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Wachsende Sorge vor Konflikt mit dem Iran


Lage im Überblick
Wachsende Sorge vor Konflikt mit dem Iran

Von dpa
Aktualisiert am 12.06.2025 - 05:14 UhrLesedauer: 4 Min.
Konflikt Iran-USA - US-Botschaft in IrakVergrößern des Bildes
Die USA reduzieren aus Sicherheitsgründen Botschaftspersonal im Irak. (Archivbild) (Quelle: Khalid Mohammed/AP/dpa/dpa-bilder)
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Im Streit um das iranische Atomprogramm gibt es weiterhin keine Einigung. Nun reduziert Washington aus Sicherheitsgründen Botschaftspersonal in der Region. Greift der Verbündete Israel den Iran an?

Im Nahen Osten wächst die Sorge vor einem möglichen Angriff Israels auf den Iran. Aus Sicherheitsgründen reduzieren die mit Israel verbündeten USA ihr Botschaftspersonal im Irak. Befürchtet wird, dass die Führung der Islamischen Republik im Fall eines israelischen Angriffs auf den Erzfeind Vergeltungsschläge gegen US-Stützpunkte in der Region anordnen könnte.

Auf das Botschaftspersonal angesprochen, entgegnete US-Präsident Donald Trump in Washington: "Sie werden abgezogen, weil es ein gefährlicher Ort sein könnte. Wir werden sehen, was passiert." Der Iran "kann keine Atomwaffen haben, das werden wir nicht erlauben", sagte Trump.

Iran droht mit Angriffen auf US-Stützpunkte

Irans Verteidigungsminister Asis Nasirsadeh drohte den USA im Falle einer militärischen Eskalation mit Konsequenzen. Zugleich äußerte der Brigadegeneral die Hoffnung, dass die Atomverhandlungen mit Washington zu einem Ergebnis führen werden. "Aber wenn die Verhandlungen scheitern und uns eine Auseinandersetzung aufgezwungen wird, werden die Verluste der Gegenseite mit Sicherheit weitaus höher sein als unsere", zitierte ihn die staatliche iranische Nachrichtenagentur Irna. Der Iran werde ohne Rücksichtnahme all ihre Stützpunkte in der Region ins Visier nehmen, warnte er.

Die Stützpunkte des US-Militärs am Persischen Golf, etwa in Bahrain und Katar, sind Luftlinie nicht sehr weit vom Iran entfernt und könnten im Falle einer Eskalation zu Zielen werden. In seinem Nachbarland Irak wiederum übt der Iran großen Einfluss aus, unter anderem über verbündete schiitische Milizen. Zudem verfügt die Regionalmacht über eine unbekannte Zahl unterirdisch gelagerter Raketen, die Israels Staatsgebiet erreichen können. Die Führung in Teheran beteuert, nicht den Bau von Atomwaffen anzustreben, sondern das Atomprogramm allein für zivile Zwecke zu betreiben.

Trump: Bin viel weniger zuversichtlich

Noch setzt Trump in dem Streit auf Verhandlungen mit dem Iran. In einem Podcast mit dem Namen "Pod Force One" sagte er jedoch: "Ich bin jetzt weniger zuversichtlich als noch vor ein paar Monaten. Etwas ist mit ihnen passiert, aber ich bin viel weniger zuversichtlich, dass ein Deal zustande kommt." Trump hatte für die Verhandlungen mit Teheran ursprünglich einen Zeitraum von zwei Monaten abgesteckt, die aber bald vorbei sind. Es ist unklar, ob es in dieser Woche eine weitere Verhandlungsrunde geben wird.

Die Seehandelsaufsicht der britischen Marine (UKMTO) erklärte, man sei über Spannungen informiert worden, "die zu einer Eskalation militärischer Aktivitäten führen könnte". Schiffe sollten Vorsicht walten lassen im Persischen Golf, im Golf von Oman und in der Straße von Hormus, einer für die Schifffahrt wichtigen Meeresenge zwischen dem Iran und dem Oman. Angesichts der wachsenden Spannungen zogen die Preise an den Ölmärkten deutlich an.

Israel bereitet angeblich Angriff vor

Trump hat den Iran mehrfach gewarnt, dass es ohne eine Einigung zu einem Militäreinsatz kommen könnte. Er wolle das zwar nicht, sei aber dazu bereit, sagte der US-Präsident sinngemäß. Zudem könnte auch Israel einen Angriff auf seinen Erzfeind Iran beginnen - mit oder ohne Unterstützung des US-Verbündeten. US-Medienberichten zufolge hat Israel eine mögliche Attacke auf die iranischen Atomanlagen bereits vorbereitet. Unklar sei jedoch, ob die israelische Regierung schon eine endgültige Entscheidung getroffen habe.

Im vergangenen Jahr standen Israel und der Iran bereits mehrfach am Rande eines offenen Kriegs. Seit Jahrzehnten ruft die Führung in Teheran zur Vernichtung des jüdischen Staats auf. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hält einen Deal nur dann für akzeptabel, wenn er zur Zerstörung aller Atomanlagen im Iran führen würde. Wiederholt hat die Führung in Israel mit Angriffen auf die iranischen Atomanlagen gedroht.

Experten zweifeln an Wirkung eines Militärschlags

Experten haben jedoch Zweifel, ob das Atomprogramm durch einen Militärschlag gestoppt werden könnte. Das wäre ein "außerordentlich komplexer militärischer Einsatz", heißt es in einer Analyse des Zentrums für Strategische und Internationale Studien (CSIS) in Washington. Zudem könne das Zentrifugenprogramm relativ schnell wieder aufgebaut werden. Luftangriffe würden das Atomprogramm nach Ansicht von Experten deshalb allenfalls um einige Zeit zurückwerfen, aber nicht langfristig stoppen. Zudem könnte ein Militärschlag den Iran erst recht dazu bewegen, Atomwaffen zu entwickeln.

Gleichzeitig sind wichtige Verbündete des Irans - die Hisbollah-Miliz im Libanon und die islamistische Hamas im Gazastreifen - aufgrund des Vorgehens des israelischen Militärs seit dem Massaker palästinensischer Terroristen am 7. Oktober 2023 in Israel extrem geschwächt. Die Angreifer töteten damals rund 1.200 Menschen und entführten mehr als 250 weitere in den Gazastreifen, wodurch der bis heute andauernde Gaza-Krieg ausgelöst wurde.

Armee: Leichen von zwei Geiseln im Gazastreifen geborgen

Zwei Geisel-Leichen wurden nun von den israelischen Streitkräften nach eigenen Angaben bei einem Einsatz im Süden des abgeriegelten Küstengebiets geborgen. Beide Männer waren beim Überfall am 7. Oktober 2023 getötet, ihre Leichen nach Gaza verschleppt worden. Bei einem der Opfer handelte es sich um den damals 59-jährigen Jair Jaakov. Seine Lebensgefährtin und zwei seiner Söhne waren im Zuge des Oktober-Massakers entführt und im Rahmen eines Geisel-Deals im folgenden Monat freigelassen worden. Den Namen des zweiten Opfers hielt Israels Armee auf Wunsch der Familie vorerst zurück.

Nach der Bergung der beiden Leichen befinden sich nach israelischer Zählung noch mindestens 20 lebende Geiseln in der Gewalt der Hamas. Bei zwei weiteren Entführten ist unklar, ob sie noch leben. Bei 31 Geiseln wird fest davon ausgegangen, dass sie tot sind.

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Aktivisten auf dem Weg zum Grenzübergang Rafah

Derweil sind mehrere hundert in Tunesien aufgebrochene Aktivisten seit Montag auf dem Weg über Libyen in Richtung Ägypten. Nach eigenen Angaben wollen sie ab Sonntag am Grenzübergang Rafah auf die humanitäre Notlage in Gaza aufmerksam machen und gegen Israels Angriffe protestieren. Ägyptens Regierung forderte die Aktivisten jedoch dazu auf, dafür offizielle Genehmigungen einzuholen.

Im vergangenen Monat hatte nach einer fast dreimonatigen Blockade von Hilfslieferungen durch Israel der Einsatz der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) begonnen. Diese sollte eine Alternative zum Einsatz der UN und internationaler Hilfsorganisationen im Gazastreifen darstellen. Israel und die USA wollen mit dem Einsatz der GHF verhindern, dass sich die Hamas humanitäre Hilfsgüter aneignet. Die Stiftung ist jedoch umstritten. Zuletzt kam es wiederholt zu tödlichen Zwischenfällen in der Nähe ihrer Verteilungszentren.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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