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SPD-Politiker blamiert sich mit Attacke auf ukrainischen Botschafter


"Respektlosigkeit"
SPD-Politiker blamiert sich mit Attacke auf ukrainischen Botschafter

Von t-online, mk

Aktualisiert am 16.03.2022Lesedauer: 2 Min.
Andrij Melnyk, Botschafter der Ukraine in Deutschland: "Es wäre an der Zeit, dass der deutsche Regierungschef sich äußert und konkrete Hilfsmaßnahmen avisiert."Vergrößern des BildesAndrij Melnyk, Botschafter der Ukraine in Deutschland: "Es wäre an der Zeit, dass der deutsche Regierungschef sich äußert und konkrete Hilfsmaßnahmen avisiert." (Quelle: Fabian Sommer/dpa)
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Andrij Melnyk wird nicht müde, von der Bundesregierung mehr Unterstützung für die Ukraine einzufordern. Als Botschafter in Berlin ist das schließlich sein Job. Das muss jetzt auch der SPD-Politiker Sören Bartol einräumen.

Seinen Ruf als "Nervensäge" trägt Andrij Melnyk wohl nicht zu Unrecht, jedenfalls aus Sicht deutscher Politiker. Schon vor Beginn des Krieges in seinem Heimatland hat der ukrainische Botschafter in Berlin immer wieder Waffenlieferungen und mehr Unterstützung des Westens eingefordert. Auf diplomatische Gepflogenheiten nahm Melnyk zuletzt weniger Rücksicht, berichtete etwa in Talkshows offen über seine enttäuschenden Gespräche mit deutschen Ministern. Jetzt ist dem SPD-Politiker Sören Bartol wegen Melnyk wohl der Kragen geplatzt.

"Ich finde diesen 'Botschafter' mittlerweile unerträglich", schrieb der Bundestagsabgeordnete und Staatssekretär im Bauministerium am Mittwochmorgen auf Twitter. "So verhält man sich nicht gegenüber einem befreundeten Land", fuhr Bartol fort. "Und vor allem nicht gegenüber einem Kanzler, einer Bundesregierung, die gerade der Ukraine gemeinsam mit dem Bundestag hilft #respektlosigkeit". Anlass für Bartols Tirade war Melnyks Bitte nach einer Regierungserklärung im Anschluss an die für Donnerstag geplante Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Bundestag.

Bartol: "Habe meinen Tweet gelöscht"

Die Kritik an Bartols Wortwahl kam prompt. "Der Mann vertritt ein Land, das überfallen wurde", schrieb beispielsweise der Journalist Martin Debes auf Twitter. "Wie peinlich, wie beschämend für einen Parlamentarischen Staatssekretär. Angela Merkel hätte ihn schon gefeuert." Dass seine Verbalattacke nach hinten losgehen könnte, scheint auch Bartol schnell gemerkt zu haben: Seinen Tweet über Melnyk hat der SPD-Politiker inzwischen gelöscht und eine Entschuldigung hinterhergeschickt.

"Ich habe meinen Tweet zum ukrainischen Botschafter Melnyk gelöscht. Insbesondere die Anführungszeichen waren ihm gegenüber respektlos, dafür entschuldige ich mich bei ihm ausdrücklich. Es sind schlimme Zeiten, die für die ukrainische Seite unerträgliche Situation führt verständlicherweise zu Aufforderungen an die Bundesregierung, wo in Friedenszeiten diplomatische Zurückhaltung angebracht wären."

Der Botschafter teilte später mit, er fühle sich durch die Äußerungen Bartols verletzt. "Menschlich kann man das nur schwer verarbeiten. Ich bin kein Automat", sagte Melnyk dem Nachrichtensender "Welt". Allerdings sei dafür aktuell nicht der richtige Zeitpunkt. Wichtiger sei es, dass der Ukraine geholfen werde. "Darum geht es mir. Dafür zu werben, dass dieses Verständnis auch bei den Abgeordneten, vor allem der Ampel-Koalition, ankommt."

Melnyk: Vermittlung von Schröder "endgültig erledigt"

Melnyk appellierte an Kanzler Olaf Scholz, am Donnerstag im Bundestag zu erklären, "was genau die Ampel nun vorhat, um die Ukraine tatkräftig zu unterstützen und dem Vernichtungskrieg Russlands ein Ende zu setzen. Es wäre genau drei Wochen nach Kriegsbeginn an der Zeit, dass der deutsche Regierungschef sich wieder dazu äußert und ganz konkrete Hilfsmaßnahmen avisiert."

Enttäuscht zeigte sich Melnyk auch vom gescheiterten Vermittlungsversuchs Gerhard Schröders in Moskau. "Die Sache ist für uns endgültig erledigt", sagte Melnyk der Deutschen Presse-Agentur. "Für die Ukraine machen weitere Gespräche Schröders gar keinen Sinn. Es ist schon traurig zu beobachten, wie die ganze Sache schief gelaufen ist."

Verwendete Quellen
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