Wirkstoff Dexamethason eine Abschwächung der Immunreaktionen auf das Coronavirus. Demnach konnte das Mittel das Sterberisiko bei Patienten, die Sauerstoff benötigten oder künstlich beatmet wurden, deutlich senken. Das Medikament wurde von der Ema auch in der EU zugelassen. Allerdings spielt auch hier der Zeitpunkt der Medikamentengabe eine große Rolle: Wird das Immunsystem zu früh gehemmt, kann Dexamethason sogar schaden. Es ist daher nur zugelassen, wenn Patienten bereits einen schweren Verlauf zeigen.
REGN-COV2
Am 1. Februar 2021 hat die Ema mit einem sogenannten Rolling-Review-Verfahren des Medikaments REGN-COV2 begonnen. Ende Februar berichtete schließlich unter anderem das "Ärzteblatt", die Ema befürworte die vorläufige Anwendung des Antikörpermittels REGN-COV2.
Das Mittel des US-Unternehmens Regeneron kann demnach laut Einschätzung der Ema bereits vor Marktzulassung zur Behandlung von Covid-19-Patienten eingesetzt werden, die keinen zusätzlichen Sauerstoff benötigen und bei denen ein hohes Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs besteht.
Das Antikörpermedikament besteht aus einer Kombination der Antikörper Casirivimab und Imdevimab und wurde von Regeneron Pharmaceuticals (USA) und Hoffman-La Roche (Schweiz) gemeinsam entwickelt. Die Antikörper wurden im Labor entwickelt, um Antigene zu erkennen und sich an diese zu binden. So sollen die beiden Antikörper an zwei verschiedenen Stellen an das Spike-Protein des Coronavirus andocken und verhindern, dass das Virus in die Körperzellen gelangt. Dadurch könnte die Viruslast im Blut verringert werden.
Es wurde bereits beim damaligen US-Präsidenten Donald Trump eingesetzt, Medienberichten zufolge sollte auch Deutschland bereits im Februar rund 200.000 Dosen eingekauft haben.
Beispiele für Medikamente, die gegen Covid-19 getestet werden
Ein Überblick (Stand: 31. März 2021) über einige der erfolgversprechendsten Medikamentenprojekte. Die Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Antivirale Medikamente
Leronlimab
Der Antikörper-Wirkstoff Leronlimab zeigte in Phase-II-Studien, dass er den Gesundheitszustand von mild bis mäßig erkrankten Covid-Patienten verbessern kann. In der Phase-III-Studie an schwer Erkrankten gab es zudem weniger Todesfälle. Eigentlich wurde es von CytoDyn (USA) gegen HIV und Brustkrebs entwickelt. Einige Covid-19-Patienten konnten Leronlimab bereits im Rahmen eines Härtefallprogramms bekommen, bei der FDA wurde eine Notfallzulassung beantragt. Zudem wird getestet, ob Leronlimab auch bei Spätfolgen wirksam sein kann.
ATR-002
Dieses Medikament wurde von Atriva Therapeutics (Tübingen/Deutschland) ursprünglich gegen die Grippe entwickelt. In Laborversuchen konnte bereits bestätigt werden, dass der Wirkstoff auch die Vermehrung von SARS-CoV-2 hemmt. Zusätzlich hat ATR-002 eine Wirkung auf das Immunsystem und verhindert, dass Botenstoffe freigesetzt werden, die eine Immunreaktion verstärken würden. Der Wirkstoff wird seit Anfang Januar 2021 in einer klinischen Phase-II-Studie an Patienten mit mittelschwerem bis schwerem Covid-19-Verlauf in Deutschland und anderen Ländern getestet.
Favipiravir (Favilavir) – Handelsname Avigan/Avifavir
Bisher hat Favipiravir von der japanischen Firma Fujifilm Toyama Chemical nur eine Zulassung für die Grippetherapie in Japan und China. In China und Thailand gibt es aber auch Studien zu dem Medikament und seiner Wirkung gegen SARS-CoV-2. Chinesische Behörden sollen das Arzneimittel bereits als wirksam eingestuft haben. Das russische Medikament Avifavir basiert auf dem japanischen Wirkstoff – dort wurde das Arzneimittel zugelassen und mittlerweile auch in mehrere Länder verkauft. Der Wirkstoff wurde bereits in einer klinischen Phase-III-Studie in Japan getestet, die Auswertung ergab im Februar allerdings, dass das Mittel zwar für "frisch hospitalisierte" Covid-Patienten hilfreich sein könnte, jedoch die Sterblichkeit nicht senkt.
Das Medikament gehört zu den Virostatika und soll die Virenvermehrung hemmen. Die "Gelbe Liste – Pharmaindex" warnt allerdings auch vor Nebenwirkungen wie Schock, Lungenentzündung oder Gelbsucht. Schwangere und stillende Frauen dürfen das Mittel nicht einnehmen.
APN01/Alunacedase alfa
In Deutschland, Österreich, Dänemark und Großbritannien wurde das Medikament von Apeiron Biologics (Wien/Österreich) bereits mit Patienten in Phase II getestet. Dabei wurde festgestellt, dass die Beatmungstage und die Viruslast gesenkt werden konnten. Das Medikament ist ein Ergebnis der SARS-Forschung und wurde schon gegen andere Lungenkrankheiten getestet. APN01 soll ein Molekül auf den Viren blockieren, sodass diese nicht mehr in die Lungenzellen eindringen können. Zudem sollen Lungenschäden durch Entzündungsreaktionen vermieden werden. Jetzt soll das Medikament weiterentwickelt werden.
Dämpfung des Immunsystems: Immunmodulatoren
Grundsätzlich ist es etwas Gutes, wenn das Immunsystem auf Viren reagiert. In manchen Fällen, wie auch beim Coronavirus, können die Immunreaktionen aber so heftig ausfallen, dass sie dem Körper mehr schaden als nützen. Deshalb gibt es verschiedene Forschungsprojekte, die nach Medikamenten suchen, die diese Immunreaktionen eindämmen.
Tocilizumab
Die Firma Roche testet den sogenannten Immunmodulator Tocilizumab bereits an Corona-Patienten. Das Medikament ist schon zur Behandlung mehrerer rheumatischer Erkrankungen sowie zur Krebstherapie zugelassen. Während allerdings in einigen Fällen weniger Patienten beatmungspflichtig wurden und auch weniger von ihnen starben, zeigten andere Studien keine solche Wirkung. Eine Studie mit schwer kranken Patienten zeigte eine Verringerung der Lebensgefahr.
Sanofi: Der französische Pharmakonzern beteiligt sich an der Suche nach Medikamenten gegen das Coronavirus. (Quelle: UIG/imago images)
Canakinumab
Der Immunmodulator Canakinumab von der Firma Novartis wird ebenfalls in klinischen Studien in Frankreich, Spanien, Deutschland, Italien, Großbritannien und den USA getestet. Er ist bereits zur Behandlung verschiedener Autoimmunerkrankungen wie Arthritis zugelassen. Anfang November zeigten Studien allerdings nicht die gewünschte Wirkung auf das Coronavirus.
M5049
In den USA und Brasilien will das deutsche Unternehmen Merck den Immunmodulator M5049 an Covid-19-Patienten testen. Bislang gibt es zwar noch kein zugelassenes Medikament dieser Arzneimittelklasse, es wurde aber bereits gegen verschiedene Immunkrankheiten getestet.
Acalabrutinib
Das Unternehmen Astrazeneca hat dieses Medikament ursprünglich für die Krebstherapie entwickelt. Acalabrutinib hat daher eine Zulassung zur Therapie bestimmter Leukämien in den USA. Jetzt wird es in einer klinischen Studie auch gegen Covid-19 getestet. Bei der Erkrankung durch SARS-CoV-2 soll Acalabrutinib Immunreaktionen eindämmen.
Medikamente für Lungenkranke
Solnatide
Der Wirkstoff Solnatide wurde vom Wiener Biotech-Unternehmen Apeptico entwickelt und wirkt gegen akutes Lungenversagen. Er soll die Dichte von Membranen im Lungengewebe wiederherstellen und wird gerade auf seine Eignung für Corona-Patienten getestet.
BXT-25
Auch BXT-25 soll gegen akutes Lungenversagen wirken und wurde vom US-amerikanischen Unternehmen Bioxytran entwickelt. Das Medikament soll die Sauerstoffaufnahme in einer geschädigten Lunge verbessern und Patienten helfen, die sonst eine künstliche Lunge bräuchten. Es soll auch für schwer erkrankte Covid-19-Patienten getestet werden.
Herz-Kreislauf-Medikamente
Da sich eine schwere Covid-19-Infektion nicht nur auf die Lunge, sondern zudem auf zahlreiche andere Organe ausbreiten kann, hat das Coronavirus häufig auch Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System. Gegen Komplikationen wie Blutgerinnsel werden verschiedene Herz-Kreislauf-Medikamente getestet.
Acetylsalicysäure (ASS)
Nachdem einige Vergleiche darauf hindeuteten, dass ASS möglicherweise einen Nutzen gegen Covid-19 haben könnte, wird auch dieses Medikament in einer klinischen Studie getestet. Dabei wird es an stationär behandelten Covid-19-Patienten erprobt. Bisher ist ASS unter anderem zur Vorbeugung von Herzinfarkten oder Schlaganfällen zugelassen.
Rivaroxaban
Das Medikament von Bayer ist ein Gerinnungshemmer, der unter anderem bereits zur Behandlung des Akuten Koronarsyndroms zugelassen ist. Rivaroxaban wird aktuell darauf getestet, ob es bei Herz-Komplikationen bei einer Corona-Infektion helfen kann.
Bayer: Der deutsche Pharmakonzern arbeitet unter anderem an der Entwicklung von Gerinnungshemmern gegen das Coronavirus. (Quelle: Future Image/imago images)
Enoxaparin
Ebenfalls ein Gerinnungshemmer ist Enoxaparin. Das Arzneimittel wurde ursprünglich von Sanofi entwickelt und wird gegen die Thrombosegefahr bei Covid-19-Patienten geprüft.
Blutdrucksenker: Telmisartan, Valsartan, Losartan
Blutdrucksenker aus der Klasse der Sartane werden gerade an verschiedenen medizinischen Einrichtungen darauf getestet, ob sie bei Lungen- oder Herzkomplikationen durch das Coronavirus helfen können. Zu ihnen zählen Telmisartan, Valsartan, Losartan und Candesartan. Gleichzeitig überprüft eine irische Studie auch, ob Blutdrucksenker gefährlich für Covid-19-Patienten sein könnten.
Andere Medikamente
Einige Medikamente lassen sich nicht in die vorgenannten Kategorien einordnen, werden aber dennoch bei der Bekämpfung des Coronavirus in Erwägung gezogen.
Chloroquin und Hydroxychloroquin
Die beiden Wirkstoffe werden eigentlich bei der Malaria-Behandlung eingesetzt und jetzt in mehreren Studien auch gegen Covid-19 getestet. Beteiligt sind unter anderem die Unternehmen Bayer, Sanofi und Novartis, die bereits Medikamenten-Dosen angekündigt haben. Bisher zeigen einige Studien jedoch, dass die Medikamente zumindest in manchen Krankheitsstadien keinen positiven Effekt haben. Deshalb wurde eine Studie der WHO gestoppt und auch die Notfallzulassung von Hydroxychloroquin in den USA wieder aufgehoben. Zusätzlich warnen Arzneimittelbehörden vor psychiatrischen Nebenwirkungen.
Novartis: Das Schweizer Unternehmen ist 1996 entstanden und engagiert sich in der Corona-Forschung. (Quelle: Future Image/imago images)
Camostat, Nafamostat und Upamostat
Camostat und Nafamostat haben in Japan eine Zulassung zur Behandlung von Bauchspeicheldrüsenentzündungen. Deutsche Forscher haben in Laborversuchen festgestellt, dass der Wirkstoff ein Enzym hemmt, das wichtig für das Eindringen von SARS-CoV-2 in menschliche Zellen ist. Deshalb wird der Wirkstoff in klinischen Studien mit Covid-19-Patienten getestet. Zudem ist die Entwicklung eines Nasensprays mit diesem Wirkstoff vorgesehen.
Brilacidin
Der Wirkstoff wird eigentlich zur Therapie von entzündlichen Darmerkrankungen erprobt. Allerdings vermuten Forscher, dass er auch die äußere Hülle des Coronavirus angreifen könnte – das wird nun in Zellkulturen getestet.
Neue Medikamente speziell gegen SARS-CoV-2
Neben den Medikamenten, die bereits zur Bekämpfung anderer Krankheiten getestet werden oder zugelassen sind, entwickeln viele Pharmaunternehmen neue Arzneimittel speziell für Covid-19. Dabei handelt es sich vor allem um Projekte für Antikörper und antivirale Medikamente.
Direktweitergabe der Antikörper
Besonders einfach ist die Therapie mit Antikörpern genesener Covid-19-Patienten über die Direktweitergabe: Aktuell erkrankte Patienten erhalten eine Blutplasmaspende genesener Patienten mit Antikörpern gegen das Coronavirus. Diese Methode wird in Deutschland in einigen Kliniken bereits praktiziert – Genesene werden daher vielerorts gebeten, Plasma zu spenden. Bisher gab es allerdings noch keine überzeugenden Therapieerfolge.
Medikamente mit Antikörpern
Zahlreiche Pharmaunternehmen arbeiten an der Produktion von Medikamenten, die aus Coronavirus-Antikörpern bestehen. Einige gewinnen die Antikörper aus dem Plasma genesener Patienten, andere kopieren diese Antikörper oder arbeiten mit den Genen für Antikörper. Eine weitere Möglichkeit sind die Antikörper von SARS- oder MERS-Patienten sowie die künstliche Herstellung von im Labor entwickelten Antikörpern.
- Biontech, Moderna, Astrazeneca, J&J: Nebenwirkungen bei Corona-Impfstoffen
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Anfang 2021 machte der Pharmakonzern Astrazeneca nicht nur mit Impfstoff, sondern auch mit einem Corona-Medikament auf sich aufmerksam: Dabei handelt es sich um ein Medikament, das sofort nach dem Verabreichen eine Covid-19-Erkrankung bei Menschen verhindern soll, die dem Coronavirus ausgesetzt waren. Der Wirkstoff mit dem Namen AZD7442 könnte Experten zufolge eine wichtige Ergänzung zu den zugelassenen Impfstoffen bedeuten. Denn AZD7442 nutzt eine Kombination aus zwei langlebigen Antikörpern, die genesenen Covid-19-Patienten entnommen und im Labor hergestellt wurden. Nach positiven Zwischenergebnissen gibt es jetzt eine Phase-III-Studie mit leicht erkrankten Covid-Patienten.
Gene Silencing
Mehrere Pharmaunternehmen wie auch das deutsche Biotech-Unternehmen Secarna arbeiten an Mitteln, die verhindern sollen, dass bestimmte Gene zur Vermehrung des Coronavirus genutzt werden können.
- Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VfA)
- Robert Koch-Institut
- European Medicines Agency (Ema)
- Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte
- Gelbe Liste - Pharmaindex
- Deutsche Welle: "Made in Moskau: Das Corona-Mittel Avifavir", 4. August 2020
- Eigene Recherche