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Herzbericht 2019: Frauen sterben häufiger an Herzinfarkt


"Herzbericht" veröffentlicht Zahlen
Diese Herzerkrankungen enden oft tödlich

Von t-online, mf

13.11.2020Lesedauer: 5 Min.
Eine Frau fasst sich an die Brust: Frauen sterben in Deutschland seltener als Männer in Folge eines Herzinfarkts.Vergrößern des BildesEine Frau fasst sich an die Brust: Frauen sterben in Deutschland seltener als Männer in Folge eines Herzinfarkts. (Quelle: fizkes/getty-images-bilder)
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Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland. Die Tendenz ist steigend. Das zeigt der aktuelle "Herzbericht" der Deutschen Herzstiftung. Vor allem bei Herzklappenerkrankungen und Herzrhythmusstörungen zeigt sich ein Anstieg. Zudem gibt es starke regionale Unterschiede bei der Sterblichkeit.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit tödlichem Ausgang: Ein Anstieg der Sterbefälle zeigt sich bei den Herzklappenerkrankungen besonders stark. Hier stellt der "Herzbericht" eine Zunahme um über 1.500 Sterbefällen (insgesamt sind es 19.757) fest. Bei den Herzrhythmusstörungen wurde ein Zuwachs von zwei Prozent verzeichnet. 30.208 Patienten starben 2018 infolge dieser Erkrankung.

Herzinfarkt und koronare Herzkrankheit: Mehr Patienten überleben

Die Herzkrankheit mit der häufigsten Diagnose für eine Krankenhauseinweisung ist die koronare Herzkrankheit. Diese setzt aber den Positiv-Trend fort, insgesamt konnten rund 1.600 weniger Sterbefälle verzeichnet werden. Auch der Herzinfarkt nimmt eine erfreuliche Entwicklung und verzeichnet eine Abnahme um rund 760 Sterbefälle auf 46.207 Todesfälle.

"Dieser Rückgang ist erfreulich und lässt auf eine Verbesserung der ambulanten und stationären medizinischen Versorgung, verbesserte Präventionsmaßnahmen und mehr Kenntnisse der Bevölkerung über Herzkrankheiten schließen", sagt Professor Thomas Voigtländer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.

Diese Entwicklung dürfe aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die koronare Herzkrankheit, die Grunderkrankung des Herzinfarkts, jährlich mit fast 626.000 Krankenhausaufnahmen und einer weiterhin hohen Sterblichkeit verbunden sei.

Koronare Herzerkrankungen: Frauen ab 70 besonders betroffen

Der Herzspezialist sieht dabei eine Verlagerung der Sterblichkeit der koronaren Herzkrankheit mehr in die erkrankungskritischen älteren Bevölkerungsanteile bei Männern ab 55 Jahren und älter und bei Frauen ab 70 Jahren und älter:

"Über die zweifelsohne erfolgreiche Apparatemedizin hinaus muss viel mehr in die kardiovaskuläre Vorsorge investiert werden." Neben Alter und Genetik verursachten Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, Diabetes oder Übergewicht die koronare Herzkrankheit und den Herzinfarkt.

NAN-Regel
Eine Möglichkeit für Frauen, einen Herzinfarkt frühzeitig zu erkennen, ist die sogenannte NAN-Regel: Sollten in dem Körperbereich zwischen Nase, Arm und Nabel unerklärliche Schmerzen auftreten, die länger als 15 Minuten dauern, kann dies ein Anzeichen für einen Herzinfarkt sein. Dann rät die Deutsche Herzstiftung, sofort den Notarzt zu rufen und ins Krankenhaus zu fahren.

Die Risikofaktoren sind mit einer Änderung des Lebensstils auch zusätzlich zur Therapie gut beeinflussbar. "Diesen Hebel müssen wir mit Hilfe von Präventionsprogrammen noch stärker nutzen. Prävention braucht aber auch mehr Gewicht in der Politik", fordert Voigtländer. Die koronare Herzkrankheit sei in 70 Prozent der Fälle Hauptursache der chronischen Herzschwäche, die zu mehr als 456.000 Klinikeinweisungen pro Jahr führt und an der jährlich fast 38.000 Menschen pro Jahr sterben.

Herzkrankheit ist weiterhin Todesursache Nummer eins

Trotz aller Fortschritte in der Herzmedizin sterben in Deutschland immer noch die meisten Menschen an einer Herzkrankheit wie Herzinfarkt, Herzschwäche, plötzlichem Herztod oder einer Kreislauferkrankung. Zu dieser zählen unter anderem Schlaganfall, Bluthochdruck oder Lungenembolie. Mit mehr als 345.274 Sterbefällen im Jahr sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen daher nach wie vor die Haupttodesursache in Deutschland und stellen eine enorme Herausforderung für das Gesundheitswesen dar.

Brandenburg hat höchste Sterblichkeit aller Bundesländer

Die Auswertungen des Herzberichts dokumentieren die seit Jahren bekannte unterschiedlich hohe Sterblichkeit an Herzkrankheiten zwischen den Bundesländern. Am Herzinfarkt zeigt sich: Während die niedrigste Sterbeziffer Schleswig-Holstein mit 28,5 Gestorbenen pro 100.000 Einwohner haben, ist die Sterblichkeit am höchsten in Brandenburg (72,2), Sachsen-Anhalt (69,3), Mecklenburg-Vorpommern (67,7) und Thüringen (64,4).

"Auffällig ist, dass die Sterblichkeitsrate für Herzinfarkt zwischen 2016 und 2018 in allen Bundesländern – mit Ausnahme von Berlin und Thüringen – spürbar gesenkt werden konnte“, sagt Voigtländer. "Neben demographischen Aspekten könnten Verbesserungen in der medizinischen Versorgung, aber auch eine verbesserte Prävention zu dieser Entwicklung beigetragen haben.“

Regionale Unterschiede bleiben jedoch bestehen. So haben die östlichen Bundesländer die höchsten Werte bei den Sterbeziffern für Herzinfarkt und koronare Herzkrankheiten. Welchen Einfluss Faktoren wie Raucheranteil, Erwerbsstatus, Häufigkeit von Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und Übergewicht für diese Unterschiede haben, bedarf weiterer Analysen.

Mehr Sterbefälle durch Herzrhythmusstörungen und Herzklappenkrankheiten

Während die Sterblichkeit durch Herzschwäche und koronare Herzkrankheit im Vergleich zum Vorjahr leicht abnehmen, sind für Herzrhythmusstörungen und Herzklappenerkrankungen merkliche Anstiege feststellbar. Bei beiden Herzkrankheiten dürften diese Anstiege auch mit dem hohen Alter eines Großteils der Betroffenen (65- bis 75-Jährige und über 75-Jährige) zu erklären sein. Je nach Art und Schweregrad der Herzrhythmusstörung können, unter anderem Schlaganfall – als Folge der häufigsten Herzrhythmusstörung Vorhofflimmern – oder plötzlicher Herztod aufgrund bösartiger Herzrhythmusstörungen (Kammerflimmern) die Todesursache sein.

"Hier sehen wir Verbesserungspotenzial in der Prävention und frühzeitigen Behandlung der häufigsten Ursachen lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörungen wie der koronaren Herzkrankheit / Herzinfarkt, Bluthochdruck und Herzmuskelerkrankungen sowie Herzmuskelentzündung", betont der Kardiologe.

Bei den Herzklappenkrankheiten ist die Altersstruktur der Patienten insbesondere bei Klappenerkrankungen des höheren Lebensalters wie die degenerative Aortenklappenstenose ein bedeutsamer Faktor für die konstant hohen Krankenhausaufnahmen und die tendenziell seit 2011 steigende Sterblichkeit. Zweithäufigste Klappenerkrankung ist die Mitralklappeninsuffizienz.

"Beide Herzklappenkrankheiten können, wenn sie zu spät erkannt und behandelt werden, den Herzmuskel schwer schädigen bis hin zu Herzschwäche und schlimmstenfalls plötzlichem Herztod. Die Sensibilisierung der Bevölkerung für Klappenerkrankungen und ihre Symptome wie Luftnot oder Angina-Pectoris-ähnliche Brustschmerzen gewinnt daher an Bedeutung“, warnt Voigtländer.

Auffallend groß erscheinen die Geschlechtsunterschiede bei den Sterbeziffern, die die Todesfälle pro 100.000 Einwohner angibt. Die Sterblichkeit für Frauen bei den Herzklappenerkrankungen liegt um 42,7 Prozent höher und bei den Herzrhythmusstörungen sogar um 48,6 Prozent höher als bei den Männern.

Herzschwäche: Immer mehr Erwerbsfähige betroffen

Die entgleiste Herzschwäche (Dekompensation) zählt zu den Herzkrankheiten mit den häufigsten vollstationären Aufnahmen in eine Klinik. Der Leidensdruck bei dekompensierter Herzschwäche ist mit Luftnot, Leistungsschwäche und Flüssigkeitseinlagerungen groß. Dabei sind die Aufnahmen ins Krankhaus zuletzt um fast 9.000 zurückgegangen.

Eine verbesserte Therapie und Präventionsmaßnahmen können diesen Rückgang nur zum Teil erklären. "Vermutlich führt zu diesem Rückgang die zunehmend bessere Infarktversorgung, wodurch es zu weniger großen Herzinfarkten und damit zu weniger Herzschwäche-Fällen kommt“, erklärt der Intensivmediziner. Mit der Herzschwäche ist je nach Schweregrad und Begleiterkrankungen wie Lungenbeschwerden (COPD), Nierenfunktionsstörung oder Herzrhythmusstörungen ein hoher Leidensdruck verbunden.

"Mit Sorge beobachten wir, dass sich seit 2011 ein Anstieg der Krankenhausaufnahmen bei Menschen im erwerbsfähigen Alter, den 45- bis unter 65-Jährigen, um 11,5 Prozent feststellen lässt. Hier bedarf es womöglich gezielter Prävention und mehr gezielter ambulanter Versorgungsangebote.“ Auch müsse durch bessere Aufklärung mehr Aufmerksamkeit in der Bevölkerung für die krankheitstypischen Symptome, Ursachen und Therapiemöglichkeiten der Herzschwäche geschaffen werden, so der Experte.

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Mehr Frauen als Männer sterben an Herzkrankheiten

Weiterhin auffällig ist die höhere Sterblichkeit bei Frauen. Bei Betrachtung aller Herzkrankheiten starben 2018 mehr Frauen als Männer: 51,7 Prozent Frauen gegenüber 48,3 Prozent Sterbefälle bei Männern. Frauen mit Herzklappenkrankheiten, Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche scheinen eine ungünstigere Prognose als Männer mit diesen Erkrankungen zu haben.

Bei Herzklappenkrankheiten liegt die Sterbeziffer bei Frauen um 42,7 Prozent, bei Herzrhythmusstörungen um 48,6 Prozent und bei Herzschwäche um 65,5 Prozent höher als bei Männern. In absoluten Zahlen: 2018 starben 23.735 Frauen gegenüber 13.974 Männern an Herzschwäche und 18.247 Frauen gegenüber 11.961 Männern an Rhythmusstörungen

Beim akuten Herzinfarkt und bei der koronaren Herzkrankheit haben Männer eine schlechtere Prognose als Frauen. Welche Faktoren genau zu diesem Gefälle zwischen den Geschlechtern führen, ist allerdings noch zu erforschen.

Infos zum Herzbericht 2019
Infos zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Corona erhalten Betroffene bei der Deutschen Herzstiftung kostenfrei per Tel. 069 955128400 oder unter www.herzstiftung.de.Einen Herzinfarkt-Risiko-Selbsttest bietet die Herzstiftung unter www.herzstiftung.de/risiko an. Der neue Deutsche Herzbericht 2019 kann kostenfrei angefordert werden unter www.herzstiftung.de/herzbericht oder per Tel. unter 069 955128400

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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