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Corona-Schnelltests für Zuhause: Wie sinnvoll sind sie eigentlich?


Kampf gegen Covid-19
Wie sinnvoll sind Corona-Schnelltests für zu Hause?

Von t-online, dpa, sms

Aktualisiert am 06.03.2021Lesedauer: 3 Min.
Corona Schnelltest: "Bislang gibt es keine laienkompatiblen Antigen-Schnelltests am Markt", stellt Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) klar.Vergrößern des BildesCorona Schnelltest: "Bislang gibt es keine laienkompatiblen Antigen-Schnelltests am Markt", stellt Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) klar. (Quelle: photothek/imago-images-bilder)
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Vor dem Verwandtenbesuch noch schnell auf Corona testen? Diese Möglichkeit wünschen sich viele. Der Verkauf von Schnelltests ist jetzt erlaubt. Auch kostenlose Abgaben sind im Gespräch.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat jetzt die ersten drei Sonderzulassungen für Selbsttests erteilt. Die Tests sollen in Supermärkten und Discountern erhältlich sein. Wissenschaftler können sich vorstellen, dass die Tests die Pandemie eindämmen könnten. Sie sind allerdings nicht so sicher wie PCR- oder professionelle Schnelltests auf das Coronavirus.

Wie gut sind Antigen-Schnelltests?

Während die bekannte PCR-Testung als "Goldstandard" und sicherster Nachweis für eine Corona-Infektion gilt, sind Antigen-Schnelltests etwas unsicherer. Das erklärt auch Dr. Claudia Denkinger, Infektiologin und Leiterin der Sektion Klinische Tropenmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg bei einer Pressekonferenz Anfang Februar: "Antigen-Tests sind hochvariabel, man kann auch nicht immer den Herstellern trauen." Doch es gebe auch "wirklich gute Schnelltests". "Die besten erkennen etwa 80 Prozent aller Infektionen. Bei hoher Viruslast sogar 95 Prozent und darüber", berichtet sie aus Untersuchungen.

"Wir haben auch gesehen, dass die Tests relativ einfach durchzuführen sind. Sie können nach einmaliger Einweisung auch an Personen ohne Erfahrung abgegeben werden. Diese Erkenntnisse beziehen sich aber immer nur auf den einen Test, den wir durchgeführt haben." Die Expertin betont deshalb, dass nicht alle Tests auf dem Markt auch für die selbstständige Testung zu Hause geeignet sind und forderte, dass es eine zusätzliche Zulassung für Produkte zur Selbsttestung geben müsse. Diese Zulassung gibt es jetzt für drei Tests in Deutschland:

  • "Clinitest Rapid Covid-19 Self-Test" von Healgen Scientific LLC,
  • "Rapid SARS-CoV-2 Antigen Test Card" von Xiamen Boson Biotech und
  • "Lyher Covid-19 Antigen-Schnelltest (Nasal)" von Hangzhou Laihe Biotech.

Prof. Florian Klein, Direktor des Instituts für Virologie an der Uniklinik Köln fügte Anfang Februar hinzu: "Wenn man Antigen-Tests mit der PCR-Testung vergleicht, finden Sie in der Hälfte der Fälle heraus, dass beide Tests positiv sind und bei der anderen Hälfte ist nur die PCR positiv." Allerdings würden von den hochpositiven Infizierten viel mehr von Antigen-Tests erkannt, als von jenen, die nur eine geringe Viruslast hatten und somit auch weniger ansteckend waren.

Wann wären Schnelltests empfehlenswert?

Klein erklärte: "Wir haben in der Pandemie die Situation, dass wir überlegen müssen, welchen Test wir wo einsetzen – denn das Ergebnis muss ja immer eine Konsequenz haben." Beispielsweise vergehe viel Zeit zwischen dem PCR-Test und der Übermittlung des Ergebnisses sowie der Konsequenzen. "In der Pandemiekontrolle ist neben der Testqualität auch die Geschwindigkeit entscheidend. Der Antigen-Test hat eben den ganz großen Vorteil, dass Sie sehr schnell vor Ort ohne großes Gerät ein Ergebnis vorliegen haben." Wichtig sei aber auch, dass bei einem negativen Testergebnis nicht automatisch große Erleichterung eintreten dürfe.

Im Klinikum sei es daher beispielsweise so, dass neue Patienten grundsätzlich mit einem PCR-Test getestet würden. In speziellen Fällen, in denen ein Ergebnis sofort vorliegen müsse, wie beispielsweise im Kreißsaal, komme jedoch die Schnelltestung zum Einsatz. Auch beim Eintritt in ein Pflegeheim hält er diese Art von Tests für sinnvoll: "Die Infektionsketten gehen ja vor allem von wenigen aus und viele, die infiziert sind, tragen gar nicht mehr zur weiteren Ausbreitung bei."

Welches Risiko bergen Schnelltests?

Negative Testergebnisse dürften generell nicht dazu führen, dass man Vorsichtsmaßnahmen aufgibt, bekräftigt Klein. "Das ist immer die Sorge, die mitschwingt. Deshalb ist die Kommunikation bei Testungen immer ein wichtiger Faktor."

Prof. Tobias Kurth, Direktor des Instituts für Public Health an der Berliner Charité ergänzt, dass Menschen ohne Symptome immer noch ein großes Risiko bei der Ausbreitung der Corona-Pandemie bergen. "Wenn man regelmäßig die Bevölkerung testet, reduziert man im Durchschnitt die Infektionen", erklärt er. Doch die Tests würden vor allem bei hoher Viruslast anschlagen, Infizierte ohne Symptome oder solche, die von einer der Mutationen infiziert wurden, tragen eine geringere Viruslast in sich. "Insofern sind Hoffnungen, dass man mit Schnelltests die Situation in den Griff bekommt, nicht zutreffend", erklärt Kurth.

Was ist die Problematik bei Schnelltests für zu Hause?

Der Verband der Diagnostica-Industrie teilte Anfang Februar mit: "Es ist auch nach unserem Kenntnisstand so, dass, zumindest in Deutschland, noch kein Test zur Eigenanwendung CE-markiert wurde." Man gehe davon aus, dass es voraussichtlich noch einige Wochen dauern werde, bis die ersten Hersteller solche Tests in den Handel brächten. Jetzt allerdings ist diese Zulassung für drei Tests erfolgt.

Was ist eine CE-Kennzeichnung?

Mit der CE-Kennzeichnung versichern Hersteller die Einhaltung europäischer Schutz- und Qualitätsstandards. Eine vierstellige Nummer hinter dem CE-Zeichen gibt außerdem einen Hinweis darauf, dass das Produkt von einer unabhängigen Prüfstelle wie Tüv oder Dekra zertifiziert wurde. Dies soll garantieren, dass Produkte, wie in diesem Fall die Antigen-Schnelltests, für Laien leicht anwendbar sind. Dabei geht es um Verständlichkeit und die Ergebnisqualität der Produkte.

Bei Schnelltests für zu Hause sei aber nicht klar, welche Konsequenzen folgen, wenn der Test positiv ist, erklärt Kurth. "Wenn Sie zu Hause testen, der Test ist positiv und Sie melden das nicht, ist das ein Fall, der nicht in der Statistik auftritt, das hat oft dann auch Konsequenzen für die gesamte Familie."

Dem stimmt auch Denkinger zu: "Deshalb wäre es das Wichtigste, die Menschen aufzuklären und zu sagen: Wenn der Test positiv ist, muss man in die Isolation."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Pressekonferenz: "Das Virus im Blick: Strategie zur Diagnostik und Überwachung von SARS-CoV-2 und der zirkulierenden Varianten", Science Media Center Germany, 4. Februar 2021
  • Nachrichtenagenturen dpa, Reuters
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