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Corona-Urlaub in Österreich? "Ein zweites Ischgl wird es nicht geben"


Skiurlaub in Österreich
"Ein zweites Ischgl wird es nicht geben"

InterviewVon t-online, bsv

Aktualisiert am 26.11.2020Lesedauer: 3 Min.
Corona-Hotspot Ischgl: Schnelltests sollen helfenVergrößern des BildesCorona-Hotspot Ischgl: Schnelltests sollen helfen (Quelle: imago-images-bilder)
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Deutschland und andere Staaten wollen das Skifahren über Weihnachten und Neujahr verbieten. Doch Österreich will von der Hochsaison profitieren. Die österreichische Tourismusministerin Elisabeth Köstinger erklärt, wie das Land aus den Fehlern des Frühjahrs gelernt hat.

t-online: Frau Köstinger, die deutsche Bundesregierung will sich in der EU dafür einsetzen, Skiurlaub bis zum 10. Januar zu verhindern. Italien und Frankreich sehen das ähnlich. Warum ist Österreich dagegen?

Elisabeth Köstinger: Ich kann diesen Vorschlägen wirklich gar nichts abgewinnen. Zwar kämpfen auch wir derzeit damit, die Infektionszahlen zu senken. Aber wir haben bereits im Sommer gezeigt, dass sicherer Urlaub bei uns möglich ist. Entsprechend spricht auch nichts gegen Skifahren bei uns. Zumal es bei vielen Menschen gerade in diesem Jahr eine große Sehnsucht gibt, Sport zu treiben und die Berge zu genießen.

Das mag sein. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hat allerdings bereits gesagt: "Wenn wir die Grenzen offenhalten wollen, brauchen wir eine klare Übereinkunft, was das Skifahren betrifft." Das könnte man so übersetzen: "Wenn Österreich Winterurlaub erlaubt, schließen wir die Grenzen."

Ich hoffe nicht, dass Herr Söder so etwas ernsthaft erwägt. Der Schaden wäre auf beiden Seiten riesig. Es geht doch nicht nur um den Tourismus: Wir haben in der EU viele Grenzen überwunden. Wer sie jetzt wieder hochziehen will, versündigt sich an der Wirtschaft und an den Menschen.

Allerdings stiegen nach dem Sommerurlaub in vielen Ländern die Infektionszahlen. Da liegt es doch nahe, im Winter nicht noch einmal den gleichen Fehler zu begehen.

Wir haben umfassende Clusteranalysen gemacht und festgestellt, dass die großen Ausbrüche auf Familienfeiern und anderen privaten Zusammenkünften passiert sind. Das Virus holt man sich nicht auf der Piste, sondern oft beim Feiern danach. Und Après-Ski, wie man es bisher kannte, wird es dieses Jahr nicht geben.

Vielleicht braucht es die Party danach auch gar nicht. Im Oktober drängten sich die Menschen in Ihren Skigebieten. Das sah nicht gerade vertrauenerweckend aus.

Wir hatten zu Saisonbeginn einige Tage, in denen unsere Skigebiete überrannt wurden. Niemand hatte mit diesem Ansturm gerechnet. Inzwischen haben die Skigebiete alle Vorkehrungen getroffen, um Sicherheit zu gewährleisten. Abstände und Mund-Nasen-Schutz sind Pflicht.

Aber über den Jahreswechsel wird der Ansturm doch noch viel größer sein als im Oktober.

Wir haben deshalb inzwischen umfassende Konzepte ausgearbeitet. Übrigens sind 85 Prozent der Liftanlagen eh an der frischen Luft, stellen also kein Problem dar. Und in den Gondeln und Seilbahnen gibt es Abstandspflichten, und die Betreiber sorgen für ausreichend Frischluft.

Das wird auch kontrolliert?

Darauf können Sie sich verlassen.

Sie schließen also ein zweites Ischgl aus?

Ein zweites Ischgl wird es nicht geben. Schon allein aus drei Gründen: Après-Ski ist verboten, in den geschlossenen Liften gelten die Hygiene- und Abstandsregeln. Und wir testen alle Mitarbeiter im Tourismus regelmäßig auf Corona – übrigens als einziges Land in Europa.

Elisabeth Köstinger ist Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus in der Regierung von Kanzler Sebastian Kurz. Sie gehört der Österreichischen Volkspartei an.

Das heißt: Sollten alle anderen EU-Staaten den Wintertourismus vorerst verbieten, rufen Sie "Skifahrer aller Länder, kommt nach Österreich"?

Mir geht es um Fairness. Dass der Wintertourismus gesondert betrachtet wird, ist nicht nachvollziehbar. Es macht doch keinen Unterschied, ob ich in Österreich Ski fahre oder mich in den Flieger nach Griechenland setze.

Aber was ist, wenn die EU das anders sieht?

Ich sehe derzeit keine Rechtsgrundlage für die EU, den Wintertourismus zu verbieten. Wenn es am Ende der Diskussion aber so kommen sollte, erwarten wir, dass uns die EU den Umsatzausfall ersetzt. Weil der Tourismus für uns einer der wichtigsten Wirtschaftszweige ist, entgehen uns im Dezember und Januar rund 800 Millionen Euro pro Woche.

Bis Weihnachten sollen alle in Österreich lebenden Menschen durchgetestet werden. Freuen Sie sich danach wirklich auf deutsche Touristen, die aus Hotspots kommen?

Wir beraten gerade mit den Gesundheitsbehörden, wie ein sicheres, geregeltes Leben in Österreich nach unserem Lockdown aussehen kann. Dabei spielt der Tourismus natürlich eine wichtige Rolle. Denkbar sind auch dort entsprechende Tests.

Verwendete Quellen
  • Per Video geführtes Interview mit Elisabeth Köstinger
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