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Das sind die hÀrtesten Corona-Strafen der Welt
In der Corona-Krise werden Maskenverweigerer in Deutschland mild bestraft, wirft man einmal einen Blick ins Ausland. Von absurden Sporteinheiten bis hin zu mehreren Tausend Euro Strafe ist alles dabei.
In Deutschland können Maskenverweigerer teilweise mit 150 Euro BuĂgeld bestraft werden. Peanuts im Vergleich zu den Corona-Strafen andernorts. Von öffentlichen LiegestĂŒtzen bis zu mehrmonatigem Knast reicht die Palette. Auch Suppe-Essen wurde schon zum VerhĂ€ngnis.
Sport und Singen: Indonesien will "Public Shaming" sehen
Mitten auf dem FuĂweg geht ein Mann in die Knie und spreizt die HĂ€nde auf dem mit Kieselsteinen bedeckten Boden. Dann macht er unter den wachsamen Augen mehrerer Polizisten LiegestĂŒtze. Sportkleidung trĂ€gt er nicht, der junge Indonesier hat sogar noch seinen pinkfarbenen Motorradhelm auf dem Kopf.
Sein Vergehen: In Corona-Zeiten war er auf der Insel Sulawesi ohne Maske auf seinem Motorrad unterwegs und hatte â Pech fĂŒr ihn â einen Kontrollpunkt der SicherheitskrĂ€fte passiert. Die Strafe folgte auf dem FuĂe â denn in Indonesien sind demĂŒtigende TurnĂŒbungen in aller Ăffentlichkeit das Mittel der Wahl im Kampf gegen Corona-Regelbrecher.
Aber im weltgröĂten Inselstaat werden auch noch andere Varianten von "Public Shaming" angewandt, um die Corona-Regeln durchzusetzen: Das öffentliche Singen der Nationalhymne etwa, die erzwungene Teilnahme an Beerdigungen von Covid-19-Opfern (so geschehen in Tuban auf Java) sowie das Reinigen öffentlicher RĂ€ume in einer leuchtend-orangen Weste mit der Aufschrift "Verletzer des Gesundheitsprotokolls".
Ghana steckt Maskenverweigerer jahrelang in den Knast
Wer jetzt denkt, Push-Ups vor aller Augen oder Putzkolonnen seien eine harsche Bestrafung fĂŒr eine fehlende Maske, der wird in anderen LĂ€ndern eines Besseren belehrt. Im westafrikanischen Ghana blĂŒhen den BĂŒrgern zwischen vier und zehn Jahren GefĂ€ngnis oder bis zu 60.000 Cedi (8.800 Euro) Strafe, wenn sie ohne Mund-Nase-Bedeckung erwischt werden.
PrĂ€sident Nana Akufo-Addo verabschiedete im Juni ein entsprechendes Gesetz. Die 150 Euro BuĂgeld, die in Teilen Deutschland fĂŒr Maskenverweigerung in öffentlichen Verkehrsmitteln fĂ€llig werden, wirken dagegen wie ein Klacks.
Thailand: 20 Minuten zu lange drauĂen â GefĂ€ngnis droht
Auch vor der eigenen HaustĂŒr kann mancherorts juristisches Ungemach drohen: Auf der thailĂ€ndischen Insel Koh Chang sind ein Schweizer und seine einheimische Ehefrau zu zwei Monaten Haft verurteilt worden, weil sie im April vor ihrem Haus Suppe gegessen und darĂŒber die Zeit vergessen hatten. Als die Polizei anrĂŒckte, war es 22.20 Uhr. Das Problem: Ab 22 Uhr galt damals eine Ausgangssperre, die mittlerweile aufgehoben wurde. Die beiden sind auf Kaution auf freiem FuĂ und gingen in Berufung â aber die mögliche Zeit im GefĂ€ngnis hĂ€ngt wie ein Damoklesschwert ĂŒber ihnen.
Zahlreiche Schweizer Medien berichteten schon ĂŒber den Fall. "Dies ist eine ziemlich komplizierte Zeit fĂŒr uns", schrieb der Walliser, der seit zehn Jahren in Thailand lebt, auf Facebook. "Danke an Euch alle in der Schweiz, mit diesen guten Vibes werden wir sicher eine Lösung finden." Auf Anfrage sagte der 42-JĂ€hrige der Deutschen Presse-Agentur, in dem Berufungsverfahren sei bislang noch keine Entscheidung gefallen, das könne auch noch dauern.
In Malaysia muss ein Restaurantbesitzer sogar fĂŒnf Monate hinter Gitter. Der Mann hĂ€tte sich wegen Corona-Symptomen in Selbstisolation befinden mĂŒssen, hatte aber dennoch sein Lokal weiter geöffnet. "In der Folge mussten mehrere Dörfer in den Bundesstaaten Kedah und Perlis unter Lockdown gestellt werden", erzĂŒrnte sich der Minister fĂŒr nationale Sicherheit, Ismail Sabri Yaakob. Mindestens 40 InfektionsfĂ€lle wurden in Zusammenhang mit dem QuarantĂ€ne-VerstoĂ bestĂ€tigt.
Singapur: GefĂ€ngnisstrafe fĂŒr einen Facebook-Post
Knast gab es auch fĂŒr einen 40-JĂ€hrigen im fĂŒr seine drakonischen Strafen bekannten Singapur. Sein Vergehen: Der Taxifahrer hatte im April in einer Facebook-Gruppe geschrieben, dass wegen des Lockdowns LĂ€den schlieĂen und SupermĂ€rkte nur noch zwei Tage die Woche öffnen wĂŒrden.
Obwohl er den Post schon nach 15 Minuten wieder löschte, habe er damit die Leute zu PanikkÀufen veranlasst, befand ein Gericht. Das Resultat: Vier Monate Haft wegen Verbreitung falscher Informationen.
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Indien: Schlagstock, Kniebeugen und 500 Mal schreiben
In Indien hat die Polizei maskenlose Passanten, StraĂenverkĂ€ufer und Rikscha-Fahrer schon zu Beginn der Pandemie mit Schlagstöcken verhauen. Andere Regelbrecher mussten Kniebeugen machen oder wurden von Beamten mit Helmen in Form des Coronavirus erschreckt. Touristen mussten wegen eines Spaziergangs 500 Mal schreiben: "Ich habe mich nicht an die Ausgangssperre gehalten, und das tut mir sehr leid."
Zwar kommen die Behörden in Europa ohne schrĂ€ge Strafaktionen oder öffentliches BloĂstellen aus, aber die Forderungen nach hĂ€rterem Durchgreifen werden lauter. So hat die britische Regierung kĂŒrzlich die BuĂgelder fĂŒr Corona-VerstöĂe erhöht: Wer wiederholt gegen die Pflicht zum Tragen einer Gesichtsbedeckung in LĂ€den oder anderen geschlossenen RĂ€umen verstöĂt, muss nun bis zu 3.200 Pfund (rund 3.500 Euro) berappen â doppelt so viel wie bisher. Veranstalter illegaler Partys mĂŒssen gar mit BuĂgeldern von bis zu 11.000 Euro rechnen.
Auch in Europa werden die Strafen hÀrter
In Ăsterreich stehen bereits bis zu drei Jahre Haft auf die fahrlĂ€ssige GefĂ€hrdung von Menschen durch ĂŒbertragbare Krankheiten. Sechs Monate BewĂ€hrung und 800 Euro Strafe gab es deshalb schon fĂŒr eine infizierte 49-JĂ€hrige aus Klagenfurt, weil sie ihr Haus verlieĂ. Die Frau sagte, sie habe die QuarantĂ€ne nur gebrochen, weil sie Geld fĂŒr ihre kranke Enkelin in Bosnien ĂŒberweisen musste. Eine in Tirol lebende Deutsche muss 10.800 Euro zahlen, weil sie trotz Infekts und QuarantĂ€ne einkaufen ging und ein Taxi nahm. Die StaatsanwĂ€lte wollen auch fĂŒr sie mindestens eine BewĂ€hrungsstrafe und gingen in Berufung.
Nur bei den fĂŒr ihre ZurĂŒckhaltung und Höflichkeit bekannten Japanern scheinen die VerhĂ€ltnisse fast umgekehrt. Maske tragen sie ganz ohne Strafandrohung, und die Abstandsregeln werden ebenfalls ohne Murren eingehalten. Gemurrt wurde erst, als die Regierung kĂŒrzlich â trotz wieder steigender Fallzahlen â eine Förderkampagne zur Ankurbelung des Binnentourismus startete.
Laut einer Umfrage halten das rund 80 Prozent der Japaner fĂŒr stark verfrĂŒht. Mehr als die HĂ€lfte der Menschen von Sapporo bis Okinawa wĂŒrde sich sogar wĂŒnschen, dass wieder der Notstand ausgerufen wird.