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Campylobacter-Enteritis: Symptome, Therapie, Ansteckung


Ansteckender Durchfall
Campylobacter-Enteritis – wie sie sich äußert und was hilft


Aktualisiert am 22.11.2023Lesedauer: 6 Min.
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Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

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Eine Frau verschränkt die Arme vor dem Bauch, im Hintergrund sieht man eine Toilette: Mit Campylobacter verkeimte Lebensmittel sind häufig Ursache von Durchfall.Vergrößern des Bildes
Mit Campylobacter verkeimte Lebensmittel sind häufig Ursache von Durchfall. (Quelle: Tharakorn/getty-images-bilder)

Campylobacter-Bakterien führen häufiger zu Durchfall als Salmonellen. Lesen Sie hier alles Wichtige über typische Symptome, Ansteckung und Behandlung.

Campylobacter ist der Name einer Bakteriengattung, zu der auch Arten zählen, die beim Menschen eine Darmentzündung (Enteritis) und so eine ansteckende Durchfallerkrankung auslösen können.

Zu Erkrankungen durch Campylobacter kommt es vor allem im Sommer häufiger – nicht selten auch auf Reisen. Besonders oft trifft die Erkrankung Kinder unter fünf Jahren und junge Erwachsene zwischen 20 und 29 Jahren.

Gut zu wissen

Für den Menschen sind hauptsächlich die drei Arten Campylobacter jejuni, Campylobacter coli und Campylobacter lari von Bedeutung.

Wie kommt es zur Ansteckung?

Campylobacter-Bakterien kommen bei vielen Tieren natürlicherweise im Darm vor, ohne diese jedoch krank zu machen. Das betrifft sowohl Wildtiere (wie Wildvögel) und Nutztiere (wie Geflügel, Rinder, Schweine) als auch Haustiere (wie Hunde, Katzen). Die Erreger werden mit dem Stuhl ausgeschieden und können so in die Umwelt gelangen.

Menschen stecken sich mit Campylobacter vor allem über den Verzehr bakterienverseuchter Lebensmittel an – oder von Mensch zu Mensch. Ein Ansteckungsrisiko über Lebensmittel besteht insbesondere bei:

  • rohem oder ungenügend durchgegartem Geflügelfleisch und anderen Geflügelprodukten
  • Rohmilch und -produkten
  • ungenügend erhitztem Hackfleisch
  • Rohwurstsorten (wie Mett- oder Teewurst)
  • verunreinigtem Trinkwasser

Campylobacter-Bakterien sind relativ widerstandsfähig und können eine ganze Weile in der Umwelt überleben. Im Unterschied zu Salmonellen vermehren sie sich jedoch bei Wärme nicht weiter im Lebensmittel.

 
 
 
 
 
 
 

Das Risiko einer Ansteckung ist gegeben, wenn bei der Zubereitung von Lebensmitteln nicht ausreichend auf Hygiene geachtet. Dazu kann es etwa kommen, wenn für rohes Fleisch die gleichen Schneidebrettchen, Messer oder weitere Gerätschaften genutzt werden wie für andere Lebensmittel – ohne diese zwischendurch gründlich zu reinigen.

Campylobacter-Bakterien können zudem als Schmierinfektion von Mensch zu Mensch übertragen werden, etwa beim Händeschütteln. Schuld ist dann in der Regel eine mangelnde Händehygiene nach dem Toiletten- und insbesondere dem Stuhlgang oder nach dem Windelwechseln. Der Ansteckungsweg von Mensch zu Mensch spielt jedoch im Vergleich zu verunreinigten Lebensmitteln keine so große Rolle.

Seltener, aber nicht ausgeschlossen, ist eine Ansteckung auch möglich über:

  • den Kot von Haustieren
  • das Baden in verunreinigten Seen oder anderen Gewässern, sofern Wasser verschluckt wird

Inkubationszeit: Wann treten erste Symptome auf?

Von der Ansteckung mit Campylobacter-Bakterien bis zum Ausbruch der ersten Symptome (Inkubationszeit) können vereinzelt zwischen ein und zehn Tagen vergehen. Meist sind es jedoch zwei bis fünf Tage.

Diese Symptome sind möglich

Löst eine Infektion mit Campylobacter-Bakterien eine Darmentzündung aus, macht sich das durch verschiedene Symptome bemerkbar. Erste Anzeichen zeigen sich oft schon etwa 12 bis 24 Stunden, ehe der Durchfall einsetzt: Viele Erkrankte entwickeln vorab Kopfschmerzen, Fieber, Muskel- und Gelenkschmerzen und fühlen sich matt.

Typisch sind dann breiige bis extrem wässrige Durchfällen, die teils auch blutig sein können. Begleitend kommen oft weitere Beschwerden hinzu, wie etwa Bauchschmerzen oder Bauchkrämpfe, Fieber und ein allgemeines Krankheitsgefühl.

Aber nicht jede Infektion mit Campylobacter-Bakterien mündet in einer Erkrankung. Viele Fälle verlaufen gänzlich ohne Beschwerden – und dadurch unbemerkt.

Wie lange halten die Symptome an?

Typischerweise dauert eine Erkrankung durch Campylobacter bis zu sieben Tage, teilweise auch länger. Halten die Symptome darüber hinaus an, ist das häufig bei Menschen der Fall, deren Immunabwehr geschwächt ist.

Wie lange ist man ansteckend?

Menschen mit einer Campylobacter-Enteritis sind ansteckend, solange sich noch Erreger im Stuhl finden – im Durchschnitt über zwei bis vier Wochen. Manche Erkrankte scheiden die Bakterien auch deutlich länger mit dem Stuhl aus und sind dann entsprechend noch ansteckend. Das kann zum Beispiel bei kleinen Kindern oder Menschen mit geschwächter Immunabwehr (etwa bei Aids) der Fall sein.

Campylobacter: Mögliche Spätfolgen

Eine Infektion mit Campylobacter-Bakterien kann in seltenen Fällen Folgeerkrankungen nach sich ziehen, wie etwa eine reaktive Arthritis (Gelenkentzündung nach bakterieller Infektion) oder das Guillain-Barré-Syndrom (Nervenentzündung mit Muskelschwäche und Schmerzen). Manche Fachleute schließen zudem nicht aus, dass sich in der Folge ein Reizdarmsyndrom oder eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung entwickeln kann.

Wie häufig sind Infektionen mit Campylobacter?

In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 60.000 bis 70.000 Menschen an Campylobacter – das sind deutlich mehr als etwa durch Salmonellen. Hierzulande ist die Campylobacter-Enteritis die häufigste bakterielle Durchfallerkrankung mit Meldepflicht.

Krank durch Campylobacter: Was hilft?

Bei einer Campylobacter-Enteritis hört der Durchfall normalerweise nach etwa zwei bis drei Tagen von selbst wieder auf. In den meisten Fällen genügt es, die Erkrankung zu Hause auszukurieren und sich zu schonen.

Da mit dem Durchfall Flüssigkeit und Elektrolyte verloren geht, ist es vor allem wichtig, diese Verluste auszugleichen. Dazu genügt es in der Regel, ausreichend zu trinken und salzige Getränke oder Speisen zu sich zu nehmen, wie etwa stilles (Mineral-)Wasser oder gesüßte Tees zusammen mit Salzstangen, -crackern oder anderem Salzgebäck. Auch fertige Elektrolytlösungen aus der Apotheke können ratsam sein. Sofern es vertragen wird, spricht jedoch nichts gegen weitere leicht verdauliche Speisen.

Kleine Kinder und ältere Menschen reagieren besonders empfindlich auf Flüssigkeitsverluste. Dauert bei ihnen der Durchfall länger als zwei Tage an, ist darum immer ärztlicher Rat zu empfehlen.

Sind die Durchfälle bei einer Campylobacter-Enteritis sehr stark und halten länger als zwei bis drei Tage an, kann es nötig sein, die Behandlung im Krankenhaus fortzusetzen. Dort erhalten Betroffene Flüssigkeit und Elektrolyte häufig über eine Vene als Infusion.

Zwar wird eine Campylobacter-Enteritis durch Bakterien verursacht, Antibiotika kommen bei der Behandlung jedoch nur ausnahmsweise zum Einsatz. Etwa wenn die Erkrankung einen schweren Verlauf nimmt, Betroffene vorerkrankt sind oder eine geschwächte Immunabwehr haben.

Um das Ansteckungsrisiko für andere zu senken, ist es zudem wichtig, dass erkrankte Personen auf eine gute Händehygiene achten. Das bedeutet vor allem, sich nach jedem Gang zur Toilette oder nach dem Windelwechseln die Hände gründlich mit Wasser und Seife zu waschen. An Campylobacter Erkrankte sollten außerdem kein Essen für andere zubereiten.

Kita, Schule und andere Gemeinschaftseinrichtungen

Erkranken Kinder unter sechs Jahren an einer ansteckenden Durchfallerkrankung wie der Campylobacter-Enteritis oder besteht der Verdacht darauf, dürfen sie aufgrund der Ansteckungsgefahr Kindergärten, Schulen oder andere Gemeinschaftseinrichtungen vorerst nicht besuchen. Eltern müssen die jeweiligen Einrichtungen darum informieren, wenn ihr Kind erkrankt ist.

Ist das Kind seit 48 Stunden wieder ohne Beschwerden, darf es in der Regel die Gemeinschaftseinrichtung wieder besuchen. Wann genau, bestimmt üblicherweise das Gesundheitsamt – ein schriftliches ärztlich Attest ist dazu nicht nötig.

Berufliche Tätigkeit mit Lebensmittelumgang

Wer in Lebensmittelbetrieben oder Verpflegungseinrichtungen arbeitet, darf mit einer ansteckenden Durchfallerkrankung wie der Campylobacter-Enteritis oder dem Verdacht darauf seinem Job vorübergehend nicht nachgehen. Erkrankte Personen, die wieder beschwerdefrei sind und wieder arbeiten dürfen, müssen zudem die nächsten vier Wochen auf gründlichste Händehygiene achten. Denn über den Stuhl scheiden sie möglicherweise noch eine Zeit lang Erreger aus, sodass eine Ansteckungsgefahr für andere gegeben sein kann.

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Wie lässt sich einer Campylobacter-Enteritis vorbeugen?

Um sich und andere vor einer Erkrankung durch Campylobacter-Bakterien zu schützen, gibt es verschiedene Maßnahmen. Wichtig ist zu jeder Zeit eine gute Händehygiene – das bedeutet, die Hände vor dem Zubereiten von Speisen (und wenn nötig zwischendurch), vor dem Essen sowie nach dem Toilettengang oder Windelwechsel gründlich mit Wasser und Seife zu waschen.

Tipps für die Küche

In der Küche spielen sowohl der Umgang mit Lebensmitteln als auch deren Zubereitung eine Rolle:

  • Um Campylobacter-Bakterien sicher abzutöten, muss Fleisch vollständig durcherhitzt werden. Das ist insbesondere bei Geflügel wichtig.
  • Die Bakterien sind kältebeständig und überleben darum in tiefgekühlten Lebensmitteln. Nach dem Auftauen können entsprechende Speisen also immer noch krank machen, wenn sie nicht ausreichend erhitzt wurden.
  • Wer gefrorenes Geflügel oder andere Fleischsorten auftaut, sollte das Auftauwasser sofort entsorgen. Spülen Sie auch Schneidebrettchen, Messer sowie alle anderen Gerätschaften und Arbeitsflächen, die damit in Kontakt kamen, mit heißem Wasser und Spülmittel ab. Waschen Sie sich dann die Hände mit Wasser und Seife.
  • Damit erregerhaltiges Wasser nicht über Spritzer in der Küche verteilt wird, ist es ratsam, Geflügelfleisch vor dem Kochen oder Braten nicht abzuwaschen.
  • Nutzen Sie beim Zubereiten von Fleisch andere Messer und Schneidebrettchen als für die restlichen Lebensmittel. Reinigen Sie die Utensilien und die Arbeitsfläche danach mit heißem Wasser und Spülmittel. Trocknen Sie danach alles ab.
  • Nicht-pasteurisierte Rohmilch kann Erreger wie Campylobacter enthalten. Kochen Sie Rohmilch, "Milch ab Hof" oder "Vorzugsmilch" darum ab.
  • Risikogruppen wie Säuglinge, kleine Kinder, Menschen fortgeschrittenen Alters oder mit geschwächter Immunabwehr sollten auf Rohmilch, -produkte, Rohwurstsorten (wie Mett- oder Teewurst) und ähnliche rohe Lebensmittel verzichten.
  • Tauschen Sie Schwämme, Schwammtücher und Spülbürsten regelmäßig gegen neue aus.
  • Verwenden Sie Küchenhandtücher sowie Wischtücher nur kurz und wechseln Sie sie regelmäßig. Waschen Sie diese bei 60 Grad Celsius oder höher.

Tipps auf Reisen

Campylobacter-Bakterien sind nicht selten auch Ursache von Reisedurchfall. Insbesondere bei Reisen in Länder mit ungünstigeren Hygienestandards sollte Sie folgende Tipps beherzigen:

  • Achten Sie im Urlaub konsequent auf eine gute Händehygiene.
  • Meiden Sie Trinkwasser unklarer Herkunft oder Qualität. Bevorzugen Sie in verschlossenen Flaschen verkauftes Wasser.
  • Verzichten Sie auf rohes Gemüse, ungeschältes Obst sowie Eis und Eiswürfel.
  • Verzehren Sie Fleisch nur gut durchgegart.

Fazit

Campylobacter-Bakterien sind häufige Auslöser einer ansteckenden Durchfallerkrankung. Zur Übertragung der Erreger kommt es vor allem über verunreinigte Lebensmittel, aber auch von Mensch zu Mensch. Oft genügt es, die Erkrankung zu Hause auszukurieren, sich zu schonen und den Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Schwere Fälle können jedoch auch eine Behandlung im Krankenhaus erfordern.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Online-Informationen von Deximed: deximed.de (Abrufdatum: 7.8.2023)
  • "Campylobacteriose". Online-Informationen des Bundesministeriums für Gesundheit: gesund.bund.de (Stand: 21.1.2021)
  • "Campylobacter-Enteritis". Online-Informationen des Robert-Koch-Instituts: www.rki.de (Stand: 1.6.2018)
  • "Campylobacter". Online-Informationen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: www.infektionsschutz.de (Stand: 23.4.2018)
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