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Rheumatische Beschwerden: Ursache könnte im Darm liegen


Kranke Darmflora
Gelenkschmerzen: Ursache könnte im Darm liegen


Aktualisiert am 20.12.2022Lesedauer: 2 Min.
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Grafische Darstellung des Mikrobioms: Billionen von Bakterien tummeln sich im Darm. In ihrer Gesamtheit stellen sie die Darmflora dar.Vergrößern des Bildes
Grafische Darstellung des Mikrobioms: Billionen von Bakterien tummeln sich im Darm. In ihrer Gesamtheit stellen sie die Darmflora dar. (Quelle: ChrisChrisW/getty-images-bilder)

Darmbakterien sind offenbar an der Entstehung von entzündlichen Erkrankungen in den Gelenken beteiligt. Aktuelle Forschungsergebnisse legen nahe, dass sie durch bestimmte Veränderungen der Darmflora ausgelöst oder verhindert werden können.

Schon seit längerer Zeit ist bekannt, dass es eine Verbindung zwischen Darm und Gelenken gibt, die sogenannte "Darm-Gelenk-Achse". "Ärzte beobachten immer wieder, dass es bei einer Darminfektion zu einer Gelenkentzündung kommt", sagt Professor Schett, der am Universitätsklinikum Erlangen die Klinik für Rheumatologie und Immunologie leitet. Umgekehrt litten Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn und Colitis ulcerosa nicht selten unter Gelenkbeschwerden.

Doch die genauen Zusammenhänge waren bisher unklar. Erlanger Forscher haben nun neue Erkenntnisse über die Abläufe zwischen Darm und Gelenken gewonnen. Die Ergebnisse stellte Schett auf dem Deutschen Rheumatologiekongress 2021 vor.

Was genau ist die Darmflora?
Billionen von Bakterien sind in unserem Darm angesiedelt. Die Gesamtheit dieser Mikroorganismen wird als Darmflora oder Mikrobiom bezeichnet. Die Wechselwirkungen mit dem Immunsystem sind vielfältig. Bestimmte Darmbakterien sind in der Lage, die entzündungsaktivierenden oder entzündungshemmenden Funktionen des Immunsystems zu stimulieren. Damit unterstützt die Darmflora das Immunsystem dabei, Krankheitserreger abzuwehren und chronisch-entzündliche Erkrankungen abzuwehren.

Gestörte Darmbarriere

Das Team um Schett konnte zeigen, dass Rheumapatienten häufig Barrierestörungen im Darm aufweisen. Die Folge ist, dass Darmbakterien mit dem Immunsystem in Kontakt treten und entzündliche Reaktionen auslösen. „Immunzellen aus dem Darm können in das Gelenk einwandern und dort die rheumatische Entzündung fördern.“ Dann kommt es zu den typischen Rheumasymptomen.

Die undichte Stelle im Darm könnte zwischen den einzelnen Schleimhautzellen liegen. Diese sind normalerweise fest miteinander verkittet. Die Verbindung kann allerdings durch das Protein Zonulin gelöst werden. Es wird durch Darmbakterien angeregt und von den Darmzellen selbst produziert. Dass im Darm von Rheumapatienten vermehrt Zonulin gebildet wird, konnten die Erlanger Forscher nachweisen.

Hoffnung auf neue Therapien

Die Beobachtungen könnten langfristig zu neuen Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit Darmkrankheiten wie beispielsweise Zöliakie führen. In klinischen Studien wird bereits ein Wirkstoff (Larazotid) getestet, der Zonulin blockiert. Die Ergebnisse sind jedoch noch offen.

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit könnte in einer Umstellung der Ernährung bestehen. Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass Darmbakterien antientzündliche Substanzen bilden. "Es handelt sich um kurzkettige Fettsäuren wie Essigsäure, Propionsäure und Buttersäure, die über die Schleimhaut ins Blut gelangen", erklärt Schett. In den Gelenken und in anderen Körperbereichen können sie Entzündungen lindern.

Darmbakterien gezielt "anfüttern"

Darmbakterien bilden die kurzkettigen Fettsäuren allerdings nur, wenn genügend Pflanzenfasern in der Nahrung enthalten sind. Das bestätigt eine frühere Studie der Erlanger Forscher aus dem Jahr 2020. Sie zeigt, dass die Darmbakterien durch eine gezielte Ernährung "angefüttert" werden können. 29 Rheumapatienten verzehrten über 30 Tage einen speziellen, ballaststoffreichen Riegel. Danach wurden Stuhl- und Blutproben untersucht.

Das Ergebnis: Im Blut der Probanden kam es zu einem Anstieg der kurzkettigen Fettsäuren. In den Stuhlproben dagegen konnten vermehrt die Darmbakterien nachgewiesen worden, die die kurzkettigen Fettsäuren produzieren.

Ob die ballaststoffreichen Riegel langfristig auch die Beschwerden der Patienten lindern könnten, wurde jedoch noch nicht in einer klinischen Studie untersucht. Doch für Schett gibt es keine Zweifel: "Wir gehen davon aus, dass die Ernährung über die Darmbakterien einen substanziellen Einfluss auf die Entwicklung von Arthritis ausüben kann."

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Ernährung und neue Wirkstoffe können Rheuma lindern. Online-Pressekonferenz zum Deutschen Rheumatologiekongress am 16.9.2021.
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