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Morbus Crohn und Colitis ulcerosa: Darmerkrankungen nehmen weltweit zu


Forscher alarmiert
Entzündliche Darmerkrankungen nehmen weltweit zu


Aktualisiert am 11.06.2025 - 13:55 UhrLesedauer: 3 Min.
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Kranker Darm: Millionen Menschen leiden an anhaltenden Entzündungen des Verdauungstrakts. (Quelle: Oleksandra Troian/getty-images-bilder)
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Morbus Crohn und Colitis ulcerosa breiten sich weltweit aus – auch dort, wo sie früher kaum bekannt waren. Forscher warnen vor einer globalen Krankheitswelle.

Jahrzehntelang galten chronisch-entzündliche Darmerkrankungen als typische "Zivilisationskrankheiten" des Westens. Inzwischen verändert sich das Bild: Immer mehr Menschen in Asien, Lateinamerika und Afrika erhalten die Diagnose Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Wissenschaftler haben nun vier Stadien der weltweiten Ausbreitung identifiziert – und schlagen Alarm.

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Darmkrankheiten auf dem Vormarsch – weltweit

Colitis ulcerosa wurde erstmals 1859 in Großbritannien beschrieben, Morbus Crohn 1932 in den USA. In den Jahrzehnten danach blieben die Fälle selten. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg stieg die Zahl der Erkrankten in Nordamerika und Europa stark an – und dies setzt sich nun weltweit fort.

Ein internationales Forschungsteam um Gilaad Kaplan (Universität Calgary) und Siew Ng (Chinesische Universität Hongkong) spricht im Fachmagazin "Nature" von einer "globalen Krankheitswelle". Grundlage ist eine Analyse von Daten aus mehreren Kontinenten. Für 2030 rechnen die Forscher allein in den USA und Europa mit über sieben Millionen Betroffenen.

In Kürze: chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Bei Morbus Crohn und Colitis ulcerosa besteht ein Überschuss entzündungsfördernder Stoffe in der Darmwand. Während bei Morbus Crohn die Entzündung im gesamten Verdauungstrakt vom Mund bis zum After auftreten kann, beschränkt sie sich bei Colitis ulcerosa auf den Dickdarm und den Enddarm.
Im Extremfall können die Erkrankungen, wenn sie unbehandelt bleiben, auch das Risiko eines vorzeitigen Todes erhöhen.

Vier Stadien einer weltweiten Krankheitsausbreitung

Die Forscher unterscheiden vier Phasen in der weltweiten Ausbreitung:

  • Stadium 1: Auftreten (emergence) – Die ersten Fälle treten auf. In den USA fand dies bereits in den 1940er-Jahren statt, in Europa rund zehn Jahre später – meist mit Colitis ulcerosa.
  • Stadium 2: Beschleunigung (acceleration incidence) – Die Zahl der Neuerkrankungen nimmt rasant zu. Auf den Färöer-Inseln wurde 2011 mit 73,7 Neuerkrankungen pro 100.000 Menschen die weltweit höchste Inzidenz gemessen. In Wales verdoppelte sich die Rate alle zehn Jahre.
  • Stadium 3: Anhäufung (compounding prevalence) – Die Zahl der Neuerkrankungen stabilisiert sich, aber die Gesamtzahl der Erkrankten steigt weiter. Grund: Die Krankheiten beginnen oft schon im jungen Erwachsenenalter, sind aber nicht tödlich. Die Betroffenen leben viele Jahre mit der Krankheit.
  • Stadium 4: Gleichgewicht (prevalence equilibrium) – Die Gesamtzahl der Erkrankten erreicht ein stabiles Niveau. Dies deutet sich derzeit nur in Ländern wie Dänemark, Schottland und Kanada an.

Wer besonders stark betroffen ist

Colitis ulcerosa beginnt meist am Enddarm und lässt sich durch eine sogenannte Sigmoidoskopie erkennen – eine Untersuchung des unteren Darmabschnitts. Morbus Crohn dagegen betrifft oft den gesamten Verdauungstrakt, vom Mund bis zum After. Die Diagnose ist aufwendiger, in vielen Fällen ist eine vollständige Darmspiegelung (Koloskopie) nötig.

Beide Krankheiten sind nicht heilbar, verlaufen in Schüben und können die Lebensqualität stark einschränken. Besonders beunruhigend: Immer häufiger erkranken Kinder und Jugendliche.

Wohlstandskrankheiten auf dem Vormarsch

Inzwischen verzeichnen auch Schwellenländer wie China, Malaysia oder Brasilien steigende Fallzahlen. Viele der Länder befinden sich im Stadium 2 der Ausbreitung. In ärmeren Regionen Afrikas beobachten Forscher das Stadium 1: Erste Erkrankungen treten auf, Diagnosen erfolgen aber oft verzögert, weil die nötige medizinische Ausstattung fehlt.

Ein Grund für die Zunahme ist laut Studie der westliche Lebensstil. Immer mehr Menschen übernehmen Ernährungs- und Verhaltensmuster, die mit einem erhöhten Krankheitsrisiko verbunden sind – mehr Zucker und verarbeitete Lebensmittel, wenig Bewegung.

"Ein Ende der Krankheitswelle ist nicht in Sicht", warnen Kaplan und Ng. Die Ursachen von Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind zwar noch nicht vollständig geklärt, aber Umweltfaktoren, insbesondere die Ernährung, gelten als zentrale Auslöser.

 
 
 
 
 
 
 

Was bedeutet das für Deutschland?

In Deutschland gelten Morbus Crohn und Colitis ulcerosa bereits als Volkskrankheiten. Die Zahl der Neuerkrankungen wächst stetig. Fachleute rechnen damit, dass hierzulande in den kommenden Jahren immer mehr junge Menschen betroffen sein werden. Eine gute medizinische Versorgung ist entscheidend – ebenso wie die Prävention durch eine gesunde Lebensweise.

Verwendete Quellen
Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.

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