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Donald Trump und Wladimir Putin: "Der Präsident denkt, er kann mit Putin befreundet sein"


Trump ignoriert Warnungen
"Putin ist gut, wir alle sind gut"

Von Fabian Reinbold, Washington

16.07.2018Lesedauer: 4 Min.
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Wladimir Putin (l.) und Donald Trump beim APEC-Gipfel in Vietnam im November: "Was kann ich tun? Er wird das vielleicht dementieren."Vergrößern des Bildes
Wladimir Putin (l.) und Donald Trump beim APEC-Gipfel in Vietnam im November: "Was kann ich tun? Er wird das vielleicht dementieren." (Quelle: Mikhail Metzel/imago-images-bilder)

Donald Trump ignoriert Warnungen seiner Berater vor Wladimir Putin. Stattdessen zeigt er Bewunderung für den Kreml-Chef. Kann er sich in Helsinki behaupten?

Nachdem sich Donald Trump in Rage geredet, sich über die Deutschen und Nato beschwert, Demokraten und Medien lächerlich gemacht hatte, kam er plötzlich auf Wladimir Putin zu sprechen.

Die Journalisten würden ihn vor Putin warnen, sagte Trump bei seinem letzten Wahlkampfauftritt vor zehn Tagen im Bundesstaat Montana. "Präsident Putin sei KGB und dies und das", gab Trump mit ätzender Stimme die Berichterstattung wieder. Dann sagte er seinen Anhängern: "Wisst ihr was? Putin ist gut, wir alle sind gut. Wir sind Menschen."

Die Einschätzung, dass alle Menschen gut seien, hört man selten aus dem Munde des US-Präsidenten. Die Tatsache, dass Putin tatsächlich 15 Jahre lang KGB-Agent und später Chef des KGB-Nachfolgers FSB war, hat Trump noch nie erwähnt. Wenn es um den Kreml-Chef geht, klingt er beschwichtigend, hoffnungsvoll, bewundernd.

Kann sich Trump behaupten? Und will er das überhaupt?

Trump wird ständig über die Absichten Putins gewarnt, von seinen Beratern und dem Regierungsapparat. Russland unter Putin ist für die USA ein Gegenspieler. Doch Trump ignoriert die Warnungen, ja, er macht sich lustig über sie.

Das wirft zum Gipfeltreffen der Präsidenten Amerikas und Russlands in Helsinki die Frage auf, ob sich Trump gegenüber Putin behaupten kann – und das überhaupt will. 90 Minuten sitzen die beiden zu einem Vier-Augen-Gespräch zusammen, ohne Berater, ohne dass Protokoll geführt wird. Viele langgediente Diplomaten in Washington sorgen sich, dass Trump sich dabei von Putin um den Finger wickeln lassen könnte.

Trump wird es egal sein. Als er mit Putin im März telefonierte, hatten ihm seine Berater extra einen Zettel mit einer kurzen Notiz in Großbuchstaben zugeschoben: NICHT GRATULIEREN. Putin hatte sich gerade als Präsident bestätigen lassen, und Trump sollte die unfreie Wahl nicht mit einem Glückwunsch aufwerten. Doch er gratulierte trotzdem und lud Putin sogar nach Washington ein. Daraus erwuchs schließlich das Treffen in Helsinki.

Putin schmeichelt Trump am Telefon

Putin schmeichelt Trump in diesen Telefonaten. Er lobt den Wirtschaftsboom in den USA, zeigt sich auf einer Wellenlänge, wenn Trump über "Fake News" und den "Deep State" klagt, für Trump der Regierungsapparat, der gegen ihn arbeite. Putin sagt Trump, was dieser hören will.

Das scheint zu wirken. "Der Präsident denkt, dass er mit Putin befreundet sein kann", hat Trumps früherer Sicherheitsberater H.R. McMaster gegenüber Kollegen geklagt, berichtet die "Washington Post". "Ich weiß nicht, warum oder warum er es sein möchte", wird McMaster, der im April zurücktrat, zitiert.

Trump hat seine Aussage, er könne ein gutes Verhältnis zu Putin aufbauen, im Wahlkampf und im Amt oft wiederholt. Seine Lobhudelei für Putin reicht noch weiter zurück. Wer in die Archive geht, findet etwa eine Bemerkung Trumps aus dem Jahr 2007: Putin leiste Großartiges, um Russland wieder aufzubauen. Nachdem Trump 2013 zu einer Miss-Universe-Wahl nach Moskau geflogen war, gab er anschließend an, dass er "direkt und indirekt mit Putin gesprochen" und dass dieser "nicht netter hätte sein können". Später dementierte Trump immer wieder, dass er Putin getroffen habe. Doch er bezeichnete ihn als "starken Anführer".

Trump gegen die Trump-Regierung

Verweise auf Putins hartes Vorgehen gegen Journalisten, Dissidenten, Minderheiten konterte Trump einst mit der Bemerkung, die USA selbst seien auch nicht so unschuldig.

Trump arbeitet dabei auch gegen seine eigene Regierung, die Russland unter Putin als destablisierende Macht einordnet. Zuletzt hat die US-Administration zahlreiche Sanktionen verhängt, etwa wegen der Einflussnahme auf die Präsidentschaftswahl 2016 oder wegen des Nervengift-Attentats auf den russischen Ex-Agenten Skripal in Großbritannien. Trump selbst hat sich wiederholt unzufrieden über die letzte Runde der Strafmaßnahmen geäußert.

Trumps Faszination mit Putin ist Gegenstand zahlreicher Berichte. Mal werden die finanziellen Abhängigkeiten seiner Firmen von russischen Geldgebern betont, mal Trumps offenkundige Bewunderung für autoritäre Herrscher, die keinerlei Rücksicht auf Gegner nehmen. Und natürlich spielen auch die Kontakte seines Umfelds zu russischen Vertretern im Wahlkampf eine Rolle.

Schuld sind mal wieder die Demokraten

Trump hat nicht ein einziges Mal die massive Einmischung Russlands in die US-Präsidentschaftswahl eingeräumt, obwohl diese von allen US-Diensten und von zahlreichen Untersuchungen nachgewiesen wurde. Von der Presse wird Trump immer wieder gefragt, wie er das Thema Putin gegenüber ansprechen werde. Zuletzt gab er sich am Donnerstag in Brüssel unbekümmert. Ansprechen könne er das Thema mit Putin, aber dann? "Was kann ich tun? Er wird das vielleicht dementieren."

Da wusste Trump bereits von den neuen Erkenntnissen des FBI zum Thema, die am Freitag der Öffentlichkeit präsentiert wurden. Die Sonderermittler klagten zwölf russische Mitarbeiter des Militärgeheimdienstes GRU an, weil diese ausgeklügelte Hackerattacken auf Hillary Clintons Wahlkampagne sowie auf US-Wählerverzeichnisse verübt haben sollen.

Trump reagierte darauf am Wochenende tatsächlich mit Kritik. Diese richtete sich jedoch nicht an die ausländischen Spione oder Putin, der sie angeordnet haben soll, sondern an die betroffenen Demokraten. Sie hätten ihre Computer besser schützen sollen.

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