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Was Toilettentraining bei Blasenschwäche bewirkt

Von Andrea Goesch

Aktualisiert am 23.03.2022Lesedauer: 3 Min.
Eine Frau sitzt auf der Toilette. Wer eine schwache Blase hat, schafft es oft nicht rechtzeitig auf die Toilette. Ein Kontinenztraining kann helfen, das Problem in den Griff zu bekommen.
Menschen mit einer schwachen Blase schaffen es oft nicht rechtzeitig auf die Toilette. Ein Kontinenztraining kann helfen, das Problem in den Griff zu bekommen. (Quelle: gpointstudio/getty-images-bilder)
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Mit rund neun Millionen Betroffenen ist Harninkontinenz in Deutschland eine Volkskrankheit. Häufig folgt der Erkrankung der soziale Rückzug. Doch es gibt eine Therapie, die eine kontrollierte Blasenentleerung unterstützt und den Betroffenen hilft, wieder mehr Sicherheit im Alltag zu haben – ganz ohne Medikamente und OP.

Das Wichtigste im Überblick


Obwohl Blasenschwäche weit verbreitet ist, ist das Thema noch immer tabubelastet und viele Betroffene leiden im Stillen. Die Angst, in unpassenden Momenten die Kontrolle über die Blase zu verlieren, ist bei einigen so groß, dass sie sogar auf soziale Aktivitäten verzichten. Ein gezieltes Toilettentraining kann helfen, das Problem in den Griff zu bekommen. Es ersetzt zwar nicht den Gang zum Arzt, verbessert aber die Wahrnehmung der Blasenfunktion. So kann unfreiwilliger Urinabgang vermieden oder zumindest die Häufigkeit verringert werden.


Diese Formen von Inkontinenz gibt es

Junge Frau niest in ihren Ellenbogen: Belastungsinkontinenz: Bei dieser Form kommt es bei Belastung zu plötzlichem Urinverlust. Betroffene können beim Niesen oder Treppensteigen ihren Harndrang nicht mehr kontrollieren. Ursache ist meist eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur.
Frau gießt Pflanze: Tröpfel-Inkontinenz:Tröpfel-Inkontinenz: Wird die Blase beim Wasserlassen nicht vollständig entleert, treten bei dieser Inkontinenz-Form Urintropfen aus. Ursache für das "Nachtröpfeln" ist bei Frauen ist meistens eine schwache Beckenbodenmuskulatur, bei Männer eine vergrößerte Prostata.
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Wie funktioniert ein Toilettentraining?

Beim Toilettentraining handelt es sich um eine verhaltenstherapeutische Maßnahme. Es geht es darum, den optimalen Zeitpunkt für die Blasenentleerung zu ermitteln. Die Betroffenen sollen den richtigen Zeitpunkt erkennen, um auf die Toilette zu gehen – noch bevor der Harndrang einsetzt.

Die Methode eignet sich bei überaktiver Blase, Mischinkontinenz und Belastungsinkontinenz. Durch das Training "erlernt" die Blase, sich stärker zu dehnen und mehr Harn zu speichern. Zu einem Blasentraining gehören auch verschiedene verhaltenstherapeutische Ansätze sowie ein konkreter Trink- und Toilettenplan.

Für wen eignet sich ein Toilettentraining?

"Besonders effektiv ist dieses Training für ältere Menschen, bei denen eine Drangsymptomatik vorliegt", sagt Professor Daniela Schultz-Lampel, Klinikdirektorin des Kontinenz- und Beckenboden-Zentrums am Schwarzwald-Baar Klinikum. Wichtig sei eine regelmäßige Routine. Man gehe zu bestimmten Uhrzeiten auf die Toilette und entleert seine Blase, bevor der Harndrang unbeherrschbar wird.

In manchen Fällen sei es sinnvoll, das Toilettentraining mit einem Blasentraining (Miktionstraining) zu kombinieren. "Bei diesem üben die Patienten eine bewusste Verzögerung, indem sie den Beckenboden fest anspannen, wenn sie einen Harndrang verspüren. Dadurch wird ein Reflex aktiviert, der die Blase entlastet und die Inkontinenzsymptomatik verringert."

  • Inkontinenz: Welche Formen es gibt und was hilft

Warum ist ein Toilettenprotokoll wichtig?

Eine gute Körperwahrnehmung und Selbstbeobachtung sind die Grundlage für ein erfolgreiches Toilettentraining. Nicht nur in Bezug auf das Ess- und Trinkverhalten, sondern auch auf die Häufigkeit der Toilettenbesuche. "Zunächst gibt es das Toilettenprotokoll, auch Miktionsprotokoll genannt", sagt Schultz-Lampel. Hier notiere man die Uhrzeiten der Toilettengänge. "Wer zusätzlich festhält, was und wie viel gegessen und getrunken wurde, erhält Aufschluss über die Reaktion des Körpers auf bestimmte Nahrungsmittel." Auf der Basis dieser Beobachtungen sei es möglich, sein Verhalten anpassen.

Das Führen eines Miktionsprotokolls kann auch dem behandelnden Arzt wichtige Hinweise über die Art und das Ausmaß der Inkontinenz liefern. Besonders dann, wenn die Dokumentation ausführlich ist. Hierzu gehören Informationen über die Trinkmenge, die Häufigkeit der Toilettengänge, die Harnmenge und die Harndrangintensität. Auch Fälle von Einnässen sollten festgehalten werden.

Gut zu wissen: Auf den Internetseiten der Deutschen Gesellschaft für Kontinenz können sich Betroffene kostenlos Vorlagen für ein Toiletten- und Trinkprotoll herunterladen: www.kontinenz-gesellschaft.de.

Was gibt es beim Trinken zu beachten?

Koffein-, alkohol- und kohlensäurehaltige Getränke wirken harntreibend. Menschen mit einer Blasenschwäche sollten daher den Konsum einschränken. Es gebe aber auch Getränke, die förderlich seien, sagt Schultz-Lampel. Beruhigend für die Blase sei zum Beispiel grüner Tee.

Achtung: Viele Betroffene reagieren auf Inkontinenzbeschwerden mit einer Verminderung der Trinkmenge. Das kann jedoch zu Komplikationen wie Kreislaufbeschwerden führen. Ausreichendes Trinken ist auch wichtig, damit der Körper genug Harn produziert, um Krankheitserreger auszuspülen.

Was ist bei den Trinkzeiten zu beachten?

"Es ist wichtig, Trinkmenge und Trinkzeiten im Auge zu behalten", sagt Schultz-Lampel. Grundsätzlich gelte die Faustregel, dass ein Liter Trinkmenge pro 50 kg Körpergewicht bei ruhiger Tätigkeit und normalen Temperaturen ausreicht. "Bei schwacher Blase sollte man zwei Stunden vor dem Schlafengehen das letzte Getränk zu sich nehmen, denn schneller kann der Körper es nicht ausscheiden." Die Blase fülle sich dann in den ersten Nachtstunden. Bei einer geringen Blasenkapazität und einer Dranginkontinenz führe das unweigerlich dazu, dass man nachts zur Toilette müsse.

Welche Rolle spielt der Lebensstil?

Nicht nur falsche Trinkgewohnheiten sind schädlich bei einer Blasenschwäche. Auch eine ungesunde Ernährung und Bewegungsarmut können dazu beitragen, dass sich die Symptome verschlimmern. Sie führen zu Übergewicht, einem der wesentlichen Risikofaktoren für Inkontinenz. Denn das Fett im Bauchraum drückt auf die Blase und belastet den Beckenboden.

"Übergewicht ist ein wichtiger und oft unterschätzter Faktor", sagt Schultz-Lampel und empfiehlt Betroffenen eine Gewichtsreduktion. "Wer abnimmt, erzielt damit oft eine entscheidende Verbesserung bei der Inkontinenz. Auch Bewegung wie beispielsweise Pilates ist hilfreich", so die Expertin. Körperliche Aktivität unterstütze nicht nur die Gewichtsreduktion, sondern erziele auch eine Verbesserung in der Harnspeicherung.

Wann zum Arzt bei Blasenschwäche?

Auch wenn Patienten vieles selbst tun können, sollte man bei Blasenschwäche möglichst früh zum Arzt gehen. Denn Inkontinenz ist auch in einem leichten Stadium belastend und nicht als Lappalie abzutun. Es gibt mittlerweile viele Behandlungsmöglichkeiten, doch die kann nur ein Arzt verordnen.

Weitere Artikel

Kompetente Ansprechpartner sind zertifizierte ärztlichen Beratungsstellen sowie Kontinenz- und Beckenboden-Zentren, in denen Ärzte aus mehreren Fachbereichen zusammenarbeiten. Die Adressen finden sich auf der Website der Deutschen Kontinenz Gesellschaft.

Wichtiger Hinweis: Die Informationen ersetzen auf keinen Fall eine professionelle Beratung oder Behandlung durch ausgebildete und anerkannte Ärzte. Die Inhalte von t-online können und dürfen nicht verwendet werden, um eigenständig Diagnosen zu stellen oder Behandlungen anzufangen.
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