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Mindestens 86 Tote bei Gewalt im Zentrum Nigerias


Eskalation unter Volksgruppen
Mindestens 86 Tote bei Gewalt in Nigeria

Von dpa, afp
Aktualisiert am 25.06.2018Lesedauer: 3 Min.
Tote bei Angriff von Nomaden auf Dörfer in NigeriaVergrößern des BildesTote bei Angriff von Nomaden auf Dörfer in Nigeria (Quelle: Uncredited/Nigeria Government/ap-bilder)
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Immer wieder kommt es in Nigeria zu Konflikten zwischen Nomaden und Bauern. Nun haben Angreifer in Dörfern im Zentrum des Landes ein Blutbad angerichtet.

Bei einem Angriff von bewaffneten Nomaden auf sechs Dörfer in Nigeria sind einem Medienbericht zufolge mindestens 86 Menschen getötet worden. Das sagte ein Polizeisprecher dem Sender Channels Television. Die Toten wurden demnach am Samstag in der Gegend Barikin Ladi im zentralen Bundesstaat Plateau entdeckt, nachdem es in den Tagen zuvor gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen den Bauern und Hirten gegeben habe, die zwei verschiedenen Volksgruppen angehören: den Berom und den Fulbe.

Mindestens 50 Häuser und mehrere Fahrzeuge seien bei dem Angriff zerstört worden. Der Präsident des westafrikanischen Landes, Muhammadu Buhari, verurteilte die Tat und versprach, die Täter "zur Rechenschaft zu ziehen".

Örtliche Quellen deuteten auf eine weitaus größere Opferzahl hin. Über 200 Menschen hätten ihr Leben verloren, sagte am Montag Cyril Puppet, ein Mitarbeiter der Regierung in dem Bundesstaat, der Deutschen Presse-Agentur.

Die Angreifer überfielen eine Trauergemeinschaft

Die Dorfbewohner seien auf dem Rückweg von einer Beerdigung gewesen, als sie angegriffen worden seien, sagte Puppet. Die Hirten, Angehörige der Fulbe, hätten das Feuer auf die Menschen eröffnet und "Hunderte unserer Leute getötet und verstümmelt". Auch die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte erklärte, die Bewaffneten hätten eine christliche Trauergesellschaft angegriffen.

Auch am Sonntag nach der Gewalteskalation soll es weitere Angriffe gegeben haben: Augenzeugen berichteten, junge Angehörige des Berom-Volkes hätten auf der Straße zwischen der Regionalhauptstadt Jos in die Bundeshauptstadt Abuja Barrikaden errichtet, um Autofahrer anzugreifen, "die wie Fulbe oder Muslime aussehen". Das Berom-Volk hängt mehrheitlich dem Christentum an.

"Ich bin mit zerborstenen Fensterscheiben entkommen"

Polizei und Armee bestätigten die Angriffe auf Autofahrer, nannten aber keine Opferzahlen. Ein Augenzeuge sagte, es seien mindestens sechs Menschen von den Angreifern an der Straße getötet worden. "Ich bin mit zerborstenen Fensterscheiben und Schäden am Auto entkommen", sagte er. "Ich habe sechs Leichen und mehrere beschädigte Autos gesehen."

Angesichts der Gewalt wurde am Sonntag eine Ausgangssperre in mehreren Regionen des Bundesstaates verhängt. Gouverneur Simon Lalong sagte, es seien Maßnahmen eingeleitet worden, um "die betroffenen Gemeinschaften zu schützen und die Verantwortlichen festzunehmen".

Der Präsident sprach den Betroffenen sein Mitgefühl aus

Staatschef Buhari appellierte an die Bevölkerung, gefasst zu bleiben. "Wir werden nicht ruhen, bis alle Mörder und kriminellen Elemente und ihre Sponsoren außer Gefecht gesetzt und zur Rechenschaft gezogen wurden", twitterte er. Er drückte den betroffenen Gemeinden sein tiefstes Beileid aus.

Drei mutmaßliche Täter seien bereits festgenommen, sagte der Leiter einer Sondereinheit der Streitkräfte, Anthony Atolagbe, dem staatlichen TV-Sender NTA. Sie hätten gestanden, an dem Massaker teilgenommen zu haben, und hätten wichtige Informationen über andere Täter und deren Aufenthaltsort preisgegeben.

Trotzdem kritisierte die Internationale Gesellschaft für Menschenrecht die Regierung scharf. Sie tue nicht genug dafür, derartige Angriffe zu verhindern. Unter der Führung von Präsident Buhari ergreife die Regierung "immer mehr Partei für die muslimischen Volksgruppen, wie die Fulani, und ignoriert die Anliegen der christlichen Volksgruppen im Süden des Landes", teilte der Afrika-Referent der Organisation, Emmanuel Ogbunwezeh, mit.

Seit Jahren bekriegen sich die Volksgruppen

Der Konflikt um Land und Ressourcen in der Region schwelt bereits seit Jahrzehnten. Zusätzlich angefacht wird die Gewalt durch ethnische, religiöse und politische Rivalitäten. Auch der Klimawandel verschärft das Problem: In den vergangenen Jahren sind wegen der zunehmenden Trockenheit im Norden des Landes zahlreiche Nomaden mit ihren Kuhherden in die südlicheren Regionen des Landes ausgewichen.

Experten zufolge könnten die interethnischen Rivalitäten zu einem größeren Sicherheitsproblem werden als der seit Jahren andauernde bewaffnete Konflikt mit der Islamistengruppe Boko Haram. In dem Konflikt wurden seit 2009 mehr als 20.000 Menschen getötet und 2,3 Millionen in die Flucht getrieben. In Nigeria leben zahlreiche Volksgruppen. Zudem ist das Land geteilt in den muslimisch geprägten, ärmeren Norden und den christlich geprägten, reicheren Süden.

Verwendete Quellen
  • AFP
  • dpa
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