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Allergisch gegen Aspirin: So tückisch ist die ASS-Intoleranz


Medikamente
Polypen und Asthma können Zeichen für ASS-Allergie sein

t-online, mew

22.03.2013Lesedauer: 4 Min.
Schmerzmittel wie Aspirin enthalten einen Wirkstoff, der allergische Reaktionen auslösen kann.Vergrößern des BildesSchmerzmittel wie Aspirin enthalten einen Wirkstoff, der allergische Reaktionen auslösen kann. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)
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Aspirin und viele andere Schmerzmittel enthalten einen Wirkstoff, der allergische Reaktionen auslösen kann: Acetylsalicylsäure (ASS). Wir nennen die Warnzeichen für eine ASS-Intoleranz.

Polypen, Asthma, Hautausschläge - diese Symptome können Zeichen für eine ASS-Intoleranz sein. ASS steht für Acetylsalicylsäure. Das ist der wichtigste Wirkstoff des bekannten Schmerzmittels Aspirin und vieler anderer Produkte.

Grundsätzlich wirkt ASS nicht nur schmerzlindernd, sondern auch fiebersenkend und entzündungshemmend. Zudem hat dieser Wirkstoff einen blutverdünnenden Effekt und wird deshalb zur Vorbeugung von Herzinfarkten und Schlaganfällen eingesetzt. Es gibt jedoch Menschen, die Acetylsalicylsäure nicht vertragen und allergisch darauf reagieren. Ist dies der Fall spricht man von einer ASS-Intoleranz.

Säure steckt auch in Lebensmitteln

Der Grundstoff von ASS ist die Salicylsäure. Diese steckt auch in vielen alltäglichen Nahrungsmitteln wie Obst, Gemüse und Kräutern. Wer also keine Schmerzmittel mit ASS nimmt, aber viele Lebensmittel isst, die diese Säure enthalten, kann trotzdem die typischen Symptome einer Intoleranz entwickeln.

Besonders viele Salicylate stecken in Weizenprodukten, Fertiggerichten und Rotwein. Auch Datteln, Himbeeren, Rosinen oder Gewürze wie Curry und Paprikapulver haben einen hohen Anteil an natürlicher Salicylsäure. Grundsätzlich gilt: Je fruchtiger oder saurer das Aroma eines Nahrungsmittels ist, umso höher ist der Gehalt an Salicylsäure.

Symptome gleichen einer Erkältung

Das Tückische bei einer Allergie gegen die Salicylsäure ist, dass die Symptome oftmals zuerst denen einer Erkältung gleichen, die typischerweise oft mit Aspirin bekämpft wird. Zu den Symptomen gehören eine laufende Nase, häufiger Schnupfen, der Verlust des Riechvermögens und Nasennebenhöhlenentzündungen. Bleibt die ASS-Intoleranz unentdeckt, wachsen innerhalb von zwei bis fünf Jahren zusätzlich Polypen in der Nase, die die Atmung beträchtlich behindern. Außerdem können die Betroffenen Asthma entwickeln.

Asthma-Attacke kann tödlich sein

Abgesehen von den Langzeit-Symptomen kann es auch gefährliche Allergie-Reaktionen direkt nach der Einnahme von ASS geben. Eine solche Asthmaattacke, begleitet von einer laufenden Nase, Gesichts- und Halsrötungen sowie entzündeten Augen, kann zu Bewusstlosigkeit, Schock und Tod führen. "Die lebensgefährlichen Reaktionen entwickeln sich innerhalb der ersten Stunde nach der Einnahme des ASS-Schmerzmittels. Andere Symptome können bis zu 24 Stunden nach der Einnahme auftreten", erklärt die HNO-Ärztin Dr. Susanne Mayr aus Erlangen. Sie ist Expertin für die ASS-Intoleranz, forschte dazu am "La Jolla Institute for Allergy and Immunology" in den USA.

Mehr Frauen betroffen

Nach ihren Erfahrungen sind gehäuft Frauen von der ASS-Intoleranz betroffen, was genetische Ursachen haben könnte. Die Patienten, die mit den Symptomen für die ASS-Intoleranz zu Susanne Mayr kommen, sind meist 30 bis 40 Jahre alt. Jugendliche stellen sich seltener vor, da sich die Symptome in jungen Jahren noch nicht so stark entwickelt haben.

Auslöser ist möglicherweise ein Enzymdefekt

Was die ASS-Intoleranz auslöst, ist noch nicht eindeutig geklärt. "Es gibt Untersuchungen, die auf einen vererbbaren Enzymdefekt hinweisen, der in Verbindung mit Infektionen der oberen Atemwege die ASS-Intoleranz auslösen kann", so Dr. Mayr. Andere Studien konnten diesen Defekt allerdings nicht nachweisen.

Generell gehen Experten davon aus, dass zwischen drei und fünf Prozent der Bevölkerung an einer ASS-Intoleranz leiden. Die Dunkelziffer könnte aber noch weit höher liegen. Der Grund dafür ist, dass die Unverträglichkeit gegen Salicylate bei den üblichen Allergie-Hauttests unentdeckt bleibt. Wer einmal allergische Reaktionen nach der Einnahme von Aspirin hatte, verzichtet zudem in der Regel auf dieses Schmerzmittel und entwickelt somit keine oder weniger starke Symptome.

Sicherheit gibt nur ein Provokationstest

Besteht der Verdacht auf eine ASS-Intoleranz, empfiehlt Dr. Mayr erst den Besuch des Hausarztes oder eines Facharztes, entsprechend der Symptome, die man hat. "Bei Asthma gehen Sie zum Lungenfacharzt, bei Polypen zum HNO-Arzt und bei Hautreaktionen zu einem Hautarzt mit der Spezialisierung Allergologie." Diese Ärzte können den Patienten gegebenenfalls an eine Klinik verweisen, in der spezifisch auf ASS-Intoleranz getestet wird.

Dazu wird ein Provokationstest durchgeführt, bei dem Aspirin in der Regel oral verabreicht wird. Alternativen sind die Inhalation oder das Sprühen einer Aspirin-Lösung in die Nase. Auch Bluttests sind eine Möglichkeit.

Die ASS-Intoleranz ist nicht heilbar

Heilbar ist die ASS-Intoleranz nicht. Wird sie festgestellt, kann dem Patienten aber durch die regelmäßige Gabe von ASS geholfen werden. Durch die so genannte ASS-Desaktivierung schwächen sich die Entzündungsreaktionen im Körper ab. Diese Methode sollte nur unter strenger ärztlicher Kontrolle erfolgen. "Der Effekt hält allerdings nur so lange an, wie die ASS täglich verabreicht wird", warnt Dr. Mayr.

Speziellen ASS-Ausweis besorgen

Etwas helfen könnte zudem eine spezielle Diät, bei der Lebensmittel mit Salicylsäure gemieden werden. Dabei sollte man jedoch vorsichtig sein, da eine zu strikte Vermeidung dieser Lebensmittel zu einer Mangelernährung führen kann. Haben sich bereits Polypen in der Nase gebildet, müssen diese operativ entfernt werden.

Bei der Auswahl von Schmerzmitteln sollten Betroffen darauf achten, dass sie Opiate oder COX-2-Inhibitoren erhalten. Weisen Sie Ihren Apotheker explizit darauf hin, dass Sie ASS nicht vertragen. Vorsicht gilt auch bei den Schmerzmitteln Ibuprofen, Diclofenac oder Paracetamol. "Diese gehören wie ASS in die Gruppe der nicht-steroidalen Antiphlogistika und können möglicherweise ebenfalls eine ähnliche allergische Reaktion wie Aspirin auslösen", warnt Dr. Mayr.

Zudem sollten ASS-Allergiker unbedingt einen speziellen ASS-Ausweis mit sich führen, damit Ärzte im Notfall schnell darauf reagieren können.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
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