Putin liefert offenbar angereichertes Uran nach China
Den USA machen Berichte Sorgen, nach denen Russland angereichertes Uran nach China liefert. Es wird befΓΌrchtet, dass es um Atomwaffen geht.
Russland soll nach Erkenntnissen des US-Verteidigungsministeriums hochangereichertes Uran nach China liefern. "Verschiedene Open-Source-Verkaufsstellen berichteten, dass Rosatom hochangereichertes Uran fΓΌr chinesische schnelle BrΓΌter bereitstellt", sagte der Vorsitzende des Unterkomitees fΓΌr Strategische StreitkrΓ€fte, Doug Lamborn, bei einer AnhΓΆrung. Bei der Spaltung in diesen Reaktoren entsteht Plutonium, das in Atomwaffen verwendet werden kann.
Die Abwicklung findet offenbar ΓΌber die staatliche russische Firma Rosatom statt. "Es ist sehr beunruhigend zu sehen, dass Russland und China in diesem Bereich zusammenarbeiten", sagte der stellvertretende Verteidigungsminister fΓΌr Raumfahrpolitik, John F. Plumb.
Zwar kΓΆnnte China auch gute GrΓΌnde fΓΌr die zivile Nutzung angeben. Aber das ΓΌberzeugt den Verteidigungssprecher nicht. "Plutonium ist fΓΌr Waffen", sagte er, "ich denke also, das Verteidigungsministerium ist besorgt". Die Berichte wΓΌrden auch die Sorge um eine VergrΓΆΓerung der chinesischen NuklearstreitkrΓ€fte vergrΓΆΓern. Du brauchst fΓΌr mehr Waffen mehr Plutonium", so Plumb.
Hochangereichertes Uran kann auch direkt fΓΌr Atomwaffen verwendet werden, wenn es einen Grad von mehr als 90 Prozent erreicht. Der Iran soll bereits einen Reinheitsgrad von 84 Prozent erreicht haben, warnt die Internationale AtomenergiebehΓΆrde. Mehr dazu lesen Sie hier. Welcher Grad bei den Rosatom-Lieferungen vorhanden sein soll, ist nicht bekannt. Fraglich ist, ob das russische angereicherte Uran ΓΌberhaupt fΓΌr "Schnelle BrΓΌter" gedacht ist. Denn in diesen wird in der Regel das natΓΌrliche Uran-238 eingesetzt, das nicht β wie in Leichtwasserreaktoren β angereichert werden muss.
Gefahr durch mehr Langstreckenraketen
China und Russland hΓ€tten nach Angaben des Pentagon-Mitarbeiters Atomwaffen, Weltraumkrieg und Langstreckenangriffe in den Mittelpunkt ihrer Strategien gestellt. Die USA sehen eine wachsende Zahl an Langstreckenraketen in China, die eine Bedrohung aus einer immer grΓΆΓer werdenden Distanz darstellten, sagte Plumb vor einem Komitee des ReprΓ€sentantenhauses.
GegenΓΌber der Bild-Zeitung sieht der China-Experte Ralph Wobel vom Ostasienzentrum der Hochschule Zwickau eine VerΓ€nderung in der russisch-chinesischen Beziehung. "Eines steht fest: China ist dadurch im Ukraine-Konflikt noch einen Schritt weniger neutral geworden, sondern verstΓ€rkt seine Kooperation mit Russland β nun auch in einem militΓ€risch-strategischen Bereich", sagte er.
Rosatom am Betrieb vieler Reaktoren beteiligt
Russland ist unter PrΓ€sident Putin einer der weltweit grΓΆΓten Lieferanten von Uran geworden. "Russland dominiert durch sein staatliches Mammut-Atomunternehmen Rosatom die globale nukleare Lieferkette", schrieb die New York Times vor wenigen Tagen. Aus der russischen Atomschmiede stammten demnach 18 europΓ€ische Reaktoren, und oftmals ist Rosatom am Betrieb beteiligt. Nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine wurde auch Europas grΓΆΓtes AKW in Saporischschja unter die Aufsicht des Staatskonzerns gestellt. Das soll der Kremlchef angeblich persΓΆnlich angeordnet haben.
Das britische "Royal United Services Institute for Defence and Security Studies" stellte Ende Februar fest: "Deutliche WertzuwΓ€chse sind bei russischen Kernenergie-bezogenen Exporten nach China zu beobachten, die offenbar das Ergebnis russischer Brennstoffexporte fΓΌr den chinesischen CFR-600-Reaktor des Kernkraftwerks (NPP) Xiapu sind." Die Japan Times berichtete, dass die RUSI-Daten zeigten, dass Russland zwischen September und Dezember fast sieben Mal so viel hochangereichertes Uran fΓΌr den CFR-600-Reaktor nach China exportiert habe wie alles Material, das in den letzten drei Jahrzehnten weltweit unter der Schirmherrschaft der USA und der IAEA entfernt wurde.
Noch keine EU-Sanktionen gegen Atomindustrie
Bislang ist die russische Atomindustrie von den Sanktionen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg ausgenommen. Auch im neuesten EU-Sanktionspaket konnten sich die Mitgliedsstaaten nicht auf MaΓnahmen einigen. Vor allem Ungarn blockiert offenbar: Rosatom errichtet zwei neue ReaktorblΓΆcke fΓΌr das ungarische Atomkraftwerk Paks.
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GroΓbritannien hat lediglich Sanktionen gegen ranghohe Manager des staatlichen russischen Atomkonzerns Rosatom sowie zwei der grΓΆΓten RΓΌstungsunternehmen und vier Banken erlassen.
Litauens PrΓ€sident Gitanas Nauseda pocht deshalb auch nach dem zehnten EU-Sanktionspaket gegen Russland auf noch weitreichendere MaΓnahmen. Besonders einsetzen wolle er sich fΓΌr StrafmaΓnahmen gegen den russischen Staatskonzern Rosatom und die russische Nuklearindustrie. "Wir haben immer betont, dass das, was Russland im Nuklearbereich tut β destabilisieren und eine sehr konkrete Bedrohung fΓΌr nukleare Anlagen in der Ukraine darstellen β, nicht ohne Folgen bleiben kann".
- defense.gov: "Russia Reportedly Supplying Enriched Uranium to China"
- nytimes.vom: "Why Russia Has Such a Strong Grip on Europeβs Nuclear Power"
- bild.de: "Putin schickt Atom-Material nach China"
- deutschlandfunk.de: "IAEA weist im Iran hochangereichertes Uran nach"
- japantimes.co.jp: "Chinaβs imports of Russian uranium spark fear of new arms race"
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und Reuters