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Ukraine: Jugendliche heben Schützengräben aus


Angst vor russischer Invasion
Ukrainische Jugendliche heben Schützengräben aus

Von afp
15.02.2022Lesedauer: 3 Min.
Ein ukrainischer Kämpfer kniet bewaffnet in einem Graben (Symbolbild): Jugendliche bereiten sich in der Ukraine auf den Kriegsfall vor und heben Schützengräben aus.Vergrößern des BildesEin ukrainischer Kämpfer kniet bewaffnet in einem Graben (Symbolbild): Jugendliche bereiten sich in der Ukraine auf den Kriegsfall vor und heben Schützengräben aus. (Quelle: SNA/Sergey Averin/imago-images-bilder)
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Eine mögliche Eskalation des Konflikts macht vielen Kindern und Jugendlichen in der Ukraine große Angst. Der 15-jährige Michailo berichtet von Alpträumen über einen "Überfall Putins" und bereitet sich auf den Kriegsfall vor.

Der 15-jährige ukrainische Jugendliche Michailo wird von Alpträumen einer russischen Invasion geplagt. Als Gegenmittel beteiligt er sich am Ausheben von Schützengräben an einem Hügel, der am Asowschen Meer im Südosten des Landes liegt. Ukrainische Soldaten könnten die Schützengräben im Falle eines Angriffs nutzen.

Michailo Anopa trägt Tarnkleidung der Nato, die ihm von seinem Adoptivvater geschenkt wurde. Er ist Schüler an einem Rehabilitationszentrum für Waisen, Straßenkinder und Kinder aus benachteiligten Milieus in Tscherwone, nahe des strategisch wichtigen Hafens Mariupol. "Als unser Vater, der Pfarrer, gesagt hat, dass (der russische Präsident Wladimir) Putin uns überfallen kann, habe ich Alpträume bekommen", sagt Michailo. "Wenn Russland die Ukraine überfällt, kann das in Mariupol beginnen."

Mehr als 14.000 Tote

Mariupol ist nicht weit von der Frontlinie zwischen den Gebieten entfernt, die von der ukrainischen Regierung kontrolliert werden und den Gebieten, die in der Hand der pro-russischen Separatisten sind. Die pro-russischen Separatisten hatten 2014 in den Bezirken Donezk und Luhansk "unabhängige Volksrepubliken" ausgerufen. Im anschließenden bewaffneten Konflikt mit der ukrainischen Armee wurden mehr als 14.000 Menschen getötet. Die Ukraine und westliche Staaten werfen Russland seit langem vor, die Separatisten militärisch zu unterstützen. Der Kreml bestreitet dies.

2014 griffen die Separatisten auch Mariupol an und versuchten, den Hafen zu erobern. An schönen Tagen sind von Tscherwone aus die russischen Kriegsschiffe zu sehen, die im Asowschen Meer an Manövern teilnehmen. "Diese Schützengräben werden für die ukrainischen Soldaten nützlich sein", findet Michailo. "Wir haben sie ausgehoben, um den Soldaten zu helfen, heute verstärken wir sie." Er stellt seine Schaufel beiseite, nachdem er die Wände des Schützengrabens begradigt hat.

"Die Kinder haben starke Angst"

Die Jugendlichen haben mit ihren Arbeiten begonnen, nachdem die russische Armee im November 2018 ukrainische Schiffe beschoss, die durch die Meerenge von Kertsch nach Mariupol gelangen wollten. Leiter des Rehabilitationszentrums ist der 53-jährige Pfarrer Gennadi Mochnenko, der zugleich Adoptivvater von einigen Jugendlichen ist.

"Wir befinden uns hier in Mariupol alle auf Messers Schneide", sagt der Militärgeistliche Stanislaw Kabanow, der für Michailos Rehabilitationszentrum zuständig ist. Rund zehn Jugendliche reinigen einen Schützengraben am Meeresrand. "Die Kinder lachen, spielen, aber im Grunde haben sie starke Angst", sagt Mochnenko. "Sie haben ihre gesamte Kindheit hinter dem Rücken von Soldaten verbracht." Seit acht Jahren sähen die Jugendlichen von ihrem Zimmer aus die Frontlinie.

Kinder bereiten sich auf Kriegsfall vor

In dem Rehabilitationszentrum Respublika Piligrim können 40 Schüler aufgenommen werden. Die Pastoren garantieren, dass sie im Falle von Feindseligkeiten als erste in Sicherheit gebracht würden. Im großen Saal des Zentrums hängen eine ukrainische Flagge und eine Flagge der USA auf Geschosshülsen.

Mochnenko erteilt den Jugendlichen Anweisungen: "Heute werden wir die Keller verstärken, Gasflaschen kaufen, einen Sicherheitsplan ausarbeiten." Jeder soll eine kleine Tasche mit vordringlichen Dingen und Dokumenten vorbereiten. "Ich kontrolliere das heute Abend", kündigt Mochnenko an.

Die Lage sei "sehr schlimm", befindet Mochnenko. "Aber wir werden vorbereitet sein." Er trägt ein Sweat-Shirt mit schwarzer Kapuze und der Aufschrift "Freedom" (Freiheit). Die Heranwachsenden stehen auf, bilden einen Kreis, fassen sich bei den Händen und beten für den Frieden. Nach einem letzten "Amen" gehen sie auseinander, um sich weiter auf den Kriegsfall vorzubereiten, indem sie die Fenster mit Sandsäcken verstärken oder Schützengräben ausheben.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur AFP
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