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Feuer durch "Gelbwesten": Wieso diese Bilder vom Protest die Welt täuschen


Feuer durch "Gelbwesten"
Wie diese Bilder vom Pariser Protest die Welt täuschen

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 11.12.2018Lesedauer: 3 Min.
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Quelle: Screenshot Twitter

Zwei Bilder zeigen angeblich, wie Fotografen bei den Protesten der "Gelbwesten" in Paris ein Feuerchen für ein dramatisches Foto nutzen. Der falsche Eindruck ist Made in China.

Journalisten posteten es selbstkritisch, viele Nutzer verbreiteten es als Anklage an die Medien: Zwei Fotos von Feuern, die vermeintlich enthüllen, wie Fotografen die Wirklichkeit durch die Wahl der Perspektive verzerren. Und wie sie so die Lage in Paris dramatisieren.

Doch die Bilder zeigen zwei unterschiedliche Feuer. Sie erzählen deshalb nicht von bewusster Täuschung durch Fotografen, sondern von Leichtgläubigkeit – und von Manipulation durch vermeintliche Aufklärung.

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Die Geschichte, wie in Paris vermeintlich die Wahrheit verzerrt wird, hat ihren Ursprung im chinesischen Netzwerk Weibo genommen, wenn die Angaben von Dovey Wan stimmen, die aus China stammt und heute in San Francisco zu Gründern eines Investment-Fonds für Krypto-Währungen zählt. t-online.de hat diese Angaben nicht verifiziert. Die chinesischen Schriftzeichen in einem Bild liefern aber einen Hinweis darauf, dass die Darstellung stimmen könnte.

Zwischen Fotos liegen sieben Tage

"Auf die Perspektive kommt es an", schrieb sie zu den beiden Bilder, als sie sie bei Twitter veröffentlichte. Sie fügte hinzu, dass sie nicht in Paris ist, dass die Bilder keine "News" und nicht aus erster Hand seien. Der Verbreitung der Bilder tat das keinen Abbruch. Als 40 Minuten später der Niederländer Miko Flohr, Professor für römische Geschichte, die Fotos auch ironisch mit "Paris brennt!" kommentierte, verbreitete sich auch sein Tweet sehr schnell. Beide Beiträge verbreiteten sich auch auf anderen Netzwerken.

Auch deutsche Journalisten teilten die Bilder, ohne sie hinterfragen. Das Format "Quer" des Bayerischen Rundfunks stellte sie sogar in den Kontext von Kriegspropaganda:

Doch die Bilder enthüllen keine Propaganda. Das dramatisch wirkende Foto mit dem Feuer im Vordergrund und dem Triumphbogen im Hintergrund, ist viel älter als das andere Foto. Es wurde bereits am 1. Dezember aufgenommen, von der französischen Fotografin Karine Pierre. Es ist auf der Seite der Agentur Hans Lukas zu finden. Weitere Bilder aus der Serie zeigen, dass dieses Feuer weit größer war als das kleine mit den Fotografen daneben.

"Es macht mich traurig, dass eines meiner Fotos auf diese Art genutzt wird", erklärte Fotografin Pierre gegenüber t-online.de. "Das ist aber nicht der eigentliche Punkt." Man müsse sich fragen, woher solche Manipulation komme und wem sie nutze. "Wir steuern auf eine Welt zu, in der Fotografen und Journalisten ihre Arbeit kaum noch machen können. Eine Welt, in der Anschuldigungen Informationen ersetzen."

Die beiden Bilder sind nicht nur an verschiedenen Tagen entstanden, sondern an rund einem Kilometer voneinander entfernt gelegenen Orten. Das Bild der Fotografin ist mit Teleobjektiv auf der Avenue Foch unweit des Triumphbogens aufgenommen worden.

Die andere Aufnahme der auf dem Boden um das Feuer knienden Fotografen ist am 8. Dezember auf der anderen Seite des Triumphbogens in der Avenue Friedland gemacht worden. Sie wurde auf dem Twitter-Account des französischen Wochenmagazins Le Point veröffentlicht.

Als einer der ersten gestoßen war darauf Matthias Cantow, der auch das Portal wahlrecht.de betreibt. Zwei Stunden nach dem Tweet schrieb er Dovey Wan mit einem Hinweis an.

Der Siegeszug der falschen Geschichte von den angeblich manipulativen Fotografen war aber nicht mehr aufzuhalten.


Das zeigt: Mit Bildern lässt sich manipulieren, absichtlich oder unabsichtlich. Auch mit der Behauptung, Bildern seien manipuliert, lässt sich manipulieren. Hier besteht die Manipulation darin, dass zwei Bilder kombiniert werden, die nichts miteinander zu tun haben und die so einen falschen Eindruck erwecken.

Verwendete Quellen
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